Erstes Auto-Missionsfest der DMG: Was ist echte Heimat?
(zg) Mehr als 400 Gäste in circa 150 Fahrzeugen – vom Minicooper bis zum Camper – erlebten am Sonntag (17. Mai) das erste Auto-Missionsfest der DMG in ihrer Heimatzentrale Buchenauerhof bei Sinsheim. Zwei Gottesdienstfeiern, eine für Frühaufsteher, eine nachts für junge Christen, mit internationalem Flair, Impulsen aus anderen Ländern von Missionaren sowie Bibelarbeiten gingen der Frage nach: „Was ist bloß mit der Heimat los?“ Die DMG-Mitarbeiter glauben: „Es gibt eine Heimat bei Gott, die es zu entdecken gilt.“ Der Ton von der Bühne kam in bestem Audio übers UKW-Radio ins Fahrzeug. Gab’s das schonmal: Im Gottesdienst die Lautstärke selbst bestimmen und beim Mitsingen nicht auf die eigene Wirkung achten zu müssen? Es entwickelte sich eine eigentümliche Begeisterung. Mit Hupkonzerten feierten die Teilnehmer in den Autos den Lobpreis der Sinsheimer JuGo-Band mit.
Was das Vaterunser mit Heimat zu tun hat
Sein tiefes Bedauern über die Absage der Sinsheimer „Heimattage“ wegen der Corona-Krise brachte Direktor Günther Beck zum Ausdruck. In seiner Predigt morgens sagte der Leiter der DMG: „Man hat den Eindruck, die ganze Heimat ist gestrichen.“ So vieles in so kurzer Zeit hat sich verändert, die meisten fühlten sich im eigenen Land nicht mehr zu Hause. Uns Deutschen fehle die Planbarkeit, die Sicherheit, auch wenn sich die meisten brav einfügten in die notwendigen Veränderungen. Anhand des Vaterunsers erklärte der Theologe, wo es ein „Vater-“ und ein „Mutterland“ gibt, das nicht anfällig ist für Krisen. Der uralte Einstieg ins Gebet, „Vater unser im Himmel“, bedeute, dass Gott dem Menschen ganz nahe kommen möchte. Weil der Himmel – nach der Bibel alles in der Luft – nicht einmal fünf Zentimeter über dem Rasen beginne. „Also direkt hier unten bei uns Menschen“, sagte Beck.
„Heart@home“: Sehnsucht nach dem Paradies
„Die Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit hat Gott bewusst in uns angelegt“, davon ist Pioniermissionar Simon Gruber überzeugt. Im Jugendgottesdienst unter dem Motto „heart@home“ forderte er die Teilnehmer auf, nicht auf eigene Sicherheiten und eigenes Können zu bauen, sondern an Jesus Christus zu glauben. „Unsere Sicherheiten führen uns weg von Gott!“ Irdisches, was menschliche Sehnsucht stillt, könne wegbrechen – das habe die Krise gezeigt: „Wir sind bedürftig, wir brauchen Jesus!“ Der junge Theologe forderte sein Publikum auf, ihre Heimat bei Gott zu finden. Mit seiner Frau, Tierärztin Dr. Carina Gruber, lebte er bis vor einem Jahr in einem Halbnomadenvolk in Uganda, um Menschen zu helfen. In der Wildnis verzichteten sie auf alle Zivilisation – sogar auf Klopapier. Es habe sich gelohnt: „Bau nicht auf falsche Sicherheiten!“, lächelte Gruber. „Gott will deine Heimat sein: dein Versorger, dein Tröster, dein Fels, der dich liebt! Das muss jeder erfahren!“ Dafür lohne es sich, zu verzichten.
