(zg) Das LEADER-Auswahlgremium hat in seiner Sitzung am Montag (18.11.2019) in Gemmingen die letzten Fördergelder aus Brüssel in der Region verteilt. Insgesamt etwas über 2,8 Millionen Euro wurden seit 2016 ausgeschüttet und damit 40 Projekte aus unserer Region unterstützt. In der letzten Sitzung wurden die Restgelder in Höhe von 460.000 € an neun Vorhaben aus der Region gebunden. Die Umsetzungsideen spiegeln dabei eindrucksvoll wieder, was LEADER in der Region unterstützen und bewirken kann: Von der Brauchtumspflege über frei zugängliche Freizeitangebote oder Lehrpfade werden auch kleine Unternehmen aus der Region gestärkt, die sich in den Bereichen Kulturlandschaft, Tourismus, Fachkräftenachwuchs oder Innenentwicklung engagieren. Allen neun Vorhaben wurde vom Auswahlgremium ein regionales Interesse bescheinigt und daher können die Ideengeber nun den Förderantrag bei den jeweils zuständigen Landesbehörden stellen:
Ein Landwirtschaftlicher Fahrraderlebnisweg soll in Oberderdingen, Kürnbach, Zaisenhausen und Sulzfeld entstehen. Die Konzeption ist ausgearbeitet, jetzt geht es um die Umsetzung. Die Kommunen stellen Schilder und erste Stationen auf, um verschiedene Aspekte der Landbewirtschaftung im ländlichen Kraichgau darzustellen. Benno Bauer wird zukünftig den Weg zu verschiedenen Stationen und Informationen weisen.
In Zuzenhausen gibt es seitlich der vorhandenen Vereinssportplätze des FC Zuzenhausen eine sanierungsbedürftige Kleinsportanlage. Die Gemeinde will diese Fläche zu einer vielseitig nutzbaren Mehrgenerationen- Freizeitanlage mit Kletterfelsen, Slackline, Calisthenics-Anlagen, Spielsandfeld und vielen mehr umgestalteten. Zukünftig soll jede Altersklasse dort ein Freizeitangebot finden und sich die Fläche am Rande des Verbindungsweges nach Meckesheim wieder als Treffpunkt für Aktive gestalten.
Der Kürnbacher See ist eigentlich ein Regenrückhaltebecken. Die „Staumauer“ ist ein Zeichen davon. Da die Staumauer aber die Form eines Schiffbuges hat, will die Gemeinde das Betonbauwerk mit Fernrohr, Schiffsglocke und Steuerrad umgestalten und als Aufenthaltsort nutzbar machen. Highlight wird ein Graffiti an der Mauer, dass das Schiff lebendig werden lassen soll.
Der Grüne Baum ist ein bekanntes und beliebtes Hotel und Restaurant in Rohrbach. Einheimische und Gäste schätzen die Gastfreundschaft der Familie Barth und die Küche mit guten Zutaten aus der Region. Das Hotel wird weitere Investitionen tätigen und zukünftig auch ein Familienzimmer mit Verbindungstür und Balkon anbieten, ein Angebot dass junge Familien und eine wichtige Zielgruppe anspricht. Zudem wird der Frühstücksraum verlegt und barrierefrei gemacht. Diese Investitionen stärken den Tourismus. Das kleine Unternehmen wird mit Fördergeldern unterstützt.
Mitten in Hoffenheim liegt der Ludwigshof. Der Vierseitenhof stand die letzten Jahre leer, bis ein privater Investor das Anwesen erwarb. Einige der Nebengebäude sollen saniert und umgestaltet werden. Es soll eine Ferienwohnung eingerichtet werden und ein Backhaus. Der Innenhof soll für Veranstaltungen nutzbar gemacht werden. Sanitäranlagen werden in eines der Nebengebäude eingebaut. Die Investitionen stärken den Tourismus und geben einem alten Gemäuer eine neue Nutzung.
