Verein für Heimatpflege Neckarbischofsheim
Für den 1949 in New York geborenen Robert Jesselson, einen renommierten Musikprofessor aus South Carolina (USA) war der Besuch in Neckarbischofsheim, der Geburtsstadt seines Großvaters sehr bewegend. „Als ich in New York aufwuchs, hörten meine Cousins und ich immer von dieser hübschen kleinen Stadt, die in der Erinnerung beinahe ein Garten Eden war.“ Bei seinem ersten Besuch in Neckarbischofsheim Anfang der 60-iger Jahre hatte ihm sein Vater noch ganz stolz einen Baum im Schlossgarten mit den Initialen KJ (= Kurt Jeselsohn) gezeigt. Walter Zeller vom Verein für Heimatpflege begleitete Robert Jesselson, dessen Frau und Frau Annegret Braun, die vor Jahren ein Buch über das Schicksal von Else Kahn, geborene Jeselsohn geschrieben hatte. Robert Jesselsons Tante Else kam nach dem 25.11.1944 im KZ Stutthof ums Leben. Nach einem Besuch der Synagoge in Steinsfurt begleitete Herr Chris Flothow vom Verein „Alte Synagoge Steinsfurt“ die Gruppe zu den Gräbern der Familie Jeselsohn auf dem jüdischen Friedhof in Waibstadt. Der älteste Grabstein ist dabei der von Faelkel Jehosua Jeselsohn (1742 – 28.03.1820). Nach altem jüdischen Brauch legte Robert Jesselohn auf jeden der Grabsteine einen Stein des Gedenkens nieder. In Neckarbischofsheim übergab dann Robert Jesselson in der Totenkirche Herrn Peter Beisel in Leder eingebundene Bücher aus dem frühen 18.Jahrhundert. Diese kleinen EX libris Bücher in französischer Sprache mit der Signatur des Grafen Max von Helmstatt standen solange er sich erinnern konnte im Bücherregal seines Vaters Kurt Erich Jesselson. Dieser gelangte noch während der letzten Tage des 2.Weltkrieges als erster der in der NAZI-Zeit vertriebenen jüdischen Familien als amerikanischer Soldat nach Neckarbischofsheim. Vielleicht hatte er diese Bücher damals von den letzten Gräfinnen als Gastgeschenk erhalten. Peter Beisel versprach, dass diese Bücher einen würdigen Platz im Heimatmuseum im Alten Schloss erhalten würden. Danach führte Walter Zeller die Gäste durch die Stadt. Diese waren begeistert von den Sehenswürdigkeiten wie dem Alten Schloss, der Stadtkirche und als Höhepunkt dem Fünfeckigen Turm. Lange stand die kleine Gruppe am Platz der ehemaligen Synagoge und vor den Stolpersteinen. Die Geschichten der Menschen, an die durch die Stolpersteine gedacht wird, wurden wieder lebendig. Am Haus von Robert Jesselsons Urgroßvater Max Jeselsohn (ehemaliges Geschäft „Dies und Das“) ist noch deutlich an der Eingangstür die Aussparung für die Mesusa erkennbar und wenn man genau hinschaut ist über der Eingangstür nach all den Jahren auch noch der Schriftzug „Jeselsohn“ unter dem Verputz zu entziffern. Es sei ein großer Wunsch der Familie Jeselsohn, dass auch für seinen Großonkel Samuel, dem letzten Vorstand der jüdischen Gemeinde, dessen Bruder Theodor und deren Ehefrauen zum Andenken an die nahezu 300-jährige Geschichte der Familie Jeselsohn in dieser Stadt, einer Familie, die voll integriert war und sich als Deutsche gefühlt haben, Stolpersteine verlegt werden könnten, meinte Robert Jesselson am Ende eines langen Tages.