Feuerwerk mit Lichthupe und Blinker
Susanne und Eleazar Tello Harbich aus Mexiko und ihre Kinder brachten den Autoinsassen ein spanisches Bewegungslied bei. Gott sei Dank hatte das Ordnungsamt erlaubt, die Autofenster auf der Fahrerseite offen zu lassen, sodass das Mitsingen kräftig rüberkam. Beim „Halleluja“ drückten alle die Hupe, viele schalteten Blinker und Lichthupe zu. Der „Beifall“ entwickelte sich zum eindrucksvollen Feuerwerk unter einem grandiosen Sternenhimmel. Josiah Ziegler aus Karlsruhe berichtete von seinem Freiwilligendienst in Tansania, wo er im Team der DMG Straßenkindern half, ein Zuhause zu finden. Eindrucksvoll waren die Statements von ihm und anderen Missionaren, was ihnen Heimat bedeutet: „Heimat ist, wo meine Familie und Freunde sind.“ Oder: „Heimat ist schöne Natur und dass ich weiß, wie Dinge laufen.“
Die Flüchtlinge brauchen wieder Deutsche
In dieser Hinsicht vermissen Flüchtlinge in Deutschland seit der Corona-Krise ihre Heimat besonders. Auf ihre Not machte Christa Englert aufmerksam, die in Heilbronn im Begegnungscafé „Xenos“ Einwanderern bei der Integration hilft. Durch den Lockdown hätten die meisten den Draht zu ihren deutschen Freunden verloren. Das sei dramatisch für ihre seelische Verfassung. „Viele machen keine Fortschritte mehr beim Deutschlernen, sie vereinsamen und können nirgends hin mit den Ängsten um ihre Angehörigen in der Heimat.“ Eine junge Frau aus Somalia habe weinend am Telefon geklagt, sie habe noch nie solche Einsamkeit erlebt. Englert forderte dazu auf, im Rahmen des Möglichen wieder Freunde aus anderen Ländern zu besuchen und ihnen Hoffnung zu vermitteln oder telefonisch und übers Internet Kontakt mit Flüchtlingen zu halten. Auch Timo Goseberg, der erst vor kurzem aus Guinea zurückgekehrte war, ermutigte die Zuhörer, sich in Migranten hineinzuversetzen: „Ich habe in Afrika erlebt, wie es sich anfühlt, wenn du fremd bist und dein Herz nicht hinterherkommt. Da brauchst du Menschen, die für dich da sind. Kümmert euch um Fremde, sprecht sie an und helft ihnen, anzukommen!“
300 neue christliche Gemeinden und die Folgen
Ermutigend war, was Lee Phillips, Leiter eines 20-köpfigen Missionarsteams, aus dem Benin berichtete: „Die Kirchen in Afrika wachsen gewaltig!“ In den vergangenen fünf Jahren habe die Union der Ev. Gemeinden im Benin 300 lebendige Kirchengemeinden gegründet. „Dieser Boom verändert alles, wir Europäer müssen unsere Rolle neu finden“, sagte Phillips. In Afrika arbeiteten Missionare jetzt unterstützend in der zweiten Reihe, um Einheimische auszubilden und sie in die Lage zu versetzen, selbst das Evangelium weiterzusagen und zu helfen. Sein Team schließe Lücken, indem sie die Bibel in noch kaum erforschte Sprachen übersetzen oder durch Pionierarbeit in vergessenen Völkern.
Der erste nichtvirtuelle Gottesdienst seit Wochen
Besonderen Anklang fand die Band des JuGo-Sinsheim (Jugendgottesdienst) unter der Leitung von Daniel Eisinger. Sie spielten bis Mitternacht Worship vom Feinsten, den die jungen Leute in den Autos begeistert mitsangen. Für viele war es das erste Mal seit Wochen, dass sie wieder live einen – wenn auch etwas anderen – richtigen Gottesdienst feiern konnten. Wie berührt sie waren, brachten sie durch ein stürmisches Hupkonzert am Ende zum Ausdruck. Ein Teilnehmer lehnte sich aus dem Fenster: „Der Gottesdienst war schön, auch wenn es ein paar Regeln wegen Corona gab. Man konnte die Zeit mit Familie und Freunden genießen – und natürlich mit Jesus.“ Eine junge Frau sagte: „Mir hat der Abend gefallen, der Lobpreis war lebendig.“ Manche brauchten am Ende Starthilfe, wie zwei lachende junge Frauen mit ihrem Punto. Viele Teenager (ohne Führerschein) waren dankbar für den Fahrdienst ihrer Eltern. So wurde das Auto-Missionsfest ganz von selbst zum Familienerlebnis. Daniela (14) ist sicher: „Wenn so ein Abend nochmal stattfindet – ich komme wieder!“
Fotos und mehr:
www.DMGint.de/Auto
Quelle: Theo Volland