(zg) Das baden-württembergische Handwerk startet mit einem leichten Plus in das neue Ausbildungsjahr. Zum 1. September verzeichnen die acht Handwerkskammern im Land 16.578 neue Auszubildende, das sind 1,3 Prozent oder 207 junge Handwerkerinnen und Handwerker mehr als im Vorjahr. „Damit haben wir im zweiten Jahr in Folge ein Plus in der Ausbildungsstatistik“, freut sich Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) geht davon aus, dass dieses Plus gehalten werden kann und rechnet zum Jahresende mit über 19.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. „Aber damit wollen und können wir uns nicht zufrieden geben“, sagte Reichhold. Der demografische Wandel, aber vor allem auch der ungebremste Drang der Schulabgänger nach einer akademischen Ausbildung machen dem Handwerk zu schaffen. Etwa 8.000 Lehrstellen im Land seien unbesetzt. Dies sei ein Vorbote des Fachkräftemangels im Land. Die Vorschläge der Landes-SPD für eine Ausbildungsplatzgarantie schienen deshalb auch reichlich antiquiert: „Besser wäre eine Auszubildendengarantie der Landesregierung“.
Ob Anlagenbauer für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Elektroniker, Zimmerer, Dachdecker oder Maler und Lackierer – es fehlen landesweit noch Auszubildende in nahezu allen Berufen. Für Spätentschlossene sei es deshalb noch längst nicht zu spät, betonte Reichhold. Viele Betriebe stellen sich mittlerweile mit speziellen Förderprogrammen wie etwa dem Ausbildungsbegleiter auf leistungsschwächere Jugendliche ein. Aber sie werben auch verstärkt um die Leistungsstarken. Reichhold: „Das hat gefruchtet, im zu Ende gegangenen Ausbildungsjahr hatten wir erstmals mehr als zehn Prozent Abiturienten unter den neuen Auszubildenden.“ Die Karriereaussichten seien schließlich erstklassig. So könne beispielsweise die Ausbildungszeit verkürzt werden, bereits während der Lehrzeit können wichtige Zusatzqualifikationen erworben, ein duales Studium absolviert oder gleich im Anschluss an die Ausbildung mit der Vorbereitung auf die Meisterprüfung begonnen werden.
Insgesamt bilden die 133.000 Betriebe des baden-württembergischen Handwerks rund 48.000 junge Menschen aus.
Quelle: Eva Hauser