Deutschsprachige Erstaufführung
(zg) Die Badische Landesbühne zeigt in Sinsheim Eric-Emmanuel Schmitts Vierundzwanzig Stunden im Leben einer Frau. Die Inszenierung in der Regie von Wolf E. Rahlfs ist am Mittwoch, 29. November, um 19.30 Uhr im Wilhelmi-Gymnasium zu sehen.
Die Protagonistin Celia lässt das Publikum an dem einschneidenden Ereignis und der zugleich leidenschaftlichsten Episode ihres Lebens teilhaben. Damals lernte sie, verwitwet und Mutter zweier erwachsener Söhne, im selben Casino den 18 Jahre jüngeren Matteo kennen und lieben.
Wolf E. Rahlfs inszeniert die deutschsprachige Erstaufführung von Schmitts Text an der Badischen Landesbühne als Monolog für die Schauspielerin Cornelia Heilmann. Ihm ist dabei wichtig, eine unvoreingenommene Haltung gegenüber den zu zeigenden Leidenschaften einzunehmen: „Hier soll menschliches Verhalten nicht bewertet oder verurteilt, sondern nachvollziehbar und sinnlich erlebbar gemacht werden.“ Stefan Zweig, dessen Novelle die Vorlage für Schmitts Bearbeitung war, stelle die Vorstellung, man müsse von den Schattenseiten unserer geistig-seelischen Existenz grundsätzlich genesen, auf den Kopf. „Er bringt eine andere, aus meiner Sicht humanere Idee ins Spiel: Nicht unsere Leidenschaft ist ein Problem, sondern die düstere Vorstellung, man könnte ohne sie leben.“
Die Inszenierung von Schmitts Theatertext stellt für Rahlfs eine Herausforderung dar, weil jener wenig dramatische Handlung im konventionellen Sinn enthalte. Zudem berge der Stoff gewisse Gefahren: Die Darstellung von großen Gefühlen dürfe einerseits nicht zum Kitsch verkommen; andererseits verleite ihre Thematisierung zu moralischen Wertungen. „Dem möchte ich entgegenwirken, indem ich die Subjektivität der Erzählung unterstreiche. Ich möchte eine Celia zeigen, die in ihrer Erinnerung gefangen ist, solange sie diese nicht durch Sprache bändigen kann. Sie kann ihre Scham, ihre Schuldgefühle nur auflösen, indem sie endlich eine Sprache für das Erlebte findet. Der Zuschauer wohnt gewissermaßen einer seelischen Katharsis bei.“
Der Prozess der Befreiung spielt im Hinblick auf die Bühne von Tommi Brem eine wichtige Rolle. „Wir haben uns bewusst für einen abstrakten Kunstraum entschlossen. Er ist von der Vorstellung inspiriert, es handle sich bei der Casino-Stadt Monte Carlo, wo Celias Geschichte spielt, um eine künstliche Blase, ein Käfig der gelangweilten Super-Reichen. Unser Bühnenraum vermag es, Celia dem Publikum Stück für Stück näherzubringen und sukzessive der Sichtbarkeit preiszugeben.“
Formal betritt das ganze Team um Wolf E. Rahlfs Neuland, denn nicht zuletzt ist Vierundzwanzig Stunden im Leben einer Frau auch eine große Herausforderung an die technischen Abteilungen des Theaters. Insbesondere der Einsatz von Videoprojektionen trägt dazu bei, dass die Inszenierung, die Rahlfs auch als „visuelles Erzähl-Spiel“ beschreibt, einen besonderen ästhetischen Reiz erhält.
Inhaltlich ist das Ziel des Regisseurs, das Publikum so in Celias Leidenschaft hineinzuziehen, dass die eine oder der andere sich am Ende wünschte, eine solche Episode selbst einmal erleben zu können – um im gleichen Augenblick einzulenken: „Ach nee, lieber doch nicht“.
- November 2017, 19.30 Uhr, Sinsheim, Wilhelmi-Gymnasium
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