(zg) Seit Sommer 2015 wird der Forstbezirk Kraichgau von Philipp Schweigler geleitet. Der neue Forstmann im Rhein-Neckar-Kreis freut sich besonders über die vielen wertvollen Laubholzbestände, die der gesamte Kraichgau zu bieten hat. „Buche, Eiche und Fichte kennen wahrscheinlich die meisten Waldbesucher“, stellt er fest, „aber in unseren Wäldern im Rhein-Neckar-Kreis kommen häufig mehr als zehn verschiedene Baumarten in unmittelbarer Nähe zueinander vor.“ In einer losen Serie stellt der Förster diese Baumarten und ihre Besonderheiten vor – in der heutigen Folge geht es um die Elsbeere.
Dieser Baum ist aus zweierlei Sicht ein Schatz unserer Wälder: Zum einen ist die Elsbeere eine echte Rarität, zum anderen liefert sie besonders wertvolles Holz. Elsbeerbäume blühen von Ende Mai bis Anfang Juli. Die weißen Blüten ziehen viele Insekten an und sind eine bedeutende Bienenweide. Aus jedem Blütenstand entstehen im Herbst fünf bis zehn birnenähnliche, ein bis zwei Zentimeter große Früchte, die aber in unserer Region heutzutage kaum noch verarbeitet werden. Die gelappten Blätter ähneln dem Ahorn und verfärben sich im Herbst leuchtend orangegelb bis blutrot. So sorgen sie auch bei uns im Kraichgau und an der Bergstraße für ein Waldbild ähnlich dem „Indian Summer“.
Aber nicht nur Früchte, Blüten und Herbstlaub sind außergewöhnlich, auch das Holz der Elsbeere ist sehr wertvoll. Seit Jahrhunderten wird es von Drechslern, Schreinern und Instrumentenbauern sehr geschätzt. Das kostbare Holz wird beispielsweise in der Innenausstattung hochwertiger Limousinen verarbeitet.
Als selten gilt dieser Baum nicht zuletzt wegen seiner geringen Endhöhe von 25 Metern. Zum Vergleich: Buchen werden bis 45 Meter hoch, Eichen immerhin noch 40 Meter. Weil die Elsbeere jedoch relativ viel Licht benötigt, ist sie anderen Baumarten unterlegen, da im Ökosystem Wald der Kampf ums Licht das Geschehen beherrscht. Zudem werden viele Früchte der Elsbeere von Mäusen und Vögeln gefressen, bevor sie keimen können. Das Hauptproblem ist jedoch der Wildverbiss: Die jungen Sämlinge werden besonders gerne vom Rehwild gefressen.
Im Bereich von Sinsheim, Angelbachtal und Mühlhausen oft vertreten Die „schöne Else“, wie der Laubbaum auch genannt wird, baut als Überlebensstrategie besonders auf ihr tiefes, weitverzweigtes Wurzelsystem. So hat die Elsbeere einen Standortsvorteil gegenüber wuchskräftigeren aber anspruchsvolleren Baumarten und kann so selbst auf tonigen und trockenen Böden gut überleben. In der hiesigen Region ist sie vor allem auf den schweren Böden im Bereich von Sinsheim, Angelbachtal und Mühlhausen aber auch auf den trockenen Hängen an der Bergstraße sowie an Neckar und Elsenz heimisch.
Auch in Hinsicht auf den Klimawandel hat die Elsbeere aufgrund ihrer Trockenheitstoleranz einen eindeutigen Vorteil. Daher fördert das Kreisforstamt die Elsbeere, wo immer es möglich ist. „Im Zuge der Waldpflege, bei den sogenannten Durchforstungen, helfen wir Förster den Elsbeeren beim Kampf um das Sonnenlicht, indem wir die höherwachsenden Nachbarbäume ganz gezielt umsägen lassen“, erklärt Revierleiter Bernd Niederer. „Außerdem wird die Elsbeere durch Pflanzung gefördert: Letztes Jahr haben wir in den Wäldern des Rhein-Neckar-Kreises mehr als 1000 Stück gepflanzt!“
Quelle: Silke Hartmann