(zg) Dieses Lebensmotto von Don Bosco las ich in einer Zeitschrift. Es ging mir nicht aus dem Kopf. Mensch, diesen Spruch könnte ich auch zu meinem Motto machen. Allerdings brachte ich ihn nicht mehr ganz zustande. Ich schaute noch mal alle Zeitschriften durch und wusste, dass es auf einer rechten Seite so in der Blattmitte stand. Ich fand den Text aber nicht mehr. Mein Brockhaus gab nicht viel her. Ach ja! Da gibt es doch noch das Internet. Google. Gedacht, getan. Die Computerfreaks werden müde lächeln. Aber so lange bin ich noch gar nicht online. In meiner aktiven Zeit als Chef der legendären Autobahnpolizei Sinsheim hatte ich flotte Sekretärinnen, die das Medium perfekt beherrschten. Ich befasste mich gar nicht mit dem Computer und hatte auch keine Ahnung davon. Erst ein Jahr nach meiner Pensionierung im Jahre 2000 interessierte ich mich für die Anlage, die mir mein Sohn vermacht hatte. Ich musste mich entscheiden, wie viele Leute in meinem Alter. Entweder sie lehnen diese Neuerungen total ab oder sie springen noch auf den Zug auf. Der Aufsprung gelang mir gerade noch auf den letzten Wagen.
Der Computer stand zunächst unbeachtet in einem leeren Kinderzimmer. Ich wollte ja, also holte ich ihn ins Esszimmer. Hier hatte ich ihn ständig vor Augen und begann dann auch zu arbeiten, zu schreiben, ohne je in ein Fachbuch gesehen zu haben. Wenn ich eine falsche Taste gedrückt hatte und nichts ging mehr, rief ich meine Hotlines an. Unsere Kinder sind Computerfreaks und sie gaben mir dann die nötigen Anweisungen. Meine Frau befindet sich in Sicht- und Rufweite im Wohnzimmer. Julchen, unser winzig kleiner Hund, sitzt meist bei mir auf dem Schoß. Neben mir steht ein Glas Rotwein Malscher Mannaberg Spätburgunder, halbtrocken, Jahrgang 2004. Nicht immer, aber jetzt. Ich fühle mich sehr wohl dabei.
Heute am 1. Mai des Jahres 2006 war ein recht schöner Tag mit überwiegend Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Die Kois im Teich sind anscheinend glücklich, vor allem wenn sie mich sehen. Um 8.OO Uhr bekamen sie ihre Futtermischung mit Bachflohkrebsen. Sie sind so fressgierig, dass ich sie mit der Hand abhalten muss, damit sie nicht ans Ufer springen. So um 11.00 Uhr bekamen sie gekochten Reis. Den fressen sie für ihr Leben gerne. Julchen bekommt auch immer ein paar Körnchen ab. Am Abend musste ich wieder einem Entenpaar einen Platzverweis erteilen. Gott sei Dank ist die Krötenlaichzeit vorbei. So 15 Hochzeitspaare und noch mehr Junggesellen haben wir in den Ilvesbach vor dem Sinsheimer See exportiert bzw. verbannt. Inzwischen kann ich die Herrschaften ohne weiteres in die Hand nehmen. Wenn man das Männchen, das huckepack auf dem Weibchen sitzt an den Hinterläufen berührt, keilt es aus wie ein Esel. Natürlich nicht so kräftig, aber die Nebenbuhler werden so von der süßen Versuchung abgehalten.
Doch nun zurück zum Lebensmotto von Don Bosco
Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen
Also mit google war die Suche nach Don Bosco überhaupt kein Problem. Im Nu spukte mir der PC annähernd einhundert Einträge über Don Bosco aus.
Von Don Bosco hatte ich schon viel gehört. Er war ein italienischer, unkonventioneller, frommer und lustiger Kaplan, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, sich um verwahrloste junge Menschen zu kümmern. Er gründete Wohnheime und Ausbildungsstätten und hatte auch ein Herz für Häftlinge. Einmal fragte er einen Jungen: Kannst du lesen? Kleinlaut kam die Antwort: “Nein! Kannst du rechnen? Nein! Kannst du beten? Nein! Kannst du pfeifen?“ Der Junge strahlte über das ganze Gesicht: Ja, das kann ich. Das Eis war gebrochen, die Angst des Jungen überwunden. Es zeigte sich, dass der Junge noch viel mehr konnte als pfeifen. Er ging bei Don Bosco in die Schule. Obwohl er schwächlich war, setzte er sich immer für die Verlierer und Benachteiligten ein. Bei einem Streit zwischen zwei Jugendlichen, die sich mit Steinen duellieren wollten, verlangte er, dass sie den ersten Stein auf ihn werfen sollten. Sie warfen nicht. Mit 15 Jahren starb der Jugendliche an Tuberkulose. Er wurde heilig gesprochen.
Ist der Spruch eigentlich noch zeitgemäß?
In unserer aktuellen Lage, in einer Zeit, die uns mit Meldungen über Naturkatastrophen, Missständen unserer Gesellschaft und horrenden Arbeitslosenzahlen schockiert? Stimmt schon. Aber lassen wir die damalige Zeit Revue passieren.
1815 in Turin, Italien. Man sieht einen Mann, vielleicht 35 Jahre alt. Im Gewand eines Priesters, der mit einer wilden Horde Jugendlicher auf der Straße Fußball spielt.
Es ist die Zeit der Industrialisierung, die eine allgemeine Landflucht mit sich bringt. Auch Turin lockte viele Menschen an, darunter tausende Jugendliche, die sich Geld und Arbeit in der Stadt erhofften, aber keine Chance bekamen. Oft hatten sie keine Wohnung und nichts zu essen. Don Bosco sah die Missstände. Er besorgte ihnen Unterkunft und Essen und nimmt ihre Probleme und Sorgen ernst. Immer wieder ist Don Bosco erschüttert von jedem einzelnen Schicksal und doch schafft er es sein Lebensmotto „Fröhlich sein – Gutes tun – und die Spatzen pfeifen lassen“ überzeugend zu leben.
Mit Fröhlichkeit ist Schweres besser zu ertragen und Gutes leichter zu tun.
Viele Schulen und Heime tragen heute noch den Namen von Don Bosco. Er wurde, ich glaube 1925 heilig gesprochen.
Fröhlich sein ist kein Problem. Das Leben ist dadurch viel leichter zu ertragen. Lachen kostet nichts, also schenke es jedem.
Gutes tun – es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Die Spatzen pfeifen lassen. Das ist die leichteste Übung. Ehrfurcht vor jedem Leben. Ob Mensch, ob Tier, ob Spatz. Selbst der Regenwurm hat seine Berechtigung.
Das könnte man im Buddhismus am ehesten verwirklichen. Man muss aber kein Buddhist sein, um die Spatzen pfeifen zu lassen.
Quelle: Adolf Skrobanek