Begegnung mit dem Oberbürgermeister
Unter dem Motto „Was ist aus ihnen geworden?“ trafen sich am 18. September ehemalige, in den Jahren 2015/2016 Geflüchtete im Rathaus mit Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Der persönliche Austausch mit Zugewanderten und Geflüchteten und die direkte Begegnung mit ihnen stehen beim Sinsheimer Oberbürgermeister regelmäßig auf der Tagesordnung.
So traf er diesmal auf Menschen aus Algerien, Gambia, Togo, Afghanistan, der Türkei und Nigeria. Seit sieben bzw. acht Jahren sind sie in Deutschland. Über verschiedene Stationen sind sie in Sinsheim angekommen. Es dauerte lange, bis ihre Asylanträge entschieden waren, weil in dieser Zeit viele Geflüchtete kamen. Doch sie nutzten die Zeit, um ihre Zukunft zu planen und vorzubereiten.
Beispielsweise fand Samir durch Ehrenamtliche zu einer Firma, die Sanitärinstallationen plant. Genau in diesem Bereich hatte er in seinem Heimatland studiert. Ihm war wichtig, möglichst schnell die Sprache zu lernen und eine Ausbildung in genau dieser Firma zu machen. Inzwischen ist er dort ein geschätzter Mitarbeiter.
Eine junge Dame aus Algerien fand eine Ausbildungsstelle als Medientechnologin für Siebdruck, was man traditionell eher für einen „Männerberuf“ gehalten hat. Der Ehemann kümmerte sich um die Kinder, solange seine Frau bei der Arbeit oder in der Berufsschule war. Jetzt sind die Kinder größer und beide Eltern können arbeiten, der Aufenthalt ist gesichert.
Schwerer hatte es da ein 50-jähriger aus Kamerun. Ein Praktikum in der Altenpflege musste er abbrechen, da ihm manche Kunden bezüglich seiner Herkunft nicht vorbehaltlos begegnen konnten. Ein Malerbetrieb nahm ihn dagegen gerne als Azubi auf. Wegen einer Verletzung musste er längere Zeit pausieren, konnte aber die Ausbildung mit einem halben Jahr Verspätung erfolgreich abschließen. Inzwischen arbeitet er in seinem Ausbildungsbetrieb, singt im Kirchenchor und hat viele Freunde und Bekannte.
Eine Lehrerin für Krankenpflegeberufe kam ebenfalls in der Runde zu Wort. Sie erzählte, dass sie um die 20 Personen mit Fluchthintergrund durch Ausbildungen im Pflegebereich begleiten durfte. „Man merkt sehr schnell, wer mit Liebe und Herzblut in der Pflege arbeitet und wer das nur tut, um überhaupt einen Beruf zu haben.“ Viele von der zuerst genannten Gruppe haben ehrenamtliche
Nachhilfe von ihr erhalten und konnten die Ausbildung erfolgreich abschließen. Die Absolventen arbeiten heute im Krankenhaus, in Pflegeheimen oder bei mobilen Pflegediensten in Sinsheim.
Typisch für die Sinsheimer Situation ist die bunte Vielfalt der Berufe, die die Geflüchteten ergriffen haben. Ein Bürokaufmann, ein Heizungsbauer, ein Dachdecker sind darunter zu finden. In metallverarbeitenden Betrieben sind ebenfalls einige von ihnen untergekommen und absolvierten unterschiedliche Ausbildungen. Im Ausland erworbene Qualifikationen wurden zum Beispiel bei einem iranischen Ingenieur und einem afghanischen Architekten anerkannt. Ein junger Mann schaffte das deutsche Abitur und studiert inzwischen Medizin, eine junge Dame aus Afghanistan startet dieser Tage ihr Lehramtsstudium.
Bezeichnend ist auch die ausdauernde Unterstützung durch Ehrenamtliche. Hier wurde viel Zeit in das Üben der deutschen Sprache investiert, bei Behördengängen unterstützt und Beziehungen genutzt zum Auffinden von Praktikumsstellen und Ausbildungsplätzen.
Nicht zu unterschätzen ist dabei auch die Bedeutung der Zusammenarbeit der professionellen Dienste, die in mehreren Arbeitskreisen miteinander vernetzt sind.
Vor dem Oberbürgermeister saß eine bunte Runde, die auf viele große Schritte gelingender Integration zurückblicken können. Albrecht hörte intensiv zu, sagte aber auch weitergehende Unterstützung zu, sollten sich Stolpersteine ergeben. „Was Sie geleistet haben, ist aller Ehren wert. Ich kann ihnen allen nur gratulieren und Ihnen unsere Unterstützung auch in Zukunft versichern“, waren die Schlussworte des Stadtoberhauptes.
Quelle: Stadt Sinsheim