(zg) Die Badische Landesbühne hat auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Bruchsal ihren Spielplan für die Saison 2015.2016 vorgestellt. Die Spielzeit steht unter dem Motto „Die Zeit ist aus den Fugen“, einem Zitat aus Shakespeares „Hamlet“.
Dazu erklärte Intendant Carsten Ramm: „Die Figuren aller Stücke, die wir ausgewählt haben, verbindet eines: Ihre Welt geht aus den Fugen, nichts ist mehr, wie es einmal war. Uns geht es nicht anders! Im Kleinen wie im Großen erleben wir rasante Veränderungen. Indem wir andere Schicksale auf der Bühne beobachten, können wir Schlüsse für uns selbst ziehen. Theater kann niemals Antworten geben, aber es kann helfen, die richtigen Fragen zu stellen.“
Ramm stellte zusammen mit der designierten Chefdramaturgin Larissa Benszuweit die Premieren des Abendspielplanes vor:
Eröffnet wird die Spielzeit am 24. September 2015 auf der Großen Bühne mit Shakespeares Schauspiel „Hamlet“. Die Welt des jungen dänischen Prinzen Hamlet gerät aus den Fugen, als er mit einer intriganten und korrupten Gesellschaft konfrontiert wird und dies nicht hinnehmen will. (Regie: Carsten Ramm)
Zweite Premiere wird im Hexagon das Stück „Paradiso“ von Lida Winiewicz (Regie: Judith Kriebel) sein, das auf humorvolle Weise das Altern beschreibt und von zwei Schauspielerinnen bestritten wird. „Bei einer von ihnen handelt es sich um die Dresdnerin Ursula Schucht, die vielen Zuschauern noch aus Dürrenmatts ‚Der Besuch der alten Dame‘ in guter Erinnerung ist“, verriet Benszuweit.
Ganz besonders freut sich Ramm auf Truman Capotes „Frühstück bei Tiffany“, das er auch selber inszeniert. Die Geschichte der jungen Frau Holly Golightly gehört seit ihrer Verfilmung 1961 zu den beliebtesten Liebeskomödien aller Zeit und ist nach ihrer New Yorker Uraufführung 2013 nun auch auf deutschen Bühnen zu sehen.
Im November folgt im Hexagon „Die Grönholm-Methode“, die sich mit viel Witz anhand eines Vorstellungsgesprächs mit der Ellenbogenmentalität der modernen Arbeitswelt auseinandersetzt. Regie bei diesem Stück führt Ensemble-Schauspielerin Evelyn Nagel.
Als letzte Premiere im Studio zeigt die BLB im Januar mit „Kassandra“ eine Adaption der gleichnamigen Erzählung von Christa Wolf, die sich mit der Rolle einer starken Frau im trojanischen Krieg auseinandersetzt. (Regie: Christine Härter)
Auf den Klassiker „Maria Stuart“ dürfen sich Theaterzuschauer im Februar freuen. Wolf E. Rahlfs, regelmäßiger Gastregisseur an der BLB, wird mit dem Ensemble das beliebte Königinnendrama erarbeiten.
Im April geht es mit der Komödie „Hase Hase“ von Coline Serreau wieder heiter zu. Arne Retzlaff, der an der BLB gerade „Draußen vor der Tür“ inszenierte, wird die turbulente Geschichte der Familie Hase, deren Sohn eigentlich ein Außerirdischer ist, im April 2016 auf die Bühne bringen.
Zum Abschluss der Spielzeit wird in der Regie von Carsten Ramm Alexandre Dumas‘ Abenteuerspektakel „Der Graf von Monte Christo“ vor der Kulisse des Barockschlosses zu sehen sein.
Im Folgenden stellte Joerg Bitterich, Leiter des Kinder- und Jugendtheaters, die Premieren seiner Sparte vor:
Den Auftakt macht in seiner Regie die Uraufführung „Flaschengeld“ von Lisa Sommerfeldt. „Das Stück setzt sich, ohne moralisierend oder besserwisserisch zu sein, mit dem Thema Armut auseinander und stellt die Frage, ob Geld denn wirklich alles im Leben bedeutet“, sagt Bitterich.
