Oberbürgermeister Jörg Albrecht absolviert Woche der Vielfalt
(zg) Niemand konnte abschätzen, wie die Sache ausgeht, als vor zwei Jahren in der Kernstadt Sinsheims über 1.200 Geflüchtete eine vorläufige Heimat zugewiesen wurden. Doch die gemeinsamen Bemühungen Ehrenamtlicher, freier Träger und der Kommunalverwaltung haben gefruchtet. Zusätzliche Gelder vom Land wurden abgerufen und zum Aufbau von Strukturen verwendet. Was aus den Anstrengungen der unterschiedlichen Akteure geworden ist, zeigte sich in den kürzlich zu Ende gegangenen Wochen der Vielfalt des Oberbürgermeisters. Diesmal stand das Thema „Afrika“ im Mittelpunkt. Jörg Albrecht traf Menschen aus Afrika, die sich in Sinsheim beheimaten oder beheimatet haben.
Los ging es mit einem Besuch beim Kochprojekt des städtischen Flüchtlingsbeauftragten Frederik Böna. Das Projekt war in der Zeit der Notunterkunft „Breite Seite“ als Beschäftigungsangebot für dort untergebrachte Geflüchtete gestartet. Heute hat es eher die Funktion, dass Berufstätige und Azubis sich einmal in der Woche zum gemeinsamen Kochen und Essen treffen können. Fragen und Papierkram werden mitgebracht und mit dem Flüchtlingsbeauftragten besprochen. Der Oberbürgermeister wurde wie ein alter Freund empfangen und zum Essen eingeladen. Seit der „Breiten Seite“ hatten die Teilnehmer etliche Deutschkurse, Praktika und Qualifizierungsmaßnahmen durchlaufen. Heute arbeiten viele oder haben eine Berufsausbildung begonnen. Das „Ankommen“ ist für viele schon sehr konkret geworden.
Zweite Station auf Albrechts Reise war ein junger Gambier, der seit kurzem in einem Stadtteil in städtischer Anschlussunterbringung lebt. Als Mitglied des örtlichen Fußballvereins und Azubi im Einzelhandel hat auch er schon seinen Platz in Sinsheim gefunden.
Wie geht es eigentlich Menschen aus Afrika, die schon viele Jahre in Sinsheim leben? Der nächste Besuch galt einer Familie, deren Eltern aus Togo stammen. Die Kinder sind alle in Sinsheim geboren und besuchen weiterführende Schulen. Schwierig war es für den Vater, damals eine Bleibemöglichkeit zu finden. Heute sind er und seine Frau beide berufstätig und aktive Mitglieder einer christlichen Gemeinde.
Der letzte Besuch galt einem weiteren jungen Flüchtling aus Afrika. Er ist dabei, als Koch-Azubi in der örtlichen Gastronomie Fuß zu fassen. Die Wirtsfamilie ist schon zu „seiner“ Familie geworden.
Die Sinsheimer Erfolgsgeschichten gelungener Integration erhielten durch zwei öffentliche Fachvorträge ihren Rahmen. Eine junge Wissenschaftlerin aus Freiburg, Judith Altrogge, berichtete von den Lebensverhältnissen und der verunsichernden politischen Situation in Gambia. Aus einer ungewöhnlichen Perspektive, nämlich der der Stadtentwicklung, beleuchtete Dr. Christina West, Stadtgeographin an der Universität Heidelberg, das Thema Integration. Ihrer Ansicht nach können Städte durch die Aufnahme von Zugewanderten ganz neue Zukunftsperspektiven aus eigener Kraft entwickeln. Ob sie wohl Sinsheim damit gemeint hat?