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Holocaust-Überlebende Ruth Steinfeld zu Besuch in ihrem Geburtsort Sinsheim

5. November 2024 | > Sinsheim, Das Neueste, Gesellschaft, Leitartikel

Ruth Steinfeld – Eintrag ins Goldene Buch der Stadt

Vergangene Woche durften Oberbürgermeister Marco Siesing, Hauptamtsleiter Marco Fulgner und Stadtarchivar Marco Neumaier die Holocaust-Überlebende und Aktivistin für Frieden und Versöhnung Ruth Steinfeld im Sinsheimer Rathaus begrüßen, wo sich die 91-jährige in das Goldene Buch der Stadt eintrug. Mit zweien ihrer drei Töchtern und ihrer Nichte hatte Steinfeld von den USA die Reise in ihren Geburtsort angetreten.

Am 8. Juli 1933 kam Ruth Steinfeld in Sinsheim in Sinsheim zur Welt, wo sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester Lea die ersten Lebensjahre verbrachte. Ihr Vater Alfred Krell besaß mehrere Geschäfte, darunter einen Feinkostladen in der Wilhelmstraße, welcher bis zur anhaltenden Boykottierung jüdischer Gewerbetreibender gut lief. 1936 musste Alfred Krell sein Geschäft aufgeben. Er zog mit seiner Familie in den zweiten Stock der Synagoge, bevor sie sich 1939 in Ladenburg bei Ruths Großvater mütterlicherseits Jakob Kapustin niederließen. Nur ein Jahr später wurde die Familie in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Dort gab die Mutter Anna Krell ihre beiden Töchter in die Obhut der jüdischen Organisation Œuvre de secours aux enfants (OSE), die Kinder aus dem Lager schmuggelte. Ihre Eltern sahen Ruth und Lea nie wieder. Das Ehepaar wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Holocaust-Überlebende und Aktivistin für Versöhnung und Verständigung besuchte ihren Geburtsort

Die Schwestern kamen in von der OSE unterhaltenen Kinderheimen unter und versteckten sich zeitweise auch bei einer französischen Bauernfamilie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges holte sie ihr Großvater Jakob Kapustin, dem die Flucht geglückt war, zu sich nach New York. Er starb ein halbes Jahr später, und die Schwestern kamen bei weiteren Verwandten unter. Eine jüdisch-amerikanische Wohltätigkeitsorganisation ermöglichten ihnen, ihre Schulausbildung in einer anderen Stadt fortzusetzen, und sie kamen schließlich nach Houston. In der texanischen Metropole gründete Ruth Steinfeld eine Familie, leitete erfolgreich einen Friseursalon und lebt bis heute dort. Sie baute zusammen mit ihrer Schwester Lea, die 2008 starb, und weiteren Überlebenden in Houston ein Holocaust-Museum auf, das die Erinnerung an das Schicksal der Beteiligten wachhält.

Emotionales Wiedersehen mit ihrer Geburtsstadt

Vor ein paar Jahren suchte Ruth Steinfeld den Kontakt zum Stadtarchiv, da sie ihre Geburtsurkunde benötigte, um eine deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Es entwickelte sich ein reger Austausch zwischen Steinfeld, Neumaier sowie Wiltrud und Christhard Flothow, welche gemeinsam an dem Projekt „Erinnerungskultur“, in dessen Rahmen die „Digitalen Erinnerungsorte“ entstehen, arbeiten. Ein Besuch in Sinsheim war seitens Steinfelds schon lange geplant, musste aus gesundheitlichen Gründen jedoch vertagt werden. Umso erfreuter zeigte man sich seitens der Stadtverwaltung, dass der Besuch nun stattfinden konnte. Besonders stolz präsentierte Steinfeld ihren deutschen Reisepass.

Nach dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt konnte Steinfeld im Stadtarchiv einen Blick auf ihren Geburtseintrag werfen. Ihre Reise führte Steinfeld und ihre Töchter und Nichte weiter nach Steinsfurt, wo sich in der alten Synagoge das Gespräch mit Schülern suchte, bevor die Familie am folgenden Tag den Rückflug nach Texas antrat.

Quelle: Stadt Sinsheim

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