Intensivsprachkurs für Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchterfahrung, die im Herbst eine Ausbildung beginnen
(zg) Die Stabsstelle Integration des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis hat in diesem Sommer zum dritten Mal in Folge einen Intensivsprachkurs nach der Verwaltungsvorschrift „VwV Deutsch“ organisiert.
Mit diesem Förderformat hat das Ministerium für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg eine Möglichkeit geschaffen, mit der junge Geflüchtete vor Ausbildungsbeginn über einen Zeitraum von sechs Wochen sprachlich intensiv auf ihre zukünftige Ausbildung vorbereitet werden. Die Teilnahme erfolgt unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Eine Voraussetzung ist jedoch, dass die Sprachkenntnisse vorab auf dem Niveau A2 liegen. Es müssen folglich gute Grundkenntnisse vorhanden sein, die im Kurs idealweise zum Fortgeschrittenenniveau B1 bzw. B2 geführt werden.
Ungeachtet der verschärften Rahmenbedingungen wurde auch in diesem Jahr nicht von dem Angebot abgerückt und ein Sprachkurs mit dem Ziel B1 eingerichtet. Der Kurs startete am 17. Juli 2020 und endet am 28. August 2020 mit einem zertifizierten Abschlusstest, der die Teilbereiche „Sprechen“, „Hören/Lesen“ und „Schreiben“ umfasst. Inhaltlich werden den Teilnehmenden allgemeine, aber auch berufsbezogene Sprachkenntnisse vermittelt. Zusätzlich werden Themen wie Verhalten am Arbeitsplatz, Krankmeldung, Umgang mit Kollegen etc. thematisiert. Der Kurs wird in bewährter Weise durch den Sprachkursträger USS in Heidelberg-Rohrbach durchgeführt. Die Ausbildungsstätte liegt zentral und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. „Einige Änderungen gibt es in diesem Jahr natürlich trotzdem“, erklärt Martina Bissinger, Ansprechpartnerin für den Bereich Sprachförderung bei der Stabsstelle Integration und berichtet von den besonderen Herausforderungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte. So konnte insgesamt nur ein Kurs eingerichtet werden. Die Gruppengröße liegt aufgrund der Abstands- und Hygienebedingungen bei 12 Personen. „Die Motivation bei den Teilnehmenden ist jedoch ausgesprochen hoch“, so Schäfer, die Sprachkurskoordinatorin von USS. „Es gibt bislang insgesamt nahezu keine Fehltage.“
Bereits vorab mussten für die Akquise von Teilnehmenden neue Wege gefunden werden. Aufgrund des eingeschränkten Präsenzunterrichts an Schulen und der ausgesetzten persönlichen Beratung durch die Kammern war es schwierig, zukünftige Auszubildende zu erreichen. Hier kam das gute Netzwerk zugute, das in den letzten Jahren aufgebaut wurde: In Zusammenarbeit mit beispielsweise dem Integrationsmanagement, den kommunalen Integrationsbeauftragten, der sozialen Beratung des Landratsamts, aber auch den Kammern und Schulen ist es trotz der späten Zusage von Ausbildungsplätzen durch die Betriebe gelungen, den Kurs komplett zu besetzen. „Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass es sich bei diesem Kursformat um ein Erfolgsmodell handelt, zumal es seitens des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kein äquivalentes Angebot gibt“, so Dr. Anne Kathrin Wenk, Leiterin der Stabsstelle Integration. Daher seien auch für das nächste Jahr Sommerintensivsprachkurse geplant – bevorzugt wieder in Kooperation mit der Stadt Heidelberg.
Aktuell ist der Bereich Sprachförderung der Stabsstelle Integration zudem dabei, Berechtigungen für die Teilnahme an regulären Grund- und Aufbaukursen im Rahmen der VwV Deutsch für die neue Förderperiode auszustellen. Diese hat am 1. August 2020 begonnen und läuft über zwei Jahre. Wie die Intensivsprachkurse werden auch die Regelformate gemeinsam durch das Ministerium für Soziales und Integration und den Rhein-Neckar-Kreis finanziert. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur Sprachförderung der Personen geleistet, die keine Möglichkeit haben, Sprachkurse über das BAMF zu besuchen. „Wir konnten innerhalb kürzester Zeit bereits über 50 Berechtigungen für die neue Förderperiode ausstellen. Weitere Anmeldungen werden noch bearbeitet“, berichtet Julia Matthews, ebenfalls zuständig für die Sprachförderung bei der Stabsstelle Integration die überaus erfreulichen Zahlen. „Da der Besuch eines Sprachkurses nicht nur dem Spracherwerb dient, sondern auch maßgeblich zur psychosozialen Stabilität der Teilnehmenden beiträgt, ist zu hoffen, dass die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen bewältigt werden können und das Angebot an Sprachkursen den gemeldeten Bedarf decken kann“, ergänzt Martina Bissinger. Weitere Informationen sowie Antragsunterlagen befinden sich auf der Homepage des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis unter https://www.rhein-neckar-kreis.de/integration .
Quelle: Silke Hartmann