(zg) Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci diskutierte in seiner Veranstaltungsreihe „Zukunftsentwürfe“ mit Expertinnen aus der Pflegebranche über das Thema „In Würde alt werden. Wie wir den Pflegenotstand abwenden.“
Mit dabei waren Heike Baehrens, Pflegebeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Ute Ritzhaupt, Leiterin der Ökumenischen Hospizhilfe in Wiesloch, Anke Schroth, Geschäftsführerin des Alten- und Pflegeheims „Haus Schönblick“ in Dielheim, Andrea Senn-Lohr, Schulleiterin des Bildungszentrums Gesundheit (BZG) in Wiesloch, Chiara Berg, Auszubildende am BZG und Regina Glockmann, Vorsitzende des Fachbereichs Gesundheit bei Ver.di, Krankenschwester und Personalratsvorsitzende der Uniklinik Heidelberg.
Die Expertinnen waren sich einig, dass die Corona-Pandemie die ohnehin schon bestehenden Probleme in der Pflege noch verstärkt hat. Zu wenig qualifiziertes Personal kämpfe mit zu hoher Arbeitsbelastung. Hinzu komme die häufig schlechte Bezahlung, die das Gefühl des mangelnden Respekts und der fehlenden Anerkennung noch untermauere.
Heike Baehrens erklärte, dass die Politik in den letzten Jahren nicht untätig war. Das Bundesprogramm „Konzertierte Aktion Pflege“ habe hunderte Maßnahmen eingeleitet – mit den Zielen: mehr Ausbildung, mehr Personal, mehr Geld. „Wir haben u. a. die generalisierte Pflegeausbildung eingeführt, Geld für 20.000 neue Pflegestellen bereitgestellt und die Kurzzeit- und Tagespflege ausgebaut, um pflegende Angehörige zu entlasten. Leider kommen diese Maßnahmen in der Praxis nicht spürbar genug an. Wir brauchen größere Veränderungen, die mit CDU/CSU aber derzeit nicht möglich sind “, so Baehrens.
Die SPD fordert etwa die Zusammenlegung der Privaten und der Sozialen Pflegeversicherung zu einer Pflegebürgerversicherung, die Einführung eines Pflegegeldes, damit Angehörige ihre Arbeit befristet bei vollem Kündigungsschutz und Lohnersatzzahlung ruhen lassen können, um Familienmitglieder zu pflegen sowie allgemeinverbindliche Tarifverträge, die starke Löhne und gute Arbeitsbedingungen garantieren.
„Mir ist es ganz besonders wichtig, dass wir im Rahmen meiner „Zukunftsentwürfe“ kreativ nach vorne denken, Ideen müssen noch nicht ausgereift sein. Um den Beruf attraktiver zu machen, sollten wir mehr über flexible Arbeitszeitmodelle nachdenken, etwa eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich oder über eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 30 oder 35 Stunden. Gleiches gilt für die Anregungen aus der Runde bezüglich bundeseinheitlichen und verbesserten Personalschlüsseln, einer Ausbildungsoffensive, der Einrichtung einer Pflegekammer in Ergänzung zu einer starken Gewerkschaft sowie guten Konzepten für die Personalgewinnung“, so Lars Castellucci.
Im Chat auf YouTube hatten Interessierte die Möglichkeit, sich an der lebhaften Diskussion zu beteiligen. Wer die Veranstaltung nicht live verfolgen konnte, kann sich diese unter lars-castellucci.de/live auch im Nachgang noch ansehen.
Quelle: Andreas Müller