– und das nicht nur zu Weihnachten
(zg) „Ich wollte schon immer etwas mit Kindern arbeiten“, erzählt Sabrina Wurzer stolz. Die 23-Jährige ist ein gutes Beispiel dafür wie Teilhabe am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auch für Menschen mit einer wesentlichen Behinderung gelingen kann. „Natürlich nur, wenn sie dies wollen und die nötige Unterstützung erhalten“, ergänzt Margit Streib vom Sozialamt des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis, das dieses Arbeitsverhältnis mitfinanziert.
Obwohl Sabrina Wurzer in der Berufsschulstufe der Steinsbergschule Sinsheim, einer Schule für Schüler mit geistiger Behinderung, eher in sich gekehrt und schüchtern war, erkannte Konrektorin Martina Stemmle ihr Potential und unterstützte ihren Beschäftigungswunsch. So bekam die Schülerin die Chance, in einem Praktikum im Steinsbergkindergarten in Sinsheim für zunächst einen Tag pro Woche ihren Wunsch mit der Wirklichkeit abzugleichen. Mit Unterstützung des Integrationsfachdienstes und vor allem des gesamten Teams des Kindergartens wurde Stück für Stück ausgelotet, welche Aufgaben Sabrina übernehmen kann, welches Arbeitstempo möglich ist und wo die Belastungsgrenzen der jungen Frau liegen.
Um Leistungen auszugleichen, die Sabrina Wurzer behinderungsbedingt nicht oder nicht in dem üblichen Arbeitstempo erledigen kann, erhält der Arbeitgeber vom Integrationsamt, der Agentur für Arbeit Heidelberg und dem Sozialamt des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis einen finanziellen Zuschuss, der es ihm ermöglicht, Sabrina Wurzer einen festen Arbeitsvertrag anzubieten. Heute hat die junge Frau einen festen Platz in einem eingespielten Kollegenteam, die sie voll akzeptieren und unterstützen und kennt ihre Aufgaben genau.
Der tägliche Arbeitsablauf von Sabrina ist genau strukturiert: Von Gruppenräume lüften und den Kindern beim Ausziehen der Jacken behilflich zu sein, gehört auch spielen, singen und das Wickeln der Kinder oder das Anleiten beim Waschen oder beim Toilettengang zu ihren Aufgaben.
In viele dieser Aufgaben musste sich die Praktikantin erst einfinden. Und das hat sie auch wirklich gut geschafft, wie uns Brigitte Seibel, Leiterin des Kindergartens erzählt: „Sabrina ist sehr umsichtig, arbeitet gewissenhaft und die Kinder haben sie ins Herz geschlossen. Sie hat ein gutes Einfühlungsvermögen und erkennt, welches Maß an Selbständigkeit von einem Kind gerade verlangt werden kann oder eben nicht“, lobt Monika Reidel ihre junge Kollegin.
Der Arbeitstag ist lang: von 8:15 bis 14:45 Uhr. Und mittwochs steht am Nachmittag sogar noch Hauswirtschaft auf dem Programm. Das bedeutet Schränke auswaschen, Spielsachen desinfizieren oder auch Wäsche bügeln. Seit September 2014 hat Sabrina auch noch eine weitere Aufgabe übernommen. Alle sechs Wochen hilft sie freitags beim Elterntreff in der Frühförderstelle. Auf Initiative von Martina Stemmle beaufsichtigt sie dort die Kinder, während die Eltern sich in Ruhe austauschen können.
Zukunftswünsche hat Sabrina derzeit keine. Offenbar soll alles so bleiben, wie es gerade ist. Und auch dieser Wunsch konnte erfüllt werden, denn der Rhein-Neckar-Kreis als Träger des Kindergartens wandelte zum 1. Oktober 2014 den zunächst befristeten Arbeitsvertrag in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis um, so dass auch in Zukunft der Arbeitsplatz nachhaltig gesichert ist. Der Integrationsfachdienst wird trotzdem nach wie vor die junge Frau begleiten und stets mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Fazit: Teilhabe am Arbeitsleben des allgemeinen Arbeitsmarktes für Menschen mit Behinderung kann gelingen, wenn sich Arbeitgeber finden, die bereit sind den Menschen eine Chance zu geben und alle am Übergangsprozess Beteiligten Hand in Hand zusammenarbeiten.
Quelle: Rhein Neckar Kreis