(zg) Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) hat sich in einem Papier zur Verkehrspolitik positioniert. Darin warnt der Verband vor den Folgen einer überstürzten Einführung einer blauen Plakette. Sie komme allenfalls in einigen Jahren in Frage, betonte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold: „Wir können doch nicht alle zwei Jahre eine neue Sau durch das Dorf treiben.“ Das Handwerk erwarte von der Politik Verlässlichkeit und Planbarkeit.
Eine verfrühte Einführung ohne Ausnahmen komme für viele Handwerker einem Berufsverbot gleich, kritisierte Reichhold. Er forderte Übergangsfristen, die die Investitionszyklen des Handwerks ausreichend berücksichtigen. Die meisten Handwerker planten ihre Flotten auf acht Jahre und länger. Wer alle zwei Jahre die Gesetzeslage verschärfe, der trage die Umweltdiskussion auf dem Rücken der Betriebe aus: „Sie müssen mit immensen Mehrbelastungen rechnen.“ Handwerker könnten auch nicht einfach aus der Stadt ins Umland ziehen, sondern seien an den Standort gebunden, weil ihre Kunden dort sind. Zudem sei klar, dass sich mit den modernen Technologien automatisch mit der Zeit ein deutlicher Rückgang der Feinstaubemissionen von Fahrzeugen einstellen werde. Diese Technologien müssten aber erst langsam in den gesamten Fahrzeugbestand hineinwachsen. Reichhold: „Hier braucht es Augenmaß statt Ideologie.“ Zudem seien die Abgasemissionen nicht die einzigen Verursacher von Feinstaub. Daher gelte es an allen Quellen gleichermaßen anzusetzen, anstatt einseitig Diesel-Fahrzeuge zu verteufeln. In dem Positionspapier fordert der Verband stattdessen verstärkte Anstrengungen bei der technologischen Entwicklung und bei der Förderung der Infrastruktur für Elektromobilität.
Im April hatten die Umweltminister der Länder in einem einstimmigen Beschluss die Einführung einer blauen Plakette befürwortet. Sie soll es Kommunen ermöglichen, die Einfahrt in stark mit Feinstaub belastete Stadtteile zu reglementieren. Nur Fahrzeuge, die die Schadstoffnorm Euro 6 erfüllen, sollen den Aufkleber bekommen.
Quelle: Eva Hauser