Mehr als 100 Teilnehmer beim Kinderschutz-Fachtag in Sinsheim
Es ist schrecklich, wenn Kinder oder Jugendliche an Körper und Seele zu Schaden kommen. Und doch geschieht dies Tag für Tag. Alle Erwachsenen, die beruflich mit jungen Menschen zu tun haben, stehen gemeinsam in der Verantwortung, deren Schutz zu gewährleisten. Damit die Fachkräfte in Situationen, wo Verdacht auf eine Gefährdung des Kindeswohls besteht, die richtigen Entscheidungen treffen, ist es wichtig, dass sich die beteiligten Akteure und Institutionen gegenseitig kennen und gut zusammenarbeiten.
Um diese Vernetzung und den fachlichen Austausch zu unterstützen, fand am 24. März eine Kinderschutz-Fachtagung unter dem Titel „Gemeinsam stark im Kinderschutz – Unterstützungsangebote für Kinder, Jugendliche und Fachkräfte in Sinsheim“ statt. Mehr als 100 Teilnehmende trafen sich in der Dr.-Sieber-Halle. Darunter waren Vertreter von Kindergärten und Schulen, sozialen Einrichtungen, Beratungs- und Fachstellen, Polizei, Vereinen und auch aus Fachkliniken in Mannheim und Heidelberg.
Nach einem musikalischen Auftakt durch das „Huub Dutch Duo“ und Grußworten von Oberbürgermeister Jörg Albrecht und Silvia Kempf, Sozialdezernentin des Rhein-Neckar-Kreises, startete der inhaltliche Teil des Fachtages mit zwei Impulsvorträgen: Simone Korger vom Uniklinikum Ulm sprach über die Häufigkeiten und Folgen von Kindesmisshandlung und
-vernachlässigung. Dabei wurde deutlich, warum es für Betreuungseinrichtungen wichtig ist, ein Schutzkonzept zu erarbeiten. Anschließend erläuterte Volker Schuld, Leiter des AWO Kinderschutzzentrums Heidelberg und Rhein-Neckar-Kreis, warum die Unsicherheit in Kinderschutzfällen nicht als Problem, sondern als eine Ressource im Hilfeprozess gesehen werden sollte.
Im Anschluss hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, einzelne Themenfelder und Fragestellungen in vier Workshops zu vertiefen. Dabei ging es beispielsweise um die Vorgehensweise bei der Entwicklung von institutionellen Schutzkonzepten, um die Hilfen und Unterstützungsangebote des Jugendamtes, um das „Schritteverfahren“ im Beratungsprozess bei Kinderschutzfällen im Sinne des §8a SGB VIII, sowie um den Umgang mit sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ im Foyer der Halle stellten sich verschiedene Institutionen mit ihrem Angebot vor. Hier bestand im Verlauf der Tagung genügend Gelegenheit, sich zu informieren und miteinander ins Gespräch zu kommen, was die Anwesenden auch angeregt nutzten.
Der Illustrator Max Bachmeier aus Heidelberg sorgte für eine besondere Art der Dokumentation, indem er die Inhalte und Impressionen per „Graphic Recording“ auf einer großen Plakatwand festhielt.
Die Veranstaltung war auf Initiative der städtischen Fachkräfte Stefanie Sosa y Fink (KiTa-Fachberaterin) und Markus Bosler (Kinder- und Jugendreferent) entstanden. Beim mehreren Vorbereitungstreffen hatten sich außerdem Albrecht Oettinger (Psychologische Beratungsstelle), Jörg Ehrenfried (Jugendamt RNK) sowie Christine Mohler (AK Netzwerk gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen) engagiert in die Planung eingebracht. Der Fachtag konnte durch das großzügige Engagement der Josef Wund Stiftung realisiert werden, die in den zurückliegenden Jahren bereits einige bedeutende Entwicklungen im Sinsheimer Kinderschutzansatz ermöglicht hat.
Bettina Richter-Kluge vom Amt für Bildung, Familie und Soziales bedankte sich abschließend bei allen Akteuren für ihren Beitrag zu dieser gelungenen Fachveranstaltung. Die Teilnehmer waren sich mit den Verantwortlichen einig, dass es eine Fachtagung in diesem Format bisher in Sinsheim noch nicht gegeben hatte. Die beeindruckende Teilnehmerzahl weist schon darauf hin, dass das wichtigste Anliegen auf jeden Fall erreicht werden konnte: Eine breite Vernetzung verschiedenster Fachkräfte und Organisationen, die in ihrer täglichen Arbeit mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen befasst sind. Das Motto der Tagung wurde im besten Sinne mit Leben erfüllt: „Gemeinsam stark im Kinderschutz!“.
Quelle: Stadt Sinsheim