Staatssekretärin Gisela Splett informierte sich vor Ort über den im Landeskonzept Wiedervernetzung vorgeschlagenen Bau einer Grünbrücke an der Bundesautobahn A 6 östlich von Dielheim bei Wiesloch: „Um die Artenvielfalt in Baden-Württemberg dauerhaft zu erhalten, ist eine Wiedervernetzung zerschnittener Lebensräume notwendig. Wir brauchen eine „grüne“ Infrastruktur, die Tierarten Wanderungen und den Wechsel zwischen Lebensräumen ermöglicht.“
Splett wies darauf hin, dass die A 6 dort einen Wildtierkorridor von internationaler Bedeutung zerschneidet. Dieser Korridor verbindet den Schwarzwald, aber auch die Wälder des Strombergs mit dem Odenwald, und vermittelt großräumig zwischen den deutschen Mittelgebirgen und dem Alpenraum. Martin Strein von der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt ergänzte: „Im Naturpark Stromberg-Heuchelberg konnte in den letzten Jahren die Wildkatze nachgewiesen werden. Würde die Barrierewirkung der A 6 verringert und der Korridor wieder durchlässiger, so könnte sich die Wildkatze, aber auch weitere Tierarten allmählich weiter in den Odenwald verbreiten.“
Um die Nachteile und Gefahren der sogenannten „grauen“ Infrastruktur, d.h. der Siedlungs- und Verkehrsflächen, zu reduzieren, hat das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur ein Wiedervernetzungskonzept erstellt, das die Problemlage landesweit in den Blick nimmt. Ziel ist es, Lebensräume von Wildtieren und Pflanzen, die von Straßen durchschnitten werden, bestmöglich wieder miteinander zu vernetzen. Der Abschnitt an der A 6 ist mit hoher Priorität im Landeskonzept enthalten und soll auf Vorschlag des Landes auch in das „Bundesprogramm Wiedervernetzung“ aufgenommen werden. Das Bundesprogramm enthält für Baden-Württemberg insgesamt 12 prioritäre Wiedervernetzungsstandorte, an denen Grünbrücken oder andere Tierquerungshilfen an Autobahnen und Bundesstraßen in Baden-Württemberg errichtet werden sollen.
Die A 6 wird von circa 75.000 Fahrzeugen pro Tag befahren. Sie soll zwischen den Anschlussstellen Wiesloch/Rauenberg und dem Autobahnkreuz Weinsberg durchgehend auf sechs Spuren ausgebaut werden. Dies wird im Rahmen eines ÖPP-Projekts, also einer öffentlich-privaten Partnerschaft erfolgen. Dafür wird gerade das entsprechende Vergabeverfahren durchgeführt. Wenn alles planmäßig läuft, kann Anfang 2017 mit der Bauausführung begonnen werden.
Eine Grünbrücke über die A 6 ist in den bisherigen Planungen allerdings nicht vorgesehen. Dafür wäre gegebenenfalls noch ein eigenes Planfeststellungsverfahren erforderlich. In den Vergabeunterlagen für das ÖPP-Projekt wurde bereits darauf hingewiesen, dass mit dem nachträglichen Bau einer Grünbrücke zu rechnen ist. Der Bau einer Grünbrücke würde wesentlich dazu beitragen, dass die Lebensräume südlich und nördlich der A 6 wieder miteinander verbunden werden und Tiere die Autobahn überwinden können.
Splett: „Ich hoffe, dass dieser Wiedervernetzungsabschnitt in das Bundesprogramm aufgenommen wird und eine Grünbrücke noch im Zuge des bevorstehenden Ausbaus der A 6 gebaut werden kann.“ Wegen des notwendigen Planungsvorlaufs könne davon jedoch nicht unbedingt ausgegangen werden. Das Land lege großen Wert darauf, dass die Ausbaumaßnahme zügig durchgeführt und die entsprechende Zeitplanung nicht gefährdet werde.
Generell sei es eine Herausforderung, in einem so dicht besiedelten und vielfach von Verkehrswegen zerschnittenen Land wie Baden-Württemberg Lebensräume wieder zu vernetzen. Splett zeigte sich aber zuversichtlich, dass es gelingen werde, mit vereinten Kräften ein Netz von grünen Korridoren und eine „grüne Infrastruktur“ zu schaffen und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass die biologische Vielfalt langfristig erhalten bleibt.
Das Bundesprogramm Wiedervernetzung sieht an der A 6 zwischen den Anschlussstellen Wiesloch/Rauenberg und Sinsheim bisher keinen prioritären Wiedervernetzungsabschnitt vor, dafür aber an der B 35 nordöstlich von Mühlacker. Das Land hält allerdings eine Tierquerungshilfe über die A 6 östlich von Dielheim für dringlicher, und hat dem Bund daher vorgeschlagen, diesen Wiedervernetzungsabschnitt in das Bundesprogramm aufzunehmen.
Quelle: Ministerium für Verkehr und Infrastruktur