Lärm ist Stress für uns und er kann ernste Folgen für unser Gehör haben. Dies wurde bereits in den 1960er Jahren in Studien herausgefunden. Dennoch gibt es so viele Menschen, die jeden Tag auf der Arbeit der Gefährdung durch hohe Lärmpegel ausgesetzt sind.
Wir wollen uns deshalb in diesem Artikel mit berufsbedingten Hörschädigungen bzw. Hörverlust beschäftigen.
Hören als komplexer Prozess
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was es eigentlich für ein Wunder ist, dass du all die Geräusche um dich herum aufnehmen und verarbeiten kannst? Wahrscheinlich nicht, denn Hören ist für uns etwas ganz und gar Alltägliches. Dabei handelt es sich um einen hochkomplexen Prozess, der da abläuft. Die Ohren nehmen einen Ton auf und verwandeln ihn in Informationen, die für das Gehirn verständlich sind.
Damit dem Ohr bei diesem komplizierten Vorgang kein Fehler unterläuft, müssen all seine Bestandteile in Harmonie zusammenarbeiten. Kommt es zu einer Fehlfunktion oder einer Schädigung, mag sie auch noch so klein sein, können schwerwiegende Hörprobleme das Resultat sein.
Wer Probleme mit den Ohren hat, der verspürt zugleich meist auch einen Verlust an Lebensqualität. Man fühlt sich ausgeschlossen und kann oft an Gesprächen nicht mehr richtig teilhaben. Gehörschutzmittel sind deshalb oft eine sinnvolle Investition.
Welche Jobs sind gefährlich für das Gehör?
Nicht alle empfinden Lärmbelastung gleich schlimm. Was für den einen noch absolut erträglich ist, kann für den anderen schon viel zu viel sein. Das wurde auch beim Tag gegen Lärm unter dem Motto „Alles laut oder was“ thematisiert. Besonders am Arbeitsplatz gewöhnt man sich auch recht schnell an den hohen Lärmpegel.
Hier findest du die Berufe, die für dein Gehör am gefährlichsten sind:
- Bauarbeiter
Bauarbeiter sind oftmals über lange Zeiträume mit sehr hohen Geräuschpegeln konfrontiert. Schließlich sind die alltäglichen Werkzeuge, die auf einer Baustelle zum Einsatz kommen, wie Fräse, Bohrer, Presslufthammer usw., sehr laut. Sie können eine Dezibelstärke von 130 dB(A) leicht erreichen oder sogar übersteigen.
- Herstellung bzw. Fertigung
In vielen Fabriken werden im Bereich der Herstellung und Fertigung laute Maschinen und Schleifwerkzeuge verwendet. Sie können leicht einen Dezibelpegel von 80 bis 125 dB(A) erreichen. Bist du dort ohne Gehörschutz beschäftigt, setzt du deine Ohren einem Risiko aus.
- Streitkräfte
Es gibt wohl kaum eine Berufsgruppe, die mehr gefährdet ist für einen lärmbedingten Gehörschaden als die Mitglieder der Streitkräfte. Durch in der Nähe stattfindende Explosionen sind sie schnell einem Lautstärkelevel von 180 dB(A) ausgesetzt.
- Bodenkontrollpersonal am Flughafen
Diese Berufsgruppe ist immer wieder mit Lautstärken von 140 dB konfrontiert.
Tatsächlich sind es aber nicht nur die offensichtlichen Berufsfelder, in denen die Arbeitnehmer hohen Lärmpegeln ausgesetzt sind.
Es gibt auch noch andere Arbeitsplätze, an denen hohe Lautstärken erreicht werden:
- Lehrer
In Klassenzimmern können Lautstärken von über 80 dB erreicht werden. Oftmals herrscht darin auch noch eine schlechte Akustik, wodurch die schädlichen Auswirkungen auf die Ohren noch verstärkt werden können.
- Notdienste
Sowohl die Sirenen von Krankenwägen, Feuerwehrautos als auch von Polizeiautos können ein Level von 100 dB(A) erreichen.
- Landwirte
Selbst in der Landwirtschaft können Geräuschpegel von rund 110 Dezibel erreicht werden.
- Unterhaltungsbranche
Egal ob jemand selbst Musik macht, oder ob es sich um das Sicherheitspersonal handelt, welches bei Veranstaltungen zugegen ist, sie setzen ihrem Gehör einem Risiko aus. Geräuschpegel können hier bei rund 90 Dezibel liegen.
