Während die Meisterschaft diesmal früh entschieden ist, geht der Abstiegskampf in Richtung eines spannenden Finales. Von den gefährdeten fünf Vereinen sind vier am Wochenende punktlos geblieben; im Gleichschritt verloren Bremen, Düsseldorf, Augsburg, Hoffenheim. Nur Fürth, das kaum noch Chancen auf den Klassenerhalt hat, konnte gewinnen.
Aus Sicht der Liga-Spitzengruppe mag sich die Spannung ja in Grenzen halten. Von unten besehen, und dazu gehört leider Hoffenheim, ist die Spannung extrem hoch – auch wenn Trainer Gisdol in beispielhafter, bewundernswerter Ruhe darauf besteht, dass die Mannschaft vor allem guten Fußball spielen soll. Alles Weitere werde sich dann ergeben. Selbst dem überdeutlichen 5:0 von Leverkusen konnte er in diesem Kontext etwas abgewinnen: Fehler, die in den letzten Spielen nicht mehr passieren dürfen, könne man dadurch wie unter dem Brennglas erkennen und abstellen, hat er sinngemäß gesagt.
Die Argumentation hat einiges für sich. Besser, man verliert deutlich gegen eine der besten Mannschaften dieser Saison und lernt, die Fehler in Zukunft zu vermeiden, als sie mit in die nächsten Partien zu schleppen und dort wertvolle Punkte liegen zu lassen, die gegen Leverkusen ohnehin nicht sehr wahrscheinlich waren. Es kommt also darauf an, ob der Lerneffekt greift – die Spannung wird davon nochmal gesteigert.
Wenn das überhaupt möglich ist. Wehmütig erinnert man sich zurück an Zeiten, als die letzten Spiele von Hoffenheim im langweiligen Niemandsland stattfanden, zwischen den Plätzen 8 und 12. Und doch war man auch damit nicht glücklich, es fehlten die klare Spielweise und jener innere Hoffenheimer Zusammenhang, der jetzt gerade, auf den letzten Metern der Saison, zum Glück wieder greifbar wird. Auf die mitgelieferte Spannung könnte man trotzdem gut verzichten.
Aber so ist es nun mal, wenn fast die gesamte Saison von unglücklichen Konstellationen, traurigen Höhepunkten und dramatischen Zuspitzungen überlagert ist und die sportlichen Leistungen einbrechen. Dann wird das Verbleiben im deutschen Fußball-Oberhaus zum Nervenkitzel im Keller. In Leverkusen war jedenfalls gegen eine Werkself, die auch noch einen Glanztag erwischt hatte, nichts zu holen. Wie überhaupt die Begegnung mit Hoffenheim für Leverkusen fast ausnahmslos zu bedeuten scheint, dass die Werkself ihr besonderes Leistungsvermögen genau dann weitestgehend abrufen kann.
Die Sonne über der BayArena verhieß bei der Ankunft noch ein Fußballfest. Nachdem man den Regen in Nordbaden hinter sich gelassen hatte und über die kurvige, etwas heruntergekommene A 3 im Schönwetter-Rheinland angelangt war, konnten die vielen mitgereisten Hoffenheimer Fans gar nicht anders, als erwartungsfroh zu sein. 90 Fußballminuten später durften nur noch die Leverkusener von einem Fußballfest sprechen. Hoffenheim hatte sein Konzept der frühen Balleroberung allein in den ersten fünf bis zehn Minuten angedeutet und war dann eingebrochen. Mit jedem Tor mehr, das Leverkusen erzielte, vor allem auch nach Polanskis so schmerzhaftem wie regelkonformem, letztlich aber doch zweifelhaftem Platzverweis, geriet die Mannschaft immer mehr außer Tritt.
Am Ende wärmten auch die restlichen Sonnenstrahlen nicht mehr, Leverkusen war wieder mal kein glückliches Pflaster. Enttäuscht, aber nicht ratlos, traten die Fans die Heimreise an. Denn noch ist ja, nachdem alle Konkurrenten punktlos blieben, nichts verloren. Gegen Nürnberg müssen darum jetzt drei Punkte geholt werden, um sich in der Viererkonkurrenz wieder besser zu platzieren. Wenn die Fehleranalyse greift, kann das auch gelingen – der Ex-Hoffenheimer Kramer hat es als Trainer von Fürth vorgemacht.
Quelle: TSG 1899 Hoffenheim, Alexander Hans Gusovius