Tausch: „Tarif- und Anbieterwechsel kann sich lohnen“
Bonde: „Preisvergleichsportale im Netz müssen transparent und zuverlässig sein“
Sinkende Energiepreise kommen beim Verbraucher kaum an
Seit einiger Zeit sinken zwar die Einkaufspreise an der Strombörse, doch bei den meisten Privathaushalten wird sich das auf der Jahresendabrechnung kaum bemerkbar machen. Zum Jahreswechsel 2014/2015 ist der Strompreis für den Endkundinnen und -kunden gerade einmal um 0,4 Prozent gesunken. Die Preissenkung gleicht lediglich die Preiserhöhungen in 2014 aus, was einem Nullsummenspiel gleich kommt. Auch die Gaspreise sind mit 1,3 Prozent nur leicht gesunken und bleiben auf hohem Niveau stabil.
Tarif oder Anbieter jetzt wechseln
„Es lohnt sich mehr denn je, dass Verbraucher selbst aktiv werden und einen Tarif- oder Anbieterwechsel prüfen“, sagt Cornelia Tausch, Vorstand der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ein Wechsel in einen günstigeren Tarif beim bisherigen Versorger lohnt sich vor allem für diejenigen, die noch immer in den teuren Basistarifen ihres Grundversorgers stecken. Am meisten sparen können Verbraucher jedoch bei einem Anbieterwechsel. Nach Angaben der Stiftung Warentest lassen sich bei Strom durchschnittlich bis zu 315 Euro und bei Gas bis zu 847 Euro im Jahr sparen.
Verbraucherzentrale bietet Orientierung
Die Suche nach günstigen Angeboten bei einem beabsichtigten Wechsel des Strom oder Gasanbieters wird durch die Vielfalt der Angebote und die teilweise unübersichtlichen Preisangebote erschwert. Um erfolgreich den Anbieter zu wechseln, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher immer wieder intensiv nicht nur die Preise, sondern auch die Vertragsbedingungen vergleichen. Tarifrechner und Vergleichsportale im Internet sind dabei ein praktisches Hilfsmittel. Sie sind für Internetnutzerinnen und -nutzer leicht aufrufbar und ermöglichen einen ersten Einblick in die verschiedenen Angebote. Allerdings bergen die Vergleichsportale auch Risiken. Nicht alle sind gut verständlich und bieten Orientierung über die aktuelle Angebotsvielfalt, auch mangelt es oft an der notwendigen Transparenz. Voreinstellungen oder auch Werbeplatzierungen verändern unbemerkt das Ranking, Bonuszahlungen verdecken die realen Kosten, unklare Vertragslaufzeiten oder ihre automatische Verlängerung führen zu ungewollten Bindungen an einen Anbieter.
Während der Aktionstage zum Weltverbrauchertag informieren die Verbraucherzentralen in ihren Beratungsstellen über solche und andere Fallstricke. Sie geben Hinweise zu den wichtigsten Fragen der Vertragsgestaltung und einer späteren Beendigung und erläutern den Ablauf eines Anbieterwechsels. Verschiedene Verbraucherinformationen zum Versorgerwechsel runden das Angebot ab.
Land Baden-Württemberg setzt sich für mehr Transparenz ein
„Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich im Internet zu Tarifen und Preisen schlau machen möchten, erwarten, dass Preisvergleichsportale sie transparent und zuverlässig informieren. Daher hat Baden-Württemberg auf der Verbraucherschutzministerkonferenz von Bund und Ländern (VSMK) bereits im Jahr 2013 gefordert, dass Preisvergleichsportale im Energiebereich Mindeststandards hinsichtlich Aktualität und Vollständigkeit benötigen“, sagt Verbraucherminister Alexander Bonde. Die Bundesregierung sei auf der VSMK aufgefordert worden, Qualitätskriterien und Mindeststandards zu erstellen. „Wir haben selbstverständlich in einer länderübergreifenden Arbeitsgruppe unsere Mitarbeit angeboten. Leider kann ich seitens der Bundesregierung allerdings bislang keine substanziellen Aktivitäten erkennen“, so Bonde weiter.
Den Verbraucherinnen und Verbrauchern rät der Minister, wann immer möglich mehrere Vergleichsportale zu nutzen und Angebote zu vergleichen. Darüber hinaus könne es sinnvoll sein, Details direkt mit dem Anbieter zu klären.
Online-Umfrage
Mit einer bundesweiten Online-Befragung möchten die Verbraucherzentralen herausfinden, ob Verbraucherinnen und Verbraucher schon einmal ihren Versorger gewechselt haben oder was sie von einem Wechsel abhält und welche Aspekte beim neuen Vertrag/neuen Anbieter besonders wichtig sind. Die Online-Umfrage läuft bis zum 30. Juni 2015 und ist erreichbar über www.vz-bawue.de/umfrage-energieanbieterwechsel. Die Ergebnisse sollen aktuelle Probleme beim Anbieterwechsel und mögliche Handlungsspielräume für Politik und Gesetzgeber aufzeigen.
Quelle: Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V.