(zg) Zum ersten Mal sank die Zahl der neuen Auszubildenden im baden-württembergischen Handwerk unter die Marke von 20.000. „Die Einstellungsbereitschaft der Betriebe ist unverändert hoch, aber für dieses Angebot fehlen vermehrt die Bewerber“, sagte Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle. Er führt den Rückgang vor allem auf demografische Gründe zurück, sieht aber auch das eingeschränkte Berufswahlspektrum der Bewerber mit Sorge: „Die meisten Jugendlichen kaprizieren sich leider auf wenige Modeberufe.“
Rund 19.900 junge Menschen entschieden sich im vergangenen Jahr für eine Zukunft im Handwerk, das sind 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Erneut konnten in der Folge viele Ausbildungsplätze nicht besetzt werden, insbesondere im Nahrungsmittelhandwerk und im Bauhauptgewerbe. Besonders deutlich waren die Rückgänge mit einem Minus von 24 Prozent bei den Bäckern. Auch bei den Bäckereifachverkäufern sank die Anzahl der Neuverträge um rund 17 Prozent. Ebenso wurden 7,3 Prozent weniger Lehrlinge in Bau- und Ausbauberufen eingestellt. Kleinere Zuwächse gab es in einigen Gesundheitsberufen und auch bei den Eletronikern. Möhrle: „Erfreulich ist, dass es dem Handwerk mit neuen Berufsfeldern rund um die Elektromobilität und die Energiewende auch gelungen ist, Jugendliche für moderne Berufe zu gewinnen.“
Vor allem junge Frauen beschränkten sich auf ein kleines Spektrum an Ausbildungsberufen und schöpften ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus, bedauerte Möhrle. Von den 5.117 Neuverträgen entfiel rund die Hälfte auf die Berufe Friseurin und Bäckereifachverkäuferin. Die Ausbildung zur Friseurin war sogar bei knapp einem Drittel Topfavorit. Mit 53 Prozent hatte nur noch gut die Hälfte des neuen Handwerkernachwuchses einen Hauptschulabschluss, deutlich weniger als im Vorjahr (58%). Der Anteil der Jugendlichen mit mittlerem Schulabschluss stieg dagegen binnen Jahresfrist über die Marke von einem Drittel (34%). 1.690 Auszubildende (8,5 %) waren Abiturienten, so viele wie noch nie. Das Handwerk wirbt seit einigen Jahren aktiv um Abiturienten – mit konkreten Karriereplänen wie zum Beispiel dualen Studiengängen.
Insgesamt bilden die 135.000 Handwerksbetriebe 50.926 junge Menschen aus. Etwa 6.500 und damit nahezu 13 Prozent haben keinen deutschen Pass. Mehr als jeder dritte ausländische Auszubildende hat türkische Wurzeln (38%). An zweiter Stelle stehen Italiener mit einem Anteil von 19 Prozent.
Quelle: Handwerk BW, Eva Hauser