Heulende Sirenen dutzender Polizeiautos, Polizeibeamte mit schwerer Rüstung, Wasserwerfer und kreisende Hubschrauber – das sind die Erinnerungen, wenn man an dem gestrigen Sonntagmittag denkt. Gegen 13 Uhr fand eine Großdemo gegen Das Corona-Virus und deren Verordnung auf dem Freibadparkplatz statt. Die Versammlung wurde mit 800 Menschen angemeldet – Teilnehmer erscheinten jedoch deutlich mehr.
Die Teilnehmergrenze wurde schnell erreicht – Polizei greift schnell ein
Die Stadt füllte sich schon vor Beginn der Demonstration rasant mit Menschen. Im Minutentakt kamen immer mehr Teilnehmer dazu, woraufhin sich die Polizei entschied, niemanden mehr aufs Gelände des Freibadparkplatzes passieren zu lassen. Die Zahl der erlaubten 800 Teilnehmer war schnell erreicht. Mit Absperrung mittels Reitern, Barrieren und Polizeibarrikaden wollte man den Zustrom stoppen. Auch die Autobahnzufahrt Richtung Sinsheim musste teilweise gesperrt werden. Viele reisten für die Veranstaltung lange an – so war auch für mancher das Verständnis der Abweisung nicht da. Es kam vereinzelnd zu Konflikten mit der Polizei, worauf auch ein Polizist mittels einem PKW verletzt wird.
Der Ausruf zur Teilnahme kam besonders aus den Social Media Kanälen
Die Informationen zur Demo-Veranstaltung wurde in nur kurzer Zeit schnell verbreitet. Auf Social Media Plattformen wie Twitter, Facebook und insbesondere Telegram wurde aufgerufen, an der Demonstration teilzunehmen. Teilnehmer und Bühnensprecher wie Michael Ballweg oder Samuel Eckert, welche eine große Reichweite auf Ihren Social-Media-Plattformen besitzen, forderten mit dem Hashtag #WirwerdenAlledasein an der Teilnahme für „Solidarität, Demokratie und Selbstbestimmung“. Der Aufruf verteilte sich wie ein Lauffeuer.
Bodo Schiffmann’s Stimme von Afrika bis nach Sinsheim
Die Reden wurden auf einer großen Bühne vorgetragen mit Mikrofon und Lautsprecher. Auch eine große Leinwand links der Bühne wurde aufgestellt, damit die Reden über Bewegbild angesehen werden konnten. Als besonders Highlight galt die Rede von Bodo Schiffmann. Hintergrund: Nachdem Schiffmann Beleidigungen und Morddrohungen erhalten hatte, flüchtete er zum Schutz mit seiner Frau nach Afrika. Der genaue Ort, wo er sich aktuell aufhält, ist nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Sinsheimer Hals-Nasen-Ohren Arzt, nachdem er und seine Frau Atteste ausgestellt haben soll, ohne die Patienten in manchen Fällen vorher untersucht zu haben. Hierbei soll es sich um 24 Atteste handeln, die vom Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes befreien.
Schiffmann’s Rede erfolgte über Fernwartung mit Übertragung auf der LED Wand und sprach Live aus Afrika. Die Rede des 53-Jährigen Arztes gewann beim Publikum große Beliebtheit und konnte die Mehrheit mit Jubel und Anerkennung überzeugen. Auch im Nachhinein bedankten sich die Bühnensprecher für seine Teilnahme und bekräftigten seine Meinung vor der Zuhörerschaft.
Polizei musste spontane Versammlung am Bahnhof auflösen
Eine Personengruppe versuchte eine Spontanversammlung anzumelden, die allerdings durch die Versammlungsbehörde der Stadt Sinsheim nicht zugelassen wurde. Zu dieser Versammlung hatten sich 500 Personen am Hauptbahnhof in Sinsheim eingefunden. Da sich die Personengruppe auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht auflöste, wurden auch hier die Personalien aller Teilnehmer erhoben und Platzverweise ausgesprochen. Auch Anzeigen wurden erteilt. Die Polizei musste den Zugverkehr einstellen und den Bahnhof weiträumig sperren, da immer wieder versucht wurde über die Gleisen auf die andere Seite zu gelangen. Weiterhin kam es immer wieder zu größeren Versammlungen mit hunderten, in welcher die Polizei zur Einhaltung der Corona-Verordnung reagieren musste. Es kam des Öfteren zu Straßensperrungen.
Insgesamt kam es bei dem Einsatz zu neun Straftaten, unter anderem einer gefährlichen Körperverletzung zum Nachteil eines Polizeibeamten, zwei Ermittlungsverfahren wegen tätlichen Angriffs und Widerstands gegen Polizeibeamte sowie zu mehreren Beleidigungen gegen eingesetzte Beamte und einem Verstoß gegen das Waffengesetz. Es wurden 1.561 Personen und 460 Fahrzeuge kontrolliert. Gegen 387 Personen wurden Platzverweise ausgesprochen und rund 600 Personen sehen nun Ordnungswidrigkeitenanzeigen wegen Verstößen gegen die CoronaVO entgegen, eine Person gelangte wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz zur Anzeige.