(zg) Markus Gisdol ist in Hoffenheim kein unbekanntes Gesicht. Der 43-jährige gebürtige Geislinger kam im Sommer 2009 vom damaligen Regionalligisten SSV Ulm 1846 als Cheftrainer der U23 in den Kraichgau und half entscheidend mit, die Hoffenheimer Spielphilosophie zu entwickeln. Ein Kurzporträt des neuen Chefcoachs.
Gisdol gilt als äußerst akribischer Trainer mit einer sehr hohen Fachkompetenz. Aus diesem Grund lotste ihn Hoffenheims Manager für Sport- und Nachwuchsförderung, Bernhard Peters, vor vier Jahren in den Kraichgau. Der damals 39-Jährige hatte die schwierige Aufgabe, in der U23 einen komplett neuen Kader zusammenstellen und gleich aufzusteigen – denn zu diesem Zeitpunkt war die TSG der einzige Bundesligist mit einem fünftklassigen Unterbau.
Und attraktiver Fußball sollte wenn möglich auch noch gespielt werden. Wenige Monate später war die Mission erfüllt: Die U23 war mit herzerfrischendem Offensivfußball frühzeitig zur Meisterschaft gestürmt.
In der Folgesaison begann Gisdol seine Ausbildung zum Fußballlehrer, die Prüfung legte er im März 2011 erfolgreich ab. Kurz darauf kam das Angebot von Hoffenheims ehemaligem Cheftrainer Ralf Rangnick, mittlerweile bei Schalke 04 unter Vertrag, ihm bei den „Knappen“ zu assistieren. Und auch, als Rangnick wegen eines Burnouts zurücktreten musste und durch Huub Stevens ersetzt wurde, entwickelte sich Gisdol als Co-Trainer in Gelsenkirchen weiter. „Natürlich war es spannend, talentierte Nachwuchsspieler wie Julian Draxler und Lewis Holtby oder Weltstars wie Klaas-Jan Huntelaar und Raúl zu trainieren“, sagt er heute. „Aber man darf eines nicht vergessen: Auch das sind junge Burschen, die einen Plan brauchen.“
Einen Plan – „Wie wollen wir Fußball spielen?“ Und genau dafür steht Gisdol, der bei seinen ehemaligen U23-Spielern noch immer sehr hohes Ansehen genießt. Losgelöst von der hohen fachlichen Meinung, die sie von ihm haben, loben sie die klare Struktur, die ihr ehemaliger Chefcoach ihnen mit auf den Weg gegeben hat.
Als Spieler war Gisdol unter anderem bei seinem Heimatverein SC Geislingen aktiv. Den legendären DFB-Pokalsieg gegen den Hamburger SV in der Saison 1984/85 (2:0) verfolgte er als kleiner Junge live im Stadion. Weitere Stationen waren der 1.FC Pforzheim sowie der SSV Reutlingen, als Trainer wirkte er in Geislingen, beim VfB Stuttgart (U17), bei der SG Sonnenhof Großaspach sowie in Ulm.
„Der Kontakt nach Hoffenheim ist nie abgebrochen“, freut sich Gisdol, wieder an alter Wirkungsstätte tätig sein zu dürfen. Einer, der die Strukturen im Kraichgau nicht nur sehr gut kennt, sondern entscheidend mitgeprägt hat. Mit gutem, ehrlichem Fußball wolle er nun die Zuschauer wieder zurückgewinnen und Nachwuchsspieler in die erste Mannschaft integrieren. „Die Hoffenheimer Spielphilosophie, die ja niedergeschrieben ist, habe ich nicht nur mit gestaltet, sie ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.“
Gestern Champions League, jetzt Abstiegskampf und Neuaufbau. „Ich habe in meiner Zeit bei Schalke sehr viel gelernt“, blickt Markus Gisdol zurück. „Aber mir war immer klar, dass ich irgendwann wieder in die Chefrolle zurück möchte.“ Nun ist es also soweit.
Quelle: TSG 1899 Hoffenheim