Invocanto – Von der Reformation bis zum 30-jährigen Krieg – die ersten einhundert Jahre evangelischer Kirchenmusik
(zg) Trotz herrlichsten Spätsommerwetters fanden etwa achtzig Besucherinnen und Besucher am Samstagabend, 14. Oktober, den Weg in die evangelische Kirche in Weiler zu Invocanto. Gut zwei Wochen vor dem 500. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag stand das Konzert natürlich unter dem Motto „Von der Reformation bis zum 30-jährigen Krieg – die ersten einhundert Jahre evangelischer Kirchenmusik“.
Katrin Düringer eröffnete den Abend an der Truhenorgel mit einer unprätentiösen kleinen Fantasie des österreichischen Komponisten Paul Hofhaimer.
Dass Martin Luther nicht nur Theologe war, sondern auch musikalisch bewandert, bewies das nächste Stück, das aus seiner Feder stammte: „Non moriar, sed vivam“ („Ich werde nicht sterben, sondern leben“ aus Psalm 118), bemerkenswerterweise mit lateinischem Text, unisono und melismatisch im Stile gregorianischer Gesänge. Schon vom ersten Ton an überzeugte das Ensemble als homogener und ausgewogener Klangkörper.
Alle weiteren Chorstücke waren deutsch
ganz im Sinne Martin Luthers, der den Gemeindegesang in die Kirche holte und für den die allgemein verständliche Kirchenmusik zur Verkündigung gehörte. Dementsprechend hoch waren hier denn auch die Erwartungen an Textverständlichkeit und Phrasierung sowie der rhythmischen Gestaltung. Der gut präparierte Chor konnte aber auch hier mit seiner hohen Stimmkultur überzeugen. Chorleiter Peter Laue ging die Werke durchweg zupackend und tänzerisch an, dabei aber immer leicht federnd und nie zu Lasten der Präzision; das Ensemble folgte seinem eindeutigen Dirigat aufmerksam und willig.
Ein Blick ins Programm offenbarte schon formal die Wandlungsfähigkeit des Chores: Jenseits des üblichen vierstimmigen Satzes gab es auch fünfstimmige und sogar doppelchörige, also achtstimmige Werke. Die Besetzung variierte dabei ebenso von solistisch bis zum großen Tutti.
Weniger unterbrochen als vielmehr in sinnvolle Abschnitte gegliedert wurde das Programm durch kleine Instrumentalstücke, entweder für Orgel oder das kleine auf historischen Instrumenten spielenden „nuovo collegio novantanove“ unter der Leitung von Peter Laue am Cembalo.
Es war klar, dass die Musikerinnen und Musiker nicht ohne Zugabe entlassen werden. Der Uhrzeit angemessen, folgte zwar „Die Nacht ist kommen“ von Johann Hermann Schein, doch der begeisterte Applaus forderte noch eine Wiederholung des eindrucksvollen doppelchörigen „Wir singen all mit Freudenschall“ von Johannes Eccard – und vielleicht ist das gemeinsame freudige Musizieren unter kundiger Leitung auch das Erfolgsgeheimnis dieses Abends.
Quelle: Thomas Albius