Der Spielplatz an der Schießmauer in Zaisenhausen kann derzeit nur noch eingeschränkt genutzt werden. Dies nimmt die Gemeinde zum Anlass um ein neues Konzept eines Streuobstspielplatzes umzusetzen. Neue Spielgeräte sollen einen Bezug zu den Obstbäumen im Kraichgau haben. Neue Bäume werden als Schattenspender und Informationsexemplar auf dem Spielplatz gepflanzt und mit Informationstafeln sollen auch die Eltern auf die heimische Kulturlandschaft aufmerksam gemacht werden.
Das Unternehmen CCI Fördertechnik in Waibstadt mit seinen Abteilungen Entwicklung, Konstruktion, Vertrieb, Fertigung, Montage und Service bietet ein breites Angebotsspektrum mit „Technik rund um die Palette“. Den Auszubildenden können bestimmte Tätigkeiten aber derzeit nicht beigebracht werden. Deshalb soll eine Lehrwerkstatt im Stil eines „Lehratelier“ errichtet werden und mit verschiedenen Maschinen ausgestattet werden. Das Vorhaben soll junge und kluge Köpfe fördern und die Partnerschaft zwischen Kraichgauer Unternehmen und Jugendlichen unterstützen.
Den Bewohnern Dührens wurde während vergangener Zeiten der Utzname Manschettenbauern gegeben. Noch heute ist der Name präsent und der gleichnamige Verein trägt zur Gestaltung der örtlichen Feste bei. Der Verein will zur Brauchtumspflege eine Bronzestatue eines Manschettenbauern vor der neuen Verwaltungsstelle aufstellen und so zur Identifikation und Information über die Besonderheit des Ortes beitragen.
In Sulzfeld gibt es einen Landmaschinenhandel, der mit seinem Reparaturservice wichtig für die Landwirte im südlichen Kraichgau ist. Die Gebäude werden jedoch den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht und sind zu klein. Daher soll ein Nebengebäude abgerissen und neu errichtet werden und zudem weitere Fläche mit einem Anbau geschaffen werden. Das Vorhaben wird unterstützt, um Kleinstbetriebe im Kraichgau bei Investitionen unter die Arme zu greifen.
Die Förderung wird in der Region durch den Verein Regionalentwicklung Kraichgau e.V. abgewickelt. Dieser hat von der EU und dem Land die Hoheit über die Auswahl der Förderprojekte erhalten. Die Entscheidung über die Vergabe der Gelder fällt das Auswahlgremium. Dieses besteht aus 31 gewählten Repräsentanten aus der Region, die die Bevölkerung und Interessensgruppen des Kraichgaus wiederspiegeln: von jung bis alt sowie aus den Bereichen Umwelt, Soziales, Kultur, Architektur, Wirtschaft und Kommunen. Die bisher ausgewählten Vorhaben sind auf der Internetseite www.kraichgau-gestalte-mit.de gelistet.
Mit der Verteilung der letzten Gelder fällt zugleich der Startschuss einer Neubewerbung als LEADER-Region. Die Trägerkommunen und die Landkreise möchten das Förderprogramm im Kraichgau fortführen und rufen daher alle Interessierten auf, sich bei denen im nächsten Jahr startenden Konsultationen zu beteiligen, um wiederum eine gute und erfolgreiche Bewerbung in Stuttgart einreichen zu können. LEADER lebt von den Menschen in der Region, die gemeinsam bestimmen, welche Themen besonders wichtig sind und welche Ziele für die zukünftige Entwicklung angestrebt werden sollen.
Doch auch die Fördermittelvergabe geht weiter. Der Verein kann weiterhin nach einer ähnlichen Prozedur Gelder des Bundes für Kleinprojekte vergeben. Vorhaben, die maximal 20.000 € kosten und im Jahr 2020 umgesetzt werden sollen, können sich noch bis 15.12.2019 bewerben. Interessierte Projektträger größerer Projekte könnten noch eine letzte Förderchance im nächsten Jahr haben: mögliche Restgelder anderer LEADER-Regionen werden freigegeben. Die LEADER-Geschäftsstelle steht für Auskünfte zur Verfügung.
Quelle: Dorothee Wagner