Internationaler Tag der Inkontinenz: Die beiden GRN-Chefärzte Dr. med. Thomas Schumacher (Sinsheim) und Dr. med. Jan Voegele (Eberbach) raten Patienten zum offensiven Umgang mit dem Tabuthema
(zg) Trotz der geschätzten neun Millionen Inkontinenzbetroffenen in Deutschland wird über das Thema kaum gesprochen. Der Internationale Inkontinenztag, der jährlich am 30. Juni begangen wird, soll das eigentlich ändern. Die in den GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar geplanten Veranstaltungen und Aufklärungskampagnen konnten in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden, dennoch sei es besonders wichtig, auch in Zeiten von Corona aufzuklären und zu informieren, sagt Dr. Thomas Schumacher, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der GRN-Klinik Sinsheim. Er hat den Aktionstag in den vergangenen Jahren seit seiner Premiere 2007 immer begleitet.
Der Gynäkologe behandelt regelmäßig Frauen mit Inkontinenz. Am meisten verbreitet sei die Harninkontinenz, also der ungewollte Verlust von Urin, so Dr. Schumacher. Dabei werden diagnostisch meist vier Formen unterschieden: Dranginkontinenz, Reflexinkontinenz, Überlaufinkontinenz und Belastungsharninkontinenz. „Die Ursachen sind dabei sehr verschieden und können in neurologischen Erkrankungen, aber auch in Veränderungen der Blase selbst, umliegender Organe liegen oder als Zeichen einer Beckenboden- bzw. Schließmuskelschwäche auftreten. Unsere Aufgabe ist es, die Ursache zu identifizieren und dann die richtigen Schritte in der Therapie zu ergreifen.“ Wichtig für den anerkannten Spezialisten: „Jede Behandlung der Harninkontinenz muss individuell auf den Betroffenen abgestimmt werden, je nach Auslöser des Problems, dem Maß der Beschwerden und abgestimmt auf die Lebensumstände.“ Und weiter: „Die Maßnahmen reichen vom Beckenbodentraining über eine Gewichtsreduktion bis hin zu einer medikamentösen Therapie oder sogar einer Operation.“
So wird zum Beispiel bei der Schlingen-Methode ein Band aus Kunststoff eingesetzt, wenn der Schließmuskel der Blase noch eine gute Restfunktion besitzt. Das Band stützt die Harnröhre und verbessert so den Verschluss der Blase. Diese Operation wird in den GRN-Kliniken minimal-invasiv und damit schonend durchgeführt. Ebenso weist der Gynäkologe auf bestimmte Hilfsmittel aus dem Sanitätshaus hin. Dazu zählen beispielsweise Inkontinenzslips. Wichtig für den Frauenarzt: „Patienten sollten sich vor dem Kauf aber von einem Arzt beraten lassen, um gemeinsam mit dem Arzt das richtige Hilfsmittel zu finden.“
Dr. Jan Voegele. Chefarzt der Urologie am GRN-Standort Eberbach, ergänzt: „Manchmal kann schon eine Verhaltensänderung zu einer Verbesserung der Situation führen.“ Ein Protokoll, in dem alle Details rund um die Blasenentleerung erfasst werden, könne dabei sehr helfen. Diese Verhaltensänderung umfasse eine Umstimmung auf blasengerechte Trinkmengen, eine Auswahl von geeigneten Getränken und fixe Zeiten für den Gang zur Toilette. Beide Ärzte raten ihren Patienten dazu, die Inkontinenz nicht zu verschweigen, sondern offensiv damit umzugehen und gemeinsam mit dem Arzt eine Lösung für das Problem zu finden. Übrigens, unabhängig vom Lebensalter sind Frauen generell häufiger von Harninkontinenz betroffen als Männer. Dafür sind in erster Linie die Anatomie und Physiologie des Beckens verantwortlich. Aufgrund der Fähigkeit zu Schwangerschaft und Geburt ist das weibliche Becken flexibler als das männliche.
Dr. Schumacher und Dr. Voegele hoffen beide gemeinsam, dass der Internationale Inkontinenztag 2021 wieder wie gewohnt stattfinden kann. Bis dahin stehen sie gemeinsam mit ihren Teams bei Fragen gerne bereit.
Quelle: Frank Sievers