(zg) Jetzt zeigt sich der Baum des Jahres 2020 – die Robinie (wissenschaftlicher Name „robinia pseudoacacia“) – von seiner reizvollsten Seite: Die hängenden weißen Blütentrauben sind nicht nur ein schöner Anblick, sondern verströmen auch einen intensiven süßlichen Duft. Dieser lockt die Insekten zur Bestäubung und zeigt den Weg zur süßen Nektarquelle. Die fließt in manchen Jahren so reichlich, dass dann ein sortenreiner „Akazienhonig“ gewonnen werden kann. „Akazie ist eigentlich ein irreführender Begriff“, erläutert Forstamtsleiter Robens, „richtiger wäre Robinie oder Scheinakazie.“
In den Wäldern des Rhein-Neckar-Kreises ist die Robinie nur selten zu finden. Sie wird aktuell weder durch Pflanzungen in den Wald eingebracht, noch wird sie bei natürlichem Vorhandensein aktiv gefördert. Auf manchen Standorten verdrängt sie nämlich andere Pflanzenarten und verändert dadurch heimische Ökosysteme und Pflanzengesellschaften in ihrer Zusammensetzung, was ihr die Einstufung als „invasive Art“ beschert hat. Dies liegt einerseits an ihrem hohen Vermehrungspotenzial durch „Stockausschlag“ und „Wurzelbrut“, andererseits besitzt sie die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft mit Hilfe von Knöllchenbakterien im Wurzelraum zu binden. Dies bringt ihr den Vorteil, dass sie grundsätzlich auch mit nährstoffärmeren Bodenverhältnissen gut zurechtkommt. Im Wald trifft man die Robinie häufig entlang von Bahndämmen und Straßenböschungen.
Als Alleebaum ist die im 18 Jahrhundert aus Nordamerika eingewanderte Robinie hingegen weit verbreitet. Dank ihrer Schönheit hat man sie damals hauptsächlich als Zier- und Alleebaum eingebracht. Bis heute ist sie in unseren Städten weit verbreitet, da sie im Sommer gut mit dem städtischen Klima zurechtkommt und zudem recht salz- und immissionstolerant ist.
Außergewöhnlich witterungsbeständig ist das Holz der Robinie. Kein anders Holz in Europa ist ohne Imprägnierung derart resistent. Diese Eigenschaft wird für die Herstellung von Rebstöcken, Zaun- und Weidepfählen geschätzt. Spielplatzgeräte werden ebenfalls häufig mit Robinienholz gestaltet. Bei Gartenmöbeln und Terrassendielen ist Robinienholz die ideale Alternative zu Tropenhölzern.
Betrachtet man den Baum des Jahres unter den Aspekten des Klimawandels, gehört sie theoretisch zu den Gewinnern unter den unterschiedlichen Baumarten. Doch die Erfahrungen der Försterinnen und Förster aus der Praxis haben gezeigt, dass die Einbeziehung in unsere Wälder hierzulande mit Problemen verbunden und im Einzelfall genauestens abzuwägen ist.
Quelle: Silke Hartmann