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Exequien Weiler

19. Oktober 2015 | Leitartikel, Photo Gallery, Weiler

P1040123_2(zg) Ganz dem deutschen Frühbarock verschrieben hat sich das Vokalensemble „invocanto“ aus Weiler bei der Vorbereitung auf sein Konzert am Samstag, 17. Oktober, in der voll besetzten evangelischen Kirche in Weiler. Werke von Schütz, Schein und Scheidt standen auf dem Programm. Alle drei Komponisten waren etwa gleich alt, eng miteinander befreundet und standen Anfang des 17. Jahrhunderts im anhaltinisch-sächsischen Raum als Hofkapellmeister oder städtische Musikdirektoren in Lohn und Brot.

Auch wenn diese drei Kollegen zu ihren Lebzeiten zu den bedeutendsten Künstlern der mitteldeutschen Vokalpolyphonie zählten, sind ihre Werke heute – wenn überhaupt – nur noch wenigen bekannt. Insofern ist es einerseits ein Risiko, andererseits langjähriges Anliegen und großes Verdienst des Dirigenten Peter Laue, diese bemerkenswerte Musik dem Vergessen zu entreißen und sie heute perfekt interpretiert immer wieder zu Gehör zu bringen.

Anzeige SwopperDie musikalischen Exequien von Heinrich Schütz entstanden im Jahre 1635 und zeigen deutliche Einflüsse der damals hochmodernen italienischen Musik, die Schütz von seinen Reisen unter anderem von Claudio Monteverdi in Venedig aus erster Hand kennengelernt hatte. Der Fürst von Reuß-Gera hatte eine Auswahl ihm wichtiger „Hauptstücke“ des Neuen Testaments zusammengestellt und Schütz beauftragt, daraus eine Musik zu Reußens Beerdigung zu komponieren. Schütz schuf ein zyklisches Werk, das geradezu als Kompendium frühbarocker Kompositionstechniken erscheint: In den unterschiedlichsten Kombinationen und Besetzungen konzertieren Chor, zum Teil doppelchörig, und sechs Vokalsolisten miteinander. Ein ähnliches, allerdings knapper und einfacher gehaltenes Formprinzip liegt den „Seligpreisungen“ des Leipziger Thomaskantors Johann Hermann Schein zugrunde. Chor und Solisten alternieren dabei in raschem Wechsel.

Der Chor wurde seinem hervorragenden Ruf, den er mittlerweile genießt, auch dieses Mal voll gerecht. Neben der großen Intonationssicherheit ist vor allem die einheitliche Absprache von Schlusskonsonanten immer wieder eindrucksvoll. Auch bei den Vokalsolisten bewies Peter Laue eine glückliche Hand: Lydia Leitner und Maria-Barbara Stein, Sopra, Laura Skarnulyte, Alt, Johannes Clüser und Gert Bachmeier, Tenor, sowie Claus Temps, Bass, sind in der Region keine Unbekannten und waren dem Chor wieder ausbalancierter Partner und klangschönes Pendant. Insgesamt gelang Laue mit diesem „Stimmenmaterial“ eine frappant lebendige Darstellung, von filigranem Polyphoniegewebe bis zu großen homophonen Tutti-Chören.

Samuel Scheidts Choralfantasie über „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“, ein Werk von dichtester Polyphonie, steht beispielhaft für den Stil des Großmeisters frühbarocker Orgelkunst und bot den Zuhörern zwischen den aufwühlenden Vokalwerken Gelegenheit zur Kontemplation. Katrin Düringer ließ die Orgel in all ihren Möglichkeiten erstrahlen und demonstrierte eindrücklich, wie sehr sich die Grundreinigung im Zusammenhang mit der Wiederherstellung der Kirche nach dem Brand im Sommer 2013 gelohnt hat.

Das begeisterte Publikum entließ die Musiker erst nach langem Applaus und einer Zugabe. Auf die zukünftigen Programme des „invocanto“ darf man sich nach diesem Abend schon jetzt freuen.

Quelle: Thomas Albius

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