Augenzeugenbericht einer Sinsheimer Missionarin in Port Salut
(zg) Susanne Fassl ist 37 Jahre alt und arbeitet als Krankenschwester des christlichen Hilfs- und Missionswerkes DMG in einer Klinik der Küstenstadt Port Salut im Süden Haitis. Hier ihr Augenzeugenbericht, wie sie und die Menschen in ihrem Umfeld Hurrikan Matthew erlebt haben:
Vor dem Sturm:
Seit gut einer Stunde wütet der Hurrikan, es ist fast ein Uhr morgens in Haiti. Der Wind nimmt immer wieder Fahrt auf, aktuell laut Nachrichten 142 km/h. Der Sturm rüttelt am Haus, schwere Gegenstände fliegen durch die Luft und aufs Dach. Es klingt bedrohlich. Wir haben keine Glaslammellenfenster, sondern nur Moskitonetze und einen Fensterladen aus Holz davor, der uns schützt. Doch wir sind dankbar und beten für die Haitianer in unserer Stadt, von denen viele dem Wind und der Gefahr ungeschützt ausgesetzt sind. Es regnet heftig, keiner weiß wie lange es anhält. Ich spüre, wie Jesus mich mit Frieden und Gelassenheit erfüllt, trotz der unüberschaubaren Situation. Momentan kann ich keinen Kontakt zu unserem Gästehaus aufnehmen. Das Telefonnetz ist ausgefallen. Danke wenn Ihr weiter für uns betet. (Anmerkung d. Red.: Susanne Fassl hatte sich mit fünf Personen in das etwas höher gelegene Haus des Leiters ihrer Klinik zurückgezogen).
Wir wurden schwer getroffen und sind froh, dass wir das Ganze überlebt haben. Am Strand und in höheren Lagen ist alles zerstört. Wir haben eine schlimme Nacht hinter uns, der Hurrikan ist immer heftiger geworden. Fensterläden sind abgerissen. Wir suchten dann im Nachbargebäude Schutz, konnten die Tür aber nicht schließen – obwohl wir uns aneinander festgehalten und alle Kräfte gebündelt haben. Wir wären beinahe weggeflogen. So saßen wir durchnässt über Stunden in einer Ecke des Hauses und der Hurrikan pfiff durch die Räume. Wir sind froh, dass wir es heil überstanden haben. Im Moment laufen wir alles zu Fuß. Brücken sind abgebrochen, kein Durchkommen mit dem Auto … alles voller umgestürzter Bäume. Palmen sind abgeknickt wie Streichhölzer. Es ist eine Katastrophe, hier ist Ausnahmezustand. Unser Gästehaus steht noch, mein Zimmer ist nahezu unversehrt, obwohl alles überflutet worden ist. Der Garten ist verwüstet, der Meeresspiegel ist angestiegen, noch immer windet es stark und regnet ab und an. Alles ist durchnässt, die Sachen trocknen schlecht. Wir schlafen zu zweit auf einer Matratze für eine Person. Flugzeuge überfliegen uns, die Verbindung zur Außenwelt ist komplett abgebrochen. Wir hoffen, sie versorgen uns mit Wasser und Lebensmitteln … wir halten alle zusammen. Meine haitianischen Nachbarn unterstützen mich. Der Wassertank auf dem Dach ist weggeflogen, es gibt keinen Strom im Haus. Die komplette Strandstraße ist in viele Stücke unterspült, aufgebrochen und unpassierbar. Ich konnte mein Auto im Depot unterstellen, es war noch ganz.
Viele Menschen haben alles verloren. Unsere Klinik hat eines unserer Depots geöffnet, damit die haitianischen Nachbarn im Trockenen kochen und hier unterkommen können. Wir helfen uns gegenseitig. Die Gründerin unserer Kinderklinik und ein Arzt aus den USA wollen heute (Freitag, 7.10.) mit dem Helikopter zu uns einfliegen – da man nicht anders durchkommen kann –, um uns zu unterstützen. Wir sind sehr froh darüber. Bitte betet für uns. Es kann Wochen dauern bis wir die Lage unter Kontrolle haben. Soviel fürs Erste, danke für alles beten. Eure Susanne!
Spenden für Haiti:
Die DMG (Sinsheim-Buchenauerhof) hat Partner und eigene Missionare im Süden Haitis vor Ort, über die Ihre Spenden Ihr Ziel erreichen. Gerne leiten wir Ihre Spenden weiter.
Stichwort P50406
Nothilfe Haiti Hurrikan
Quelle: Theo Volland