Kindheit im Wandel der Zeit
Beim diesjährigen Ferienspaß im Stadtarchiv begleitete Margarethe Frank die Kinder durch die Geschichte des Kindseins. Frank kam 1896 in Steinsfurt zur Welt und wuchs im heutigen Stadtteil von Sinsheim auf. Sie war die Großmutter der Archivmitarbeiterin Ruth Zwickel, die den Mädchen und Jungen zusammen mit ihrem Kollegen Dr. Marco Neumaier das kindliche Leben über vier Jahrhunderte anschaulich näherbrachte.
In früheren Zeiten hatte die Kindheit einen anderen Stellenwert. Kinder galten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend als kleine Erwachsene, wie auf Porträts offensichtlich wird. Erst danach erkennt man in den Bildern deutlicher das spezifisch Kindliche. Die Art und Weise, wie Kinder angezogen wurden, unterscheidet sich merklich von der heutigen Mode. So kam geschlechterunabhängig einheitlich das Kleidchen zum Einsatz. Die anwesenden Kinder staunten nicht schlecht, als Zwickel ihnen ein Leibchen mit an Bändern befestigten langen Strümpfen zeigte. Eine solche „Montur“ trugen damals Mädchen wie Jungen.
Spielen war und ist die Lieblingsbeschäftigung von Kindern. Ärmere Familien konnten es sich oft nicht leisten, Spielzeug zu kaufen, und stellten es selbst her. Die Ferienspaß-Gruppe eiferte dem nach und bastelte mit sichtlichem Vergnügen ganz individuelle Strohpuppen.
Manche Kinderspiele wie Mikado oder Domino haben die Jahrhunderte überdauert. Murmeln sind ebenfalls immer noch hoch im Kurs. Auf einer eigens gebauten mit Sand gefüllten Spielfläche konnten die Mädchen und Jungen ihre Wurf- und Rollkünste unter Beweis stellen.
Trotz Ferien durfte natürlich das Thema Schule nicht fehlen. Neumaier gab einen Überblick, wie sich das gemeinsame Lernen vom kirchlich organisierten Unterricht bis hin zur Volksschule und Höheren Bürgerschule veränderte. Die Kinder durften auch in das Zeugnisheftchen von Margarethe Frank, die 1902 in Steinsfurt eingeschult wurde, schauen. Neben dem Lernen gehörte damals insbesondere in der Landwirtschaft das
Arbeiten zum Kinderalltag. Insgesamt erfuhren die Mädchen und Jungen anhand vielfältiger Beispiele, was es früher bedeutete, ein Kind zu sein.
Quelle: Stadt Sinsheim