Bevölkerung wird um Mithilfe gebeten
(zg) Mit den ansteigenden Temperaturen hat die ursprünglich aus Südostasien stammende Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wieder Saison: Das exotische Insekt kann potenziell tropische Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren übertragen. Diese Gefahr ist in Deutschland momentan noch sehr gering, kann jedoch mit heißeren Sommern zunehmen. Zudem ist die Tigermücke auch tagsüber sehr stechaktiv und verleidet Anwohnern und Gartenpächtern den Aufenthalt im Freien.
Aufgrund des Klimawandels und der heißen Sommer verbreitet sie sich zunehmend in städtischen Gebieten in Europa wie auch im Süden Deutschlands. Seit dem ersten Auftreten in Heidelberger Stadtteilen wird die Asiatische Tigermücke seit 2016 systematisch bekämpft. Durch gezielte Maßnahmen konnten die Populationen bereits in mehreren Stadtteilen dezimiert oder ganz verdrängt werden. Andere Stadtteile wurden jedoch neu befallen. Problematisch ist, dass die Tigermücke durch Autos innerhalb der Stadt verbreitet und auch aus anderen Gegenden wieder eingeschleppt wird.
Bekämpfung wieder in mehreren Stadtteilen
Neue oder anhaltende Populationen der invasiven Mückenart müssen daher von Mai bis Ende September 2021 wieder in mehreren Heidelberger Stadtteilen bekämpft werden. Die Bekämpfung betrifft dieses Jahr Gebiete der Stadtteile Pfaffengrund, Kirchheim, Rohrbach, Bahnstadt, Neuenheim und Weststadt. Bei Verdachtsfällen werden auch in anderen Stadtteilen Überwachungsmaßnahmen durchgeführt, es werden beispielsweise Wasserstellen nach Tigermückenlarven untersucht und spezielle Fallen aufgestellt. Insgesamt sind 10 Bekämpfungsteams in Heidelberg unterwegs. Die Bekämpfung der Tigermücke muss bereits frühzeitig erfolgen, da sie sich sonst im Verlauf des Jahres ungehindert vermehren und weiter ausbreiten könnte. Auch in diesem Jahr wollen wir wieder nichtstechende sterile Männchen in einigen Gartenanlagen aussetzen, damit die Weibchen nach der Paarung unfruchtbare Eier ablegen und die Tigermücken-Population zum Zusammenbrechen kommt. In Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg sollen weiterhin Kleinkrebse als Stechmückenlarvenvertilger in Regenfässern getestet werden. Sie sollen nachhaltig biologisch die Stechmücken durch Vertilgen der frisch geschlüpften Stechmückenlarven in Schach halten.
Die Mitarbeiter der ICYBAC – biologische Stechmückenbekämpfung GmbH – ein Tochterunternehmen der KABS e.V. – führen die Bekämpfung im Auftrag des Gesundheitsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, das auch für den Stadtkreis Heidelberg zuständig ist, in Heidelberg durch. Die Mitarbeiter halten sich strikt an die Corona-Regeln wie Sicherheitsabstand, Mund-Nasen-Schutz und regelmäßige Desinfektionen, zudem führen sie regelmäßig vor den Einsätzen Corona-Tests durch. Sie tragen einheitliche Firmen-Bekleidung und weisen sich mit einem Schreiben des Ordnungsamtes aus. In allen betroffenen Gebieten werden seit Mitte Mai Informationsbroschüren von den Mitarbeitern ausgeteilt, in denen sich die Anwohner detailliert über die Maßnahmen informieren können.
Sollte es die Situation zulassen, werden die Mitarbeiter betroffene Grundstücke unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen ab Mitte Mai 2021, aufsuchen. Die Grundstücke werden je nach Befallsintensität in ca. 3-4-wöchigem Rhythmus aufgesucht und potenzielle Brutstätten behandelt, zudem werden die Bürger intensiv aufgeklärt und die Mitarbeiter beantworten alle Fragen zur Tigermückenbekämpfung.
Zusätzlich teilen die Mitarbeiter sogenannte B.t.i.-Tabletten aus, die betroffene Anwohner zur Behandlung möglicher Brutstätten einsetzen können. Der Wirkstoff ist biologisch sehr verträglich und unbedenklich. Mit dem Leitfaden aus der Informationsbroschüre oder Website können Bürger und Bürgerinnen ihre Grundstücke genau untersuchen, Brutstätten ausfindig machen und dauerhaft beseitigen oder bekämpfen. Dies ist im Frühjahr besonders wichtig, um schon die erste Generation der Tigermücken am Schlupf und der erneuten Eiablage zu hindern.
