Stadt Sinsheim erteilt Teilbaufreigabe für die Baufeldvorbereitung
(zg) Die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage geht planmäßig in die Startphase. Mit Schreiben vom 9. Oktober 2017 erteilte die Stadt Sinsheim jetzt die Teilbaufreigabe für „die Geländeauffüllung und Verwertung von unbelasteten Böden der Kreismülldeponie als Vorbereitung für das Baufeld“, so der offizielle Wortlaut. Soll heißen, dass das abschüssige Gelände auf der Sinsheimer AVR-Deponie im Bereich des Anlagenstandortes im Mittel um etwa 1,5 Meter aufgefüllt wird, um eine ebene Geländestruktur für die Bodenplatte der späteren Bioabfallvergärungsanlage herzustellen. Dazu sind insgesamt rund 34.500m3 oder umgerechnet rund 65.600 Tonnen Bodenmaterialien nötig, die von verschiedenen Aushubstellen im Umkreis stammen und über die vorhandene Deponiezufahrt angeliefert werden. Für die ab kommender Woche beginnende erste Bauphase haben die Projektverantwortlichen eine Dauer von rund drei bis vier Monaten veranschlagt, bevor im März 2018 dann der offizielle Baubeginn nebst obligatorischem Spatenstich erfolgen wird.
„Ausserdem werden wir eine Webcam am Anlagenstandort platzieren, die stündliche Bilder auf unsere AVR-Homepage übertragen wird“, weißt Jochen Schütz, Prokurist der AVR BioTerra GmbH & Co. KG die interessierte Bevölkerung auf die Möglichkeit hin, die Baufortschritte quasi „live“ mit zu verfolgen.
Einklang von Ökologie und Ökonomie
Mit der Einführung der gebührenfreien BioEnergieTonne setzt die AVR-Gruppe bereits seit 2012 die seit 01.01.2015 verbindlichen Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes um, das eine getrennte Erfassung der biogenen Abfälle vorschreibt. Die so gesammelten Mengen sind gleichzeitig die Basis für die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim. Das vom Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises einstimmig auf den Weg gebrachte Projekt hat ein Investitionsvolumen von rund 45 Millionen Euro. Ab 2019 wird die Bioabfallvergärungsanlage dann zum einen die langfristige Entsorgungssicherheit des Rhein-Neckar-Kreises sicherstellen, zum anderen bringt sie die politischen Ziele wie regionalen Klimaschutz oder autarke regionale Energieversorgung einen wesentlichen Schritt voran.
Die gesammelten Stoffströme werden in der hochmodernen Anlage vergoren, getrocknet und anschließend von der AVR BioTerra GmbH & Co. KG als gütegesicherter, zertifizierter Frischkompost für die hiesige Landwirtschaft und den regionalen Gartenbau vermarktet. Damit verbleibt die gesamte Wertschöpfungskette in der Region. Aus einer europaweiten Ausschreibung ist die Firma REMONDIS GmbH als AVR-Partner hervorgegangen. Ein Partner, der seine weitreichenden Erfahrungen als einer der größten europäischen Entsorger mit einbringt und zudem in Deutschland bereits mehrere Anlagen dieser Art gebaut hat und betreibt.
Im zweiten Schritt wird das durch den Vergärungsprozess erzeugte Rohgas von der AVR BioGas GmbH zu Bioerdgasqualität aufbereitet und anschließend direkt in das öffentliche Erdgasnetz eingespeist. Gleiches wie bei der Sparte der Bioabfallvergärung gilt auch für die strategische Vorgehensweise bei der AVR BioGas GmbH. Durch die Beteiligung der MVV Energie AG und der Stadtwerke Sinsheim Versorgungs GmbH & Co. KG sind auch hier kompetente Partner mit an Bord.
Die Bioabfallvergärungsanlage verfügt über modernste Sortiertechniken, wird nach heutigem Erkenntnisstand im Bereich Bioabfall/Kompost einen täglichen Durchlauf von bis zu 260 Tonnen verarbeiten, wird im 24-Stunden-Betrieb sechs Tage die Woche im Zweischichtbetrieb gefahren und wird darüber hinaus auch noch 13 neue Vollzeitarbeitsplätze schaffen. Die garantierte Produktionsmenge im Bereich der Bioerdgasaufbereitung beträgt 25. Mio. kWh pro Jahr, die final angestrebte Quote liegt hier bei ca. 37 Mio. kWh pro Jahr. Die Bioabfallvergärungsanlage wird aus Sicherheitsaspekten in ihren wesentlichen Teilen redundant ausgeführt, ein tatsächliches Ausfallrisiko geht damit gegen Null. Nicht zu vergessen die komplette Einhausung der Anlage, sozusagen das i-Tüpfelchen eines innovativen und beeindruckenden technischen Gesamtwerkes. Unterdruck und zahlreiche Biofilteranlagen stellen sicher, dass im Regelfall keinerlei Gerüche nach außen dringen.
Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Synergieeffekte
Die mehrstufige Konzeption der Bioabfallvergärungsanlage erfüllt gleich eine Vielzahl markanter Kriterien, von der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit über diverse Synergieeffekte bis hin zur konsequenten Nutzung von staatlichen Förderrichtlinien.
Beispiel Nutzung von Förderrichtlinien:
Der Gesetzgeber fördert im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) verstärkt Biogas aus der kommunalen Abfallverwertung. Ein Umstand, dem mit den Produktionsabläufen in der neuen Vergärungsanlage vollauf Rechnung getragen wird.
Beispiel Synergieeffekte:
Ein Teil der Abwärme des direkt benachbarten AVR-Biomasseheizkraftwerks wird künftig nicht mehr „in die Luft geblasen“, sondern für die Trocknung der flüssigen Gärreste verwendet. Damit ist ein weiterer Ressourcenkreislauf ökologisch und vor allem auch ökonomisch sinnvoll geschlossen, denn die Akteure haben bei der künftigen Form der Abfallverwertung nicht nur die Beförderung der regionalen Klimaschutzziele, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und eine stabile Rentabilität fest im Blick.
Weitere Informationen unter: www.avr-umweltservice.de
Quelle: Stephan Grittmann