Aus Informationen der fünf DMG-Missionare Volker und Anette Schnüll, Arne und Priscilla Clemm (beide Les Cayes) sowie Susanne Fassl (Port Salut):
(zg) Wir müssen wieder zurück in den Krisenmodus schalten. Seit dem 20. Oktober hatten wir wolkenbruchartige Regenfälle – und es sieht kaum nach Änderung aus. Der Ausblick von unserem Hügel erinnert an die heftigen Überschwemmungen 2008. Der Fluss Lilette ist weit über die Ufer getreten, Brücken sind nicht passierbar. Viele Haitianer sitzen ohne Planen schutzlos in den Resten ihrer Häuser. Müdigkeit sitzt auch uns und unseren Kollegen in den Knochen. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig ermutigen.
Heute haben wir mit einer befreundeten haitianischen Familie gefrühstückt, deren Haus total durchnässt ist. Frau Homère ist seit sieben Monaten krank, allmählich auf dem Weg der Besserung. Außerdem hatten wir zwei Pastoren, einen Studenten und den Studienleiter unserer Theologischen Fakultät mit am Tisch. Sie haben hier übernachtet und wollten morgens wieder nach Hause – es war nicht möglich. Einer der Pastoren kommt aus einem Dorf, das seit dem Sturm kaum mehr erreichbar ist. Wir konnten ihm etwas Nahrung und ein bisschen Geld für seine Gemeinde mitgeben.
Freunde, die eine Landwirtschaftsschule betreiben, hatten durch den Sturm 18 Hühner verloren; bei den Überschwemmungen jetzt sind 360 Tiere verendet. Wieder Zerstörung, Verzweiflung, Trauer. Und wieder fangen die Menschen an, aufzuräumen und aufzubauen. „Petit, petit zwazo fè niche“ – nach und nach baut der Vogel sein Nest. Dieses haitianische Sprichwort trifft voll zu in diesen Wochen. Trotz der Not sehen wir kleine Fortschritte und sind vom Fleiß der Haitianer beeindruckt.
Vielen Dank für alle Spenden. Kurzfristig werden wir damit Essen und Planen kaufen und verteilen (lassen). Mittel- und langfristig unterstützen wir den Wiederaufbau. Viele Schulen müssen beispielsweise wieder aufgebaut werden. Zudem wollen wir Saatgut und Nutztiere kaufen, damit Notleidende sich bald wieder selbst versorgen können.
Mit Spenden der DMG konnten wir einen Lastwagen Essen an Pastoren und Bürgermeister unseres Bezirks übergeben. Sie werden den Reis, Zucker, Mehl, Mais, Öl etc. in Portionen aufteilen und denen verteilen, die es am dringendsten benötigen. Nachbarn geben wir selbst Nahrung aus. Parallel besorgen wir dringend benötigte Planen und helfen, Hausdächer zu flicken.
Es begegnete uns eine junge Frau, die eine selbstgemachte Bandage trug. Beim Sturm war ein Teil des Daches auf ihren Arm gefallen. Sie hatte Schmerzen und konnte die Hand nicht bewegen. Einen Arztbesuch hätte sie sich nicht leisten können. Also sorgten wir dafür, dass sie kostenlos behandelt wurde. Einer Familie, die kurz nach dem Hurrikan ihr fünftes Kind bekommen und alle Habe verloren hat, schenkten wir Kinderkleidung. Vielen Dank für Euer anhaltendes Gebet.
Quelle: Theo Volland