Gesundes Gehör – eine Frage der Sicherheit
Die häufigsten Gesundheitsprobleme, die mit einer langfristigen Exposition zu hoher Lautstärke einhergehen, sind Tinnitus und Hörverlust.
Dabei ist aber zu bedenken, dass teilweise auch schon eine einmalige Exposition mit einem sehr lauten Geräusch ausreicht, um einen Hörverlust zu erleiden. So kann dies zum Beispiel durch einen plötzlichen lauten Knall passieren. Dies kommt aber vergleichsweise selten vor.
Tatsächlich könnte ein berufsbedingter Lärm-Hörverlust vollständig vermieden werden, wenn die richtigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen würden. Hier sind zunächst einmal Kontrollmaßnahmen sinnvoll. Sowohl die Lautstärke der Maschinen als auch die individuelle Lärmexposition der Mitarbeiter sollte regelmäßig überprüft werden.
Verzichtet ein Unternehmen auf die Kontrolle der Lärmbelastung der Arbeitnehmer, muss es mit Schadensansprüchen aufgrund von Gehörschädigungen rechnen.
Kontrolle des Lärmpegels
Es gibt spezielle tragbare Schallpegelmesser, die den Schallpegelwert in Dezibel angeben. Es sollte sich aber um ein Gerät mit mindestens Klasse 2/Typ 2 handeln.
Eine weitere Möglichkeit sind persönliche Lärmdosimeter, die von den Mitarbeitern getragen werden. So können sie die verschiedenen Lärmpegel während eines gesamten Arbeitstages oder auch während einer Arbeitswoche erfassen.
Generell sollten Lärmmessungen am Arbeitsplatz nur von entsprechenden Sachverständigen durchgeführt werden. Sie müssen über eine Ausbildung und auch Erfahrung verfügen.
Nach erfolgten Messungen ist der Arbeitgeber dafür verantwortlich, sich mit den Messergebnissen auseinanderzusetzen und wenn nötig Änderungen an der Arbeitsplatzsituation vorzunehmen. Nach der Implementierung der Veränderungen sind dann erneut Lärmmessungen durchzuführen.
Ein Arbeitgeber sollte immer dafür Sorge tragen, dass seine Angestellten am Arbeitsplatz gesund bleiben und für eine sichere Arbeitsumgebung sorgen. Und dazu zählt eben auch der passende Gehörschutz.
Und welcher Arbeitgeber will schon mit Schadensersatzsummen in horrenden Höhen konfrontiert werden, weil ein Mitarbeiter tatsächlich unter einem berufsbedingten Hörverlust leidet.
Verschiedene Stadien der Gehörschädigung
Der Grad der Gehörschädigung wird im Vergleich zum gesunden Gehör gemessen. Dabei wird auch Bezug auf das Geschlecht und Alter genommen. Der richtige Ansprechpartner ist hier der Audiologe. Dieser testet jedes Ohr anhand verschiedener Frequenzen.
Dann wird eine Einteilung in unterschiedliche Schwerhörigkeitsgrade vorgenommen:
Mittelgradige Schwerhörigkeit: Hörschädigung von 40 bis 70 dB HL
In diesem Stadium können mäßig laute Geräusche nicht mehr wahrgenommen werden. Bei Ansprache muss der Sprecher seine Stimme erheben. Sieht der Betroffene die sprechende Person, kann er sie leichter verstehen.
Hochgradige Schwerhörigkeit: Hörschädigung von 70 bis 90 dB HL
Um verstanden zu werden, muss der Sprecher nahe am Ohr des Betroffenen und laut reden. Es können nur laute Klänge wahrgenommen werden. Einem Gespräch zu folgen ist dadurch sehr schwierig.
An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit: Hörschädigung von 90 bis 120 dB HL
Sprache kann gar nicht mehr gehört werden und es ist keinerlei Kommunikation möglich. Stattdessen werden nur noch sehr laute Geräusche wahrgenommen.
Aber schon bei einem frühen Stadium der Gehörschädigung fühlen sich viele Betroffene im Alltag ausgegrenzt, weil sie bestimmte Geräusche und Unterhaltung nicht mehr so gut wahrnehmen können.