Nur im Larvenstadium kann die Tigermücke effektiv biologisch bekämpft werden. Denn nur im Larvenstadium, in dem sich die Stechmückenart noch im Wasser befindet und entwickelt, kann die Tigermücke effektiv biologisch bekämpft werden. Dafür müssen in Gärten und Außenbereichen alle Wasseransammlungen ausfindig gemacht werden, in denen mindestens eine Woche Wasser stehen kann, denn diese dienen der Tigermücke als Brutstätte. Sie legt ihre Eier am Rand der Gefäße ab. Sobald sich in den Gefäßen Gieß- oder Regenwasser sammelt und die Eier benetzt, können sich die Larven im Wasser entwickeln.
Jeder einzelne kann mithelfen die Tigermücken zu bekämpfen. Effektive Maßnahmen sind: das Beseitigen von unnötigen Behältern, in denen sich für mindestens eine Woche Wasser ansammeln kann oder das trockene Lagern der Gefäße unter einem Dach. Dazu zählen ungenutzte Blumentöpfe und Vasen, Blumentopfuntersetzer, Pflanzenschalen, Plastikgefäße wie Kinderspielzeug, Eimer und Gießkannen. Vor der Beseitigung empfiehlt sich eine Reinigung der Gefäße mit einer Wurzelbürste, um die klebrigen Eier gründlich zu entfernen, damit sie nicht verschleppt werden – sie können auch nach längerer Trockenheit noch schlüpfen. Gefäße sollten nach dem Entleeren umgedreht werden, damit sich kein Regenwasser sammeln kann.
Benötigte Wasseransammlungen wie Regenfässer, Zisternen oder Gullys sollten mit B.t.i.-Tabletten behandelt werden (eine Tablette auf 50 Liter Wasser). Die Tabletten sind ungiftig für Menschen, Tiere (ausgenommen Mückenlarven) und Pflanzen und das Wasser kann weiter zum Gießen verwendet werden. Nach der Behandlung die Fässer/Zisternen mit einem dicht schließenden Deckel oder einem Mosquitonetz abdecken (Achtung: es dürfen keine Ritzen vorhanden sein, durch die die Mückenweibchen zur Eiablage eindringen können). Falls ein Abdecken nicht möglich ist, alle zwei Wochen mit B.t.i.-Tabletten behandeln.
Auch in Zaunpfosten, hohlen Stangen und Schirmständern kann sich Wasser sammeln. Diese können mit Bti-Tabletten behandelt und danach mit einer Schutzkappe/Mosquitonetz verschlossen werden. Verstopfte Regenrinnen bitte sanieren. Das Wasser von Vogel- und Igeltränken sollte mindestens alle 5 Tage gewechselt werden, damit sich die Mücken nicht entwickeln können. Gartenteiche sind keine Brutstätten für Tigermücken, da dort keine Eier abgelegt werden und viele Fressfeinde vorhanden sind.
Die B.t.i.-Tabletten erhält man auf Nachfrage per Mail unter [email protected] unentgeltlich beim Landratsamt und sie werden in den betroffenen Gebieten von unseren Mitarbeitern verteilt.
Zur Überwachung der Tigermückenvorkommen sind wir zudem auf die Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen. Bitte melden Sie uns, wenn Sie eine Tigermücke sichten – am besten mit Foto, unter Angabe des Zeitpunkt und genauen Ortes an: [email protected].
Die verdächtigen Mücken sind grundlegend schwarz, haben fünf weiße Streifen auf den Hinterbeinen und einen weißen Längstreifen am Rücken des Vorderkörpers (siehe Bild mit den charakteristischen Merkmalen). Die Mücke kann man durch leichtes Anklatschen flugunfähig machen, in einem kleinen Gefäß aufbewahren und bei uns bzw. über die Webseite melden. Sie können auch ein Bild mit einem Handy machen und uns per WhatsApp zuschicken (Tel.: 0170 8506788).
Informieren Sie sich auf unserer Website über das Aussehen einer Tigermücke und weitere Infos zur Bekämpfung: www.rhein-neckar-kreis.tigermuecke.info
Quelle: Silke Hartmann