Nach „Emil und die Detektive“ in der Spielzeit 2013.2014 zeigt die BLB dieses Jahr mit „Das doppelte Lottchen“ erneut einen Klassiker von Erich Kästner als Premiere im November. Als Regisseurin konnte dafür Eva Veiders gewonnen werden, die in Regensburg das Junge Theater leitet.
Als Klassenzimmerstück folgt im Februar die Uraufführung „Gulliver“ nach dem Roman von Jonathan Swift. In der Regie und Textfassung von Birte Hebold werden Gullivers abenteuerliche Begegnungen mit dem Fremden durch Mittel des Objekttheaters, das mit Alltagsgegenständen spielt, zum Leben erweckt.
Parallel dazu zeigt das Kinder- und Jugendtheater im Hexagon eine eigene Fassung von Ovids „Metamorphosen“, die den über 2000 Jahre alten Stoff auf seine Aktualität und Allgemeingültigkeit überprüft. (Regie: Joerg Bitterich)
Im Freilichttheater dürfen sich Kinder ab 6 Jahren und Familien auf die Bühnenversion von Kurt Helds Kinderbuchklassiker „Die rote Zora und ihre Bande“ freuen, das Bitterich selbst inszenieren wird.
Die erfolgreiche Matineereihe „Café Europa“ wird auch in der neuen Spielzeit fortgesetzt. Themen der Lesungen sind 25 Jahre deutsche Einheit, der neue Literaturnobelpreisträger und der 75. Geburtstag des ersten Computers. Außerdem widmet sich die Reihe außergewöhnlichen Persönlichkeiten wie Truman Capote, Heinrich Heine, William Shakespeare und Ulrike Meinhof.
Einen besonderen Akzent wird in der neuen Spielzeit die Kooperation der BLB mit dem Nationaltheater Radu Stanca aus Sibiu/Hermannstadt setzen. Die deutsche Abteilung des rumänischen Theaters wird im November 2015 mit dem Stück „Ossis Stein“ von Frieder Schuller, einer Auseinandersetzung mit den Securitate-Verstrickungen des Schriftstellers Oskar Pastior, in Bruchsal gastieren. Ein Gastspiel der BLB in Sibiu/Hermannstadt ist für den Februar 2016 geplant.
Abschließend kündigte Carsten Ramm die Fortführung des BLB-Bürgertheaters an: „Unser Bürgertheater hat sich gerade mit zwei beeindruckenden Inszenierungen am Zukunftsfestival ‚Utopolis‘ beteiligt. Ich freue mich sehr, dass wir Judith Kriebel dafür gewinnen konnten, ihre erfolgreiche Arbeit mit den spielwütigen Bruchsaler Bürgerinnen und Bürgern fortzusetzen.“
Das gesamte Angebot der Badischen Landesbühne wird wie gewohnt von einem umfangreichen theaterpädagogischen Programm begleitet, das sich an alle Schulen des Spielgebietes und darüber hinaus an alle theaterbegeisterten jungen und nicht mehr jungen Menschen richtet.
Alle Premieren im Überblick
Abendspielplan
Hamlet 24. September 2015
Paradiso 26. September 2015
Frühstück bei Tiffany 19. November 2015
Die Grönholm-Methode 21. November 2015
Kassandra 30. Januar 2016
Maria Stuart 18. Februar 2016
Hase Hase 14. April 2016
Der Graf von Monte Christo 15. Juni 2016
Kinder- und Jugendtheater
Flaschengeld 19. September 2015
Das doppelte Lottchen 6. November 2015
Gulliver 12. Februar 2016
Metamorphosen 13. Februar 2016
Die rote Zora und ihre Bande 29. April 2016
Quelle: Martina Illinger