(zg) Empört über den gestern veröffentlichten DGB-Report zur Zufriedenheit der Auszubildenden in Baden-Württemberg reagierte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold: „Hier wird nicht nur eine Generalschelte gegen die ausbildenden Betriebe betrieben, sondern die Studie spricht zudem den Kammern und deren Mitarbeitern, die sich tagtäglich in ihrer Ausbildungsberatung um junge Menschen kümmern, die Qualifikation dazu ab.“ Dass 70 Prozent der Auszubildenden zufrieden sind, sei dem DGB nur eine Randbemerkung wert: „Wir dagegen sind stolz darauf.“
Selbst dort, fügte Reichhold hinzu, wo die begonnene Ausbildung nicht erste Wahl war, sei die Zufriedenheit immer noch hoch. Leider erfasse die Multiple Choice-Umfrage der Studie die Gründe, warum ein Azubi unzufrieden ist, nicht wirklich. So aber stelle die Studie nur Mutmaßungen an. Natürlich könnten das Verhalten der Ausbilder oder die Anzahl der Überstunden eine Rolle spielen. Einen viel größeren Einfluss habe jedoch aus Sicht des Handwerks die noch immer nicht ausreichende Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen. Es werde häufig eine falsche Erwartung geweckt, die dann den Realitätscheck nicht bestehe. „Auch den Traumberuf muss man von der Pike auf lernen“, so Reichhold. Häufig sei ein Abbruch oder der Wechsel in einen anderen Ausbildungsberuf schlicht nichts anderes als die Korrektur einer falschen Berufswahlentscheidung. Unzufriedenheit mit der Ausbildungsqualität für den Nachwuchsmangel verantwortlich zu machen, sei ein mehr als oberflächlicher Rückschluss: „Selbst in den attraktiven Kfz-Berufen, in denen die Auszubildenden sehr zufrieden sind, fehlen Bewerber.“
Niemand stelle in Abrede, dass es unter den Betrieben auch schwarze Schafe und Missstände gebe, sagte Reichhold weiter. Er erinnerte aber daran, dass im Ausbildungsbündnis gemeinsam mit dem DGB vereinbart wurde, ein Konzept zur Sicherung und Entwicklung von Qualität in der beruflichen Ausbildung zu erarbeiten: „Wir wollen die Fortbildung der Ausbilderinnen und Ausbilder stärken sowie Betriebe und Jugendliche dabei unterstützen, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.“ Schon heute könnten sich Azubis bei Problemen jederzeit Unterstützung bei den Ausbildungsberatern der Kammern holen.
Das Verlangen nach einer neutralen Stelle der Überprüfung nannte Reichhold eine „geradezu hanebüchene Forderung“. Die Kammern berieten beide Seiten, Auszubildende und Ausbilder, sie seien die neutrale Stelle. Das Handwerk in Baden-Württemberg wird in den Ausbildungsabschlüssen in diesem Jahr nach mehreren Jahren des Rückgangs wieder leicht zulegen und erwartet rund 19.500 Neuverträge.
Quelle: Eva Hauser