(sto) Mit „Danton! Tod?“ brachte Die Badische Landesbühne eine moderne und neu überarbeitete Variante von Georg Büchners „Dantons Tod“ auf die Beine.
Hintergrund des Stückes ist die Französische Revolution und die damit verbundenen und auftretenden Konflikte zwischen den einzelnen politischen Gruppierungen.
Jahrelang wurde das Volk von den Machthabern des Landes ausgebeutet und an den Rand der Armut gebracht, bis dies schließlich zu einem Umbruch – einer Revolution – führte. Das Land muss nun neu organisiert werden, um es vom herrschenden Chaos und den Wirren zu befreien. Robespierre (Andreas Krüger) versucht, notfalls mit Gewalt eine neue Regierung zu etablieren. Sich sieht er an deren Spitze. Danton (Ole Xylander) vertritt die Ansicht einer verantwortungsvollen Gesellschaft und des Volkes, welches in der Lage ist, sich selbst zu regieren. Unterstützt wird Danton von Julie (Andrea Nistor), seiner Gattin.
Während Robespierre radikal gegen alle Feinde der Revolution vorgehen will, fordert Danton die Freiheit für alle Menschen und ihre Entscheidungen. Die Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Lagern findet ihren Höhepunkt in der Verhaftung und der Hinrichtung Dantons.
Die Dramaturgie stammt von Olivier Garofalo, die alle wesentlichen Kernthemen von „Dantons Tod“ aufgreift. Das Stück selbst wurde von Mehdi Moinzadeh, der bereits als Schauspieler für die BLB auf der Bühne stand, inszeniert. Regieassistenz ist Verena Hagedorn. Die Inszenierung ist sehr modern gehalten und aufgrund der sehr komplexen Themen fällt es dem Zuschauer schwer, sich in das Stück hineinzuversetzen. Die Schauspieler versuchen allerdings durch gezieltes Ansprechen des Publikums dieses in die Handlung miteinzubeziehen. Der Zuschauer soll somit Teil der Verhandlung um Dantons Strafe sein, sich als das Volk sehen. Um dem Text folgen zu können, ist höchste Konzentration geboten. Da das Stück an manchen Stellen etwas monoton wirkt, ist es schwer, die Handlung nachzuvollziehen. Emotionen bleiben teils auf der Strecke. Dem Stück fehlt es an Leben und alles wirkt doch etwas zu statisch. Allerdings könnte genau diese Statik und Monotonie vom Regisseur beabsichtigt worden sein, um doch auch eine gewisse Distanz zum Publikum zu wahren, oder die Geschichte sachlich wiederzugeben.
Die Schauspieler liefern wie immer eine großartige Leistung ab. Ihr Schauspiel wird durch eine Choreographie zu bestimmten Begriffen bzw. Wörtern ergänzt. Jedoch entsteht an einigen Passagen der Eindruck einer nicht ganz konsequenten Durchführung dieser. Trotz der Anstrengung durch die Choreographie bleiben die Schauspieler in ihren Rollen. Einige Textstellen werden von den Darstellern nacheinander wiederholt, sodass es wie ein Echo klingt, welches akustisch einen tollen Effekt auf den Zuschauer ausübt. Besonders bei fast geflüstertem Text zeigt es seine Wirkung. An einigen Stellen kommt wie gewohnt Musik zum Einsatz, welche das Stück weicher und nahbar macht.
Die Bühne ist in einem dunklen Grau gehalten, glänzt aber durch ein beleuchtetes, mehreckiges Gebilde, auf dem die Schauspieler teilweise akrobatische Figuren zum Besten geben. Besonders überzeugend zeigt sich dies bei den Hinrichtungsszenen. Die Lichteffekte peppen das Stück etwas auf und unterstreichen den modernen Charakter der Inszenierung. Die Kostüme der Schauspieler erinnern eher an Weltraumanzüge, die in einem schlichten Weiß gehalten wurden und im Kontrast zu der sonst grauen Bühnenausstattung stehen. Die Farbe Weiß wurde wahrscheinlich gewählt, um die Unschuld der Charaktere zu symbolisieren, die allerdings nur von ihnen selbst beteuert wird. Durch Schminke an den betreffenden Stellen werden die Todesarten der Protagonisten angedeutet.
Das Thema Revolution ist aktueller denn je. In vielen Ländern herrscht Umbruchstimmung. Das Stück führt einem vor Augen, was die Revolution mit dem gesamten Volk macht und mit dem einzelnen Menschen als Individuum, dass es immer mehrere Meinungen gibt und verschiedene Wege zu verschiedenen Zielen.
Aber es wirft auch Fragen auf: Was bedeutet Revolution eigentlich? Gegen wen oder was richtet sich diese? Sind die Anhänger einer Meinung schützenswerter als die einer anderen? Wie radikal und mit welchen Mitteln sollte man seine Meinung vertreten dürfen? Wie weit also dürfte man gehen?
Trotz des pädagogisch wertvollen Gehalts dieses Stückes fragt man sich am Ende: Wo ist das Mitleiden, das Mitreißen, das Miterleben? – Tot?