Dieselkrise – ein Sprungbrett für Elektromobilität?
Das E-Auto ist noch weit davon entfernt, den Massenmarkt zu erobern. Das zeigt nun auch die weltgrößte Messe für Elektro- und Hybridmobilität eCarTec 2015 in München. Vom 20. bis zum 22. Oktober begrüßte man hier rund 12.000 Fachbesucher auf dem nicht ganz ausgebuchten Messegelände. Gerade einmal so viele, wie sich auf der IAA allein in einer Stunde durch die Gänge drängten. Zu sehen gab es eine Menge Kabelsalat, Teststudien zum Thema Induktion und natürlich die neuesten E-Fahrzeuge der führenden Hersteller. Doch diese waren freilich auch schon in Frankfurt präsent. Sensationen durfte man also nicht erwarten. Und dennoch wehte ein frischer Wind durch die Hallen. Nicht nur die Aussteller, auch das Fachpublikum zeigte sich zuversichtlich. Vor allem die Dieselkrise lässt auf einen Aufschwung hoffen. Der in Ungnade gefallene Hauptkonkurrent lässt die Branche die Chance wittern, dass Staat und Hersteller wieder mehr Energie in den Ausbau der Elektromobilität stecken. So soll vor allem die Zahl der möglichen Ladestationen in Zukunft signifikant zunehmen. Denn ein Hauptgrund für das bisher flaue Interesse am strombetriebenen Auto ist die Angst des Verbrauchers, außerhalb der Ballungsräume bezüglich Ladestationen auf dem Trockenen zu sitzen – und diese Sorge ist nicht unbegründet. Bereits vor drei Jahren wollte E-Auto-Pionier Renault den europäischen Fahrzeugmarkt mit einem Schlag unter Strom setzen. Die Großinitiative, bei der man unter anderem auf die E-Limousine Fluence Z.E. und den israelischen Technik-Partner Better Place setzte, verlief jedoch im Sande. Ziel war der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für den automatischen Tausch der bei E-Autos verwendeten Batteriepakete. Doch nach zwei erfolglosen Testprojekten in Israel und Dänemark gab Better Place das Aus bekannt und der E-Fluence von Renault wurde zum Ladenhüter. Wenn überhaupt, so kann man die Limousine in Europa heute nur noch auf dem Gebrauchtwagenmarkt finden. Doch das könnte sich bald ändern. Lange krankte die Elektromobilität am mangelnden Willen der etablierten Fahrzeughersteller, die neue Antriebstechnik zu forcieren. Der Diesel verkaufte sich gut, und der Verbraucher konnte sich mit der Annahme beruhigen, ein umweltfreundliches Auto zu fahren. Mit all dem hat der VW-Skandal nun aufgeräumt. Auch der Autobranche wird langsam klar, dass man grundlegenden Strukturreformen nun nicht länger ausweichen kann. Und so werden sich die Verbraucher in Zukunft darauf einstellen können, dass Elektrofahrzeuge zum gewohnten Anblick im Straßenverkehr werden.
E-Mobility Vorstellung“ von [Walther_Werke] – Walther_Werke. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.