(zg) Der heutige Naziaufzug, bei dem ortsansässige und angereiste Faschistinnen und Faschisten von NPD und Freien Nationalisten (FN) Kraichgau für die Einführung der Todesstrafe demonstrierten, war vor allem eines: Ein Armutszeugnis für die gesamte Stadt Sinsheim.
Einer der Väter des Grundgesetzes, der SPD Politiker Carlo Schmidt, wusste in einer Rede im Parlamentarischen Rat 1948 bezüglich Nazis noch zu verkünden, dass man „Mut zur Intoleranz gegenüber denjenigen aufbringen muss, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen“. Dem Sinsheimer OB Albrecht, sowie nahezu dem gesamten Gemeinderat scheint nicht nur dieser Mut zu fehlen, sondern auch der Wille, sich gegen Nazis zu positionieren.
Hätte der Gemeinderat nach der Demoanmeldung der NPD beschlossen die Stadt für einen Ausflug zu verlassen und die Bürger dazu aufzufordern die Rollläden runter zu lassen und Protesten fernzubleiben, wäre dies eine Reaktion auf die Nazis gewesen. Eine strategisch fatale und eine die wir scharf kritisiert hätten, aber eine Reaktion. Aber zuerst einen Ausflug zu planen, auf dessen Termin später ein Naziaufmarsch angekündigt wird und sich dann Strategien zu überlegen deren wichtigstes Ziel es ist, den Ausflug durchzuführen und dies später als Reaktion auf Nazis verkaufen zu wollen, ist eine Schande! Eine Schande für Sinsheim, eine Schande für den Gemeinderat und eine Schande für die Demokratie!
Wir, die VVN/BdA stehen in der Tradition derer, die im Nationalsozialismus in Konzentrationslagern gefoltert wurden. Unsere einzig mögliche Position darauf kann nur heißen: Den Faschisten keinen Meter! Die Bewohnerinnen und Bewohner Sinsheim scheinen vergessen zu haben, wofür Nazis stehen und überlassen ihnen lieber jede Straße , die sie sich wünschen. Diejenigen aus Sinsheim, die sich den Nazis entgegengestellt haben, lassen sich an einer Hand abzählen. Für alle anderen scheinen die Nazis schon dazu zu gehören und bedürfen keiner weiteren Beachtung. NPD und FN Kraichgau – das hat der heutige Tag gezeigt – sind in Sinsheim endgültig etabliert. Nicht umsonst bedanken sie sich im Internet mit Dankadressen bei der Stadt Sinsheim.
Zivilcourage ist nötiger denn je und lässt sich nicht durch Schweigen, Weghören und Wegsehen ersetzen.
Nicht nur, dass OB Albrecht sein Lippenbekenntnis gegen Nazis von vor zwei Wochen gebrochen hat – Er und alle, die ihm gefolgt sind, haben sich als Steigbügelhalter der Nazis disqualifiziert.
Quelle: Thimo Heckel für den Kreisverband Heideberg der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der AntifaschistInnen VVN/BdA Heidelberg