Die Ergebnisse der ersten Vollerhebung zum Unterrichtsausfall an allen öffentlichen Schulen liegen vor. Man gewinne dadurch ein zusätzliches Steuerungswissen, mit dem man gezielt auf Probleme in der Unterrichtsversorgung reagieren könne, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann.
Um auf Unterrichtsausfälle an den Schulen in Baden-Württemberg passgenauer reagieren zu können, hat das Kultusministerium vom 11. bis 15. Juni zum ersten Mal eine Vollerhebung des Unterrichtsausfalls an allen öffentlichen Schulen durchgeführt. Der Rücklauf der Auswertung von den rund 4.500 Schulen lag bei 100 Prozent. Die Ergebnisse dieser Erhebung liegen nun vor.
Steuerungswissen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung
„Mit der Vollerhebung gewinnen wir zusätzliches Steuerungswissen, mit dem wir gezielt, das heißt orientiert an den konkreten Bedürfnissen vor Ort auf Probleme in der Unterrichtsversorgung reagieren können“, so Kultusministerin Susanne Eisenmann. Bisher gab es lediglich eine jährliche Stichprobenuntersuchung im November an rund 15 Prozent der öffentlichen Schulen im Land, die repräsentativen Charakter hat. „Die bisherige Praxis der Stichprobe war für uns unbefriedigend, da wir hieraus nur Hinweise bezogen auf die Situation im Land insgesamt bekommen haben. Mit der Vollerhebung erhalten wir im Querschnitt einen Einblick in die spezifische Situation vor Ort. Es war mir schon länger ein wichtiges Anliegen, hier zu einer transparenteren Datenbasis zu kommen, um passgenauer reagieren zu können“, so Eisenmann.
Über alle Schularten hinweg belief sich der Unterrichtsausfall der Vollerhebung auf 4,1 Prozent aller Stunden des Pflichtunterrichts – dabei ist der Anteil der Unterrichtsstunden, die vertreten wurden, nicht eingerechnet. Den geringsten Unterrichtsausfall gab es bei den Grundschulen (1,2 Prozent), den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit Förderschwerpunkt Lernen (2,5 Prozent) und den Gemeinschaftsschulen (2,8 Prozent). Die allgemein bildenden Gymnasien (6,6 Prozent) sowie die beruflichen Schulen (6,0 Prozent) verzeichneten in der Vollerhebung die höchsten Ausfälle, sie liegen vor den Realschulen (4,3 Prozent). Die Abwesenheitsquote der für den Unterricht vorgesehenen Lehrkräfte (Unterrichtsausfall inklusive den durch einen anderen Lehrer vertretenen Unterricht) betrug über alle Schularten hinweg 10,4 Prozent. In insgesamt 6,3 Prozent aller Fälle konnte der ausgefallene Unterricht damit vertreten werden.
Der Unterrichtausfall der Vollerhebung vom Juni liegt um 0,5 Prozentpunkte über den Ergebnissen der Novemberstichprobe. Es ist davon auszugehen, dass diese Abweichung unter anderem auf vermehrte außerschulischen Aktivitäten im Juni sowie auf die geringere Verfügbarkeit von Vertretungslehrkräften zu diesem späteren Zeitpunkt im Schuljahr zurückzuführen ist.
Die Vollerhebung hat auch nach den Gründen für die Abwesenheiten der Lehrkräfte gefragt. Diese waren Krankheit (33,2 Prozent), außerunterrichtliche Veranstaltungen (21,6 Prozent), Lehrerfortbildung (12,2 Prozent) und Mutterschutz bzw. Elternzeit (11,6 Prozent). Vertretungen wurden vor allem durch zusätzlich einbezogene Vertretungslehrkräfte (23,2 Prozent) geleistet. Aber auch Gruppen- und Klassenzusammenlegungen (19,9 Prozent) sowie Mehrarbeit (18,8 Prozent) waren Mittel, um Unterricht für die Schülerinnen und Schüler gewährleisten zu können. Eisenmann: „Ich danke denjenigen Lehrinnen und Lehrern ausdrücklich, die oft kurzfristig im Vertretungsfall einspringen. Der Vertretungsunterricht ist ein wichtiges Mittel, um Unterrichtsausfall zu vermeiden. Doch Vertretungsunterricht ist nicht gleich Vertretungsunterricht. Hier gibt es ohne Frage Unterschiede. Klar ist auch, dass hier die Qualität nicht immer mit dem Regelunterricht gleichzusetzen ist.“ Bei der nächsten Vollerhebung beabsichtigt Eisenmann, die breite Palette des Vertretungsunterrichts näher unter die Lupe zu nehmen, um diesen Bereich genauer analysieren zu können.
Ziel müsse es sein, dem Ausfall von Unterricht wirksam vorzubeugen. „Zu einem nicht geringen Teil sind es planbare Faktoren, die zu Unterrichtsausfall führen und nicht unbedingt Erkrankungen unserer Lehrkräfte. Deshalb ist es die Aufgabe der Schulverwaltung, aber auch der Schulen, weiter intensiv an passgenauen Vertretungskonzepten zu arbeiten“, so Eisenmann weiter.
Vollerhebungen zum Unterrichtsausfall in der jetzt erstmals durchgeführten Form wird es künftig mehrmals im Jahr geben. Dabei wird das Kultusministerium perspektivisch vom Institut für Bildungsanalysen unterstützt werden, das zum Januar 2019 gegründet wird.
Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport