Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar
(zg) „Drei, zwei, eins … GO!“ Es ist ein bahnbrechender und damit emotionaler Augenblick, als der symbolische rote Knopf nach unten gedrückt wird und sich auf dem Demo-Notebook blitzschnell die Startseite der fibernet.rn-Homepage aufbaut. Mit dieser anschaulichen Präsentation wird der 16. Dezember 2015 als der Tag in die Wirtschaftsannalen des Rhein-Neckar-Kreises eingehen, an dem der Startschuss für den Betrieb des High-Speed-Netzes der Zukunft definitiv fällt. Sprich, an dem mit dem Anwesen der Familie Puschmann in Schönbrunn der erste Haushalt seinen Anschluss an das digitale Hochgeschwindigkeitsnetz des Rhein-Neckar-Kreises bekommt.
Die digitale Infrastruktur für zuverlässige und schnelle Download- und Uploadgeschwindigkeiten ist damit auf den Weg gebracht, die für den Wirtschaftsstandort Rhein-Neckar so elementaren Voraussetzungen für Mobile Office, Home Office, Cloud Computing (Virtuelles Rechenzentrum, Übertragung zu Terminalsystemen), Social Web, Telemedizin, IP-TV, TV-Streaming oder Voice over IP werden nunmehr Zug um Zug geschaffen.
Auch für den Geschäftsführer des künftigen Netzbetreibers ist der 16. Dezember ein besonderer Tag. Namens der NetCom BW betont Bernhard Palm, „dass wir uns freuen, als kompetenter und leistungsfähiger Partner den Privat-, Gewerbe- und Industriekunden die vielfältigen Dienste und Leistungen des schnellen Internets anbieten zu können. Dabei tragen wir außerdem dem erklärten Wunsch des Zweckverbandes Rechnung, anderen Dienstleistern der Zugang zum Netz zu gewähren“, erläutert Palm.
Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar ist am Puls der Zeit
Am 29. November 2014 gründete der Rhein-Neckar-Kreis im Schulterschluss mit seinen 54 Städten und Gemeinden den Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar, um zeitnah eine technisch ausgereifte und zukunftsfähige Breitbandversorgung zu gewährleisten. Im Bundesvergleich ist der Zweckverband damit übrigens der einwohnerstärkste interkommunale Zusammenschluss im Bereich des flächendeckenden Glasfasernetzausbaus. Das Verbandsgebiet umfasst, neben einer Vielzahl von öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen, über 530.000 Einwohner. Vorsitzender des Zweckverbandes ist der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, Stefan Dallinger, die kaufmännische und operative Geschäftsführung obliegt einer Tochtergesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises, der AVR UmweltService GmbH in Sinsheim.
Der Zweckverband arbeitet zielgerichtet, koordiniert und schnell. Knapp ein Jahr, nachdem die zuständigen Gremien die operativen Geschäfte aufgenommen haben, kann jetzt der erste Breitbandkunde an das neue Glasfasernetz des Rhein-Neckar-Kreises angeschlossen werden. Im März 2015 wurde mit der Feinplanung des Kern-Backbones sowie mit der Planung einzelner kommunaler Zuführungstrassen der erste Meilenstein gesetzt. Unter dem Kern-Backbone versteht man die kreisweite Glasfaser-Zubringerinfrastruktur, die mit ihren 320 km Trassenlänge jeder Mitgliedskommune den Anschluss an das schnelle Internet garantiert. Weitere 200 km Trassenlänge sind notwendig, um über kommunale Zuführungstrassen die Versorgung flächendeckend in alle Orts- und Stadtteile weiterzuführen.
Pilotstrecke stößt auf großes Interesse der Bürger
„Die Förderanträge haben wir Mitte August gestellt, bereits am darauffolgenden Tag lag die erforderliche Unbedenklichkeitsbescheinigung für die rund 1,7 Mio. Euro teuere Investition zur Errichtung der ersten Backbone-Leitung vor. Das unterstreicht einmal mehr die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit des Zweckverbandes mit dem zuständigen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz“, freut sich David Kern, zuständig für den Bereich Fördermittel, über die kurzen Wege und die schnellen Reaktionszeiten. Und so ist nur knapp zwei Monate nach Vergabe der Tiefbauarbeiten (Oktober 2015) für die 22 Kilometer lange Pilotstrecke von Lobbach nach Eberbach der erste Teil des Kern-Backbones realisiert, der erste Kunde kann zum 16. Dezember 2015 ans Netz gehen. Der ausgewählten Pilotstrecke hatte man übrigens im Vorfeld den höchsten Bedarf zugemessen, da sich die aktuellen Versorgungskapazitäten kreisweit gesehen hier als besonders niedrig erwiesen. „Häuser und Liegenschaften, die sich in direkter Nähe zur Backbone-Leitung befinden, konnten ebenfalls gleich mit Hausanschlüssen versehen werden. Entlang des Streckenverlaufes haben wir in einzelnen Ortsteilen (Beispiel Pleutersbach) fantastische Anschlussquoten von bis zu 90% erreicht. Das Interesse war in der Tat riesengroß und so können wir im Laufe der nächsten Monate und Jahre die sukzessive Attraktivitätssteigerung des ländlichen Raumes durch die digitale Versorgung Stück für Stück weiter voranbringen“, blickt Kern motiviert in die Zukunft.
Reibungslose Abstimmung als Basis für den zukünftigen Erfolg
Die Pilotstrecke Lobbach–Eberbach war von den Planern im Vorfeld in sechs Lose aufgeteilt und demzufolge an sechs verschiedene Baufirmen vergeben worden. „Wir haben diese Vorgehensweise ganz bewusst gewählt. Sie sollte unter anderem dazu dienen, gegebenenfalls auch einmal unorthodoxe Dinge auszuprobieren. So wurde beispielsweise eine Teilstrecke der Backbone-Leitung in anspruchsvollem Sandsteinfels-Gelände gepflügt. Außerdem haben wir das Projekt als praktische Testphase für die beteiligten Baufirmen gesehen. Sie haben untereinander zielgerichtet und professionell kommuniziert, die permanente Abstimmung mit dem Zweckverband verlief ebenfalls reibungslos“, freut sich der Technische Leiter, Werner Riek, über die erfolgreiche Strategie.
Der erste Schritt ist also getan und der Zweckverband seiner Zielsetzung ein erstes Stück näher gekommen: Jede Bürgerin und jeder Bürger, jede Kommune, jedes Unternehmen und jeder Gewerbebetrieb wird die Möglichkeit bekommen, das Glasfasernetz der Zukunft zu nutzen. Denn eine schnelle Internetverbindung ist heute wesentlicher Bestandteil einer modernen Infrastruktur und für die Entwicklung einer Region von entscheidender Bedeutung. Besonders im Rhein-Neckar-Kreis spielt die flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen eine zentrale Rolle, denn laut Softwareatlas 2013 des Fraunhofer-Institutes für System- und Innovationsforschung ist er „Deutschlands bedeutendster Standort im Bereich Software- und IT-Dienstleistungen“. Rund jeder zehnte Arbeitsplatz (11,40%) ist hier im Wirtschaftszweig „Information und Kommunikation“ angesiedelt. Folglich sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur in ihren Unternehmen, sondern auch an ihren jeweiligen Wohnorten auf eine leistungsstarke Kommunikationsinfrastruktur angewiesen.