18. Hochwasserschutzforum der Metropolregion Rhein-Neckar
(zg) Mit interessanten Einblicken in die Hochwasserschutzkonzepte des Industrieparks Höchst in Frankfurt am Main und der Pirelli-Werke in Breuberg im Odenwald sowie weltweiten Beispielen von Hochwasserbarrieren zum Schutz von Betriebsgeländen ging am 23. April 2021 das 18. Hochwasserschutzforum zu Ende. An vier aufeinanderfolgenden Tagen hatten sich immer zur Mittagszeit jeweils über 100 Teilnehmer aus Kommunen, Fachverwaltungen und Betrieben online über Hochwasser- und Starkregenvorsorge in Zeiten des Klimawandels informiert und ausgetauscht. Zu der virtuellen Veranstaltung hatten die vier Industrie- und Handelskammern der Metropolregion Rhein-Neckar sowie der Verband Region Rhein-Neckar eingeladen.
Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt spürbar und auch in der Rhein-Neckar-Region werden die Herausforderungen im Umgang mit den Auswirkungen künftig auf allen Handlungsebenen zunehmen. Dass es deshalb richtig und wichtig ist, ein regelmäßiges Hochwasserschutzforum als gemeinsame Informationsplattform für einen breit gefächerten Teilnehmerkreis anzubieten, unterstrichen in ihren Grußworten sowohl der Präsident der IHK Pfalz, Albrecht Hornbach, als auch der Leitende Direktor des Verbandes Region Rhein-Neckar, Christoph Trinemeier.
Wie vielschichtig die Handlungserfordernisse sind, zeigte Professor Stefan Greiving von der TU Dortmund in seinem Eröffnungsvortrag eindrucksvoll auf. Der übergeordneten Raumordnung bescheinigte er beispielsweise ein großes Potenzial, die Wasserwirtschaft in der Risikovorsorge zu unterstützen, das derzeit aber noch nicht ausreichend genutzt werde. In Anbetracht der zunehmenden Extremereignisse riet er deshalb dazu, beim vorbeugenden Hochwasserschutz künftig risikobasiert vorzugehen und die deichgeschützten Gebiete und den dortigen Siedlungsbestand stärker als bisher in die planerischen Vorsorgekonzepte einzubeziehen.
Aus den Erfahrungen vergangener Hochwasserereignisse heraus bedürfe es auch einer stärkeren Einbeziehung der Schutzwürdigkeit von kritischen, systemrelevanten Infrastrukturen. Müssten beispielsweise Bahnstrecken in Folge von Hochwasserereignissen stillgelegt werden, käme es zu indirekten Folgen auch in Räumen, die selbst gar nicht überflutet sind, und somit zu potenzierten Schadenssummen.
Wie weit der Klimawandel vor unserer Haustür bereits fortgeschritten ist, aber auch welche Handlungsmöglichkeiten zur Anpassung für Politik und Verwaltung bestehen, zeigten Harald Hoeckner und Dr. Anna-Christine Sander vom Hessischen Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie auf. Dabei wurde deutlich, dass die Planer in jedem der drei Bundesländer der Metropolregion Rhein-Neckar bei der Bewältigung der neuen Herausforderungen mittels Förderprogrammen unterstützt werden. So stellt beispielsweise das hessische Programm „Klimprax“ umfangreiche Datengrundlagen und Beratungen für die Erstellung von kommunalen Starkregenkonzepten zur Verfügung.
Eine wichtige Klimaanpassungsmaßnahme wird künftig darin bestehen, die durch einen großen Gebäudebestand und hohe Flächenversiegelungsraten gekennzeichneten Gewerbegebiete nachhaltig und klimaresilient, also mit einer höheren Widerstandskraft zu gestalten, wie Professor Birte Frommer von der Hochschule Darmstadt und Dr. Birgit Haupter vom Büro Infrastruktur und Umwelt in Darmstadt darlegten. Dabei werden Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen, wie etwa die Erstellung von begrünten Dächern, eine tragende Rolle spielen.
In Anbetracht der enormen Schäden der jüngsten Vergangenheit sind die kommunalen Planer derzeit in besonderem Maße aufgerufen, sich intensiv mit den Starkregenrisiken in ihrer Gemeinde auseinanderzusetzen – alleine schon deshalb, weil das Starkregenrisiko – anders als bei den Gefahren, die vom Gewässer selbst ausgehen – für alle Gemeinden besteht. Zahlreiche Kommunen haben deshalb gehandelt und auf Basis der konkreten örtlichen Gegebenheiten untersucht, wo Gefährdungslagen bestehen und welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. Wie nachahmenswerte kommunale Strategien zur Schadensminimierung aussehen können, veranschaulichten Martin Kallweit vom Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL) und Kai Schaupp von der Stadt Heidelberg anhand der aktuell in ihren Städten erarbeiteten Starkregenkonzepte.
Christoph Trinemeier zeigte sich abschließend sowohl mit den vermittelten Inhalten als auch mit der Resonanz und den Rückmeldungen zu dem Forum sehr zufrieden: „Wir haben in der virtuellen Themenwoche einen breiten fachlichen Bogen gespannt und von der Raumordnung bis hin zum Schutz des Einzelgebäudes die gesamte Bandbreite der zukünftigen Herausforderungen und Handlungserfordernisse beleuchtet.“
Quelle: Boris Schmitt