Zum Weltfrauentag am 8. März 2019
Seit nunmehr 100 Jahren haben Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht. Obwohl die Gleichberechtigung von Mann und Frau seitdem große Fortschritte gemacht hat, bleibt die Zahl weiblicher Abgeordneter weiterhin deutlich hinter dem tatsächlichen Frauenanteil innerhalb der Bevölkerung zurück.
Bei der Wahl zum Europäischen Parlament im Jahr 2014 erreichten Frauen lediglich einen Anteil von 36,8 %. Nicht einmal ein Drittel der Abgeordneten im 2017 gewählten Bundestag ist weiblich (30,9 %). Von den insgesamt 709 Sitzen sind nur 219 mit Frauen besetzt. Dabei weisen die GRÜNEN mit 58,2 % den höchsten Frauenanteil unter den Fraktionen im Bundestag auf. Demgegenüber gehören der AfD-Fraktion lediglich 10 Frauen an, was einem Anteil von 10,9 % entspricht.
Aber auch auf Landesebene besteht noch Nachholbedarf. Direkt nach der Landtagswahl im Jahr 2016 waren nur 24,5 % der Abgeordneten weiblich. Durch Veränderungen der Zusammensetzung aufgrund von nachgerückten Abgeordneten machen Frauen aktuell im Landtag von Baden-Württemberg einen Anteil von aktuell 26,6 % aus (Stand: 01.02.2019). Das entspricht lediglich gut einem Viertel der Sitze. Vergleicht man diesen Wert mit dem Frauenanteil in Parlamenten auf der ganzen Welt, bewegt sich das baden-württembergische Landesparlament auf einer Ebene mit den Parlamenten in Estland (26,7 %), San Marino (26,7 %) und Vietnam (26,7 %).1
Ebenso wie im Bundestag weist auch im Landtag von Baden-Württemberg die Fraktion der GRÜNEN den höchsten Frauenanteil auf (46,8 %). Auf dem zweiten Platz folgt die CDU-Fraktion mit gut einem Viertel weiblicher Abgeordneter (25,6 %). Die Frauenanteile der übrigen Landtagsfraktionen bleiben allerdings nochmal deutlich hinter diesem Wert zurück (AfD: 10,0 %, SPD: 10,5 %, FDP/DVP: 8,3 %).
In den Kommunalparlamenten Baden-Württembergs sind Frauen in den meisten Fällen deutlich unterrepräsentiert. Nach den Gemeinderatswahlen 2014 gab es lediglich 10 Gemeinderäte, in denen jeweils die Hälfte der Sitze an Männer bzw. Frauen ging. Im Umkehrschluss waren folglich 1091 Gemeinderäte mehrheitlich mit Männern besetzt. Eine Mehrheit weiblicher Abgeordneter kam hingegen in keiner einzigen der 1101 Gemeinden zustande. Demgegenüber saßen in 26 Gemeinderäten ausschließlich Männer. Durchschnittlich lag der Frauenanteil in den Gemeinderäten des Landes bei lediglich 23,9 %. Noch niedriger fiel der Anteil weiblicher Abgeordneter in den baden-württembergischen Kreistagen aus. Hier gingen im Schnitt nur 19,1 % der Sitze an Frauen. Den höchsten Frauenanteil erreichte der Landkreis Böblingen mit 30,2 %. Am niedrigsten war der Frauenanteil im Landkreis Heidenheim, in dem von 47 Kreistagssitzen lediglich drei an Frauen gingen. Das entspricht einem Frauenanteil von gerade einmal 6,4 %.
Ob sich die Zusammensetzung der Kommunalparlamenten Baden-Württembergs und des Europaparlaments nach den Wahlen am 26. Mai 2019 zugunsten weiblicher Abgeordneter ändern wird, bleibt abzuwarten.