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Kinder und Jugendliche als Dealer und Konsumenten von Rauschgift

15. Januar 2013 | Das Neueste, Polizei

Ermittlungsgruppe „Pringles“ legt erschreckendes Ergebnis vor.

Bad Rappenau/Bad Wimpfen:

(pol) Bereits Anfang Oktober wurde bei der Polizeidirektion Heilbronn die Ermittlungsgruppe „Pringles“, bestehend aus sieben Beamtinnen und Beamten der Schutz- und Kriminalpolizei, aufgestellt. Die Ermittlungen begannen mit der Einladung einer 13jährigen zu einer Geburtstagsparty in Facebook, von der die Polizei erfuhr. Kriminalbeamte des Jugenddezernates nahmen aufgrund dieser Einladung entsprechende Internetseiten in Augenschein und bemerkten, dass auf diesen relativ offen Marihuanakonsum angeboten wurde. Aufgrund dessen wurde das  Zimmer der 13-Jährigen durchsucht und dabei eine große Menge Alkohol festgestellt sowie Gegenstände aufgefunden, die darauf hinwiesen,  dass die junge Dame Marihuana konsumiert. Bald wurde klar, dass das Mädchen offensichtlich von einem 13-Jährigen aus Siegelsbach Rauschgift kaufte, der es wiederum von seinem 15 Jahre alten Bruder bezogen haben soll. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden die Brüder angetroffen, der Ältere hatte gerade eine Wasserpfeife mit einem Tabak-Marihuana-Gemisch angezündet. Die Wasserpfeife war selbst gebastelt aus Pringles-Verpackungen. In der Wohnung fand die Polizei kleine Mengen an Marihuana. Durch Hinweise wurden über ein Dutzend Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren bekannt, die auch zum Konsumentenkreis gezählt werden. Sie stammen aus dem Raum Bad Rappenau und Bad Wimpfen. Wie festgestellt wurde, haben die jungen Leute zwar manchmal nachts auf einem Schulhof Rauschgift konsumiert, allerdings wurde an Schulen nach dem derzeitigen Erkenntnisstand nicht gedealt.

Im Laufe der weiteren Ermittlungen, woher der 15-jährige Siegelsbacher sein Rauschgift erhalten hatte, richtete sich der Verdacht gegen einen 17-Jährigen aus Bad Wimpfen. Der Jugendliche soll in einem Zeitraum von zehn bis zwölf Monaten ungefähr 120 Gramm Marihuana an den 15-Jährigen verkauft haben. Der 17-Jährige konnte im Rahmen der Überwachungsmaßnahmen angetroffen werden, als er an Personen im Alter zwischen 18 und 20 Jahren Marihuana und Amphetamine verkaufen wollte. Bei zwei der jungen Leute fand die Polizei bei der anschließenden Kontrolle kleine Mengen Rauschgift. Ebenfalls konnte beobachtet werden, wie er an einen 19-Jährigen aus Neuenstadt-Kochertürn Rauschgift verkaufte. Nach der Übergabe konnten der Verkäufer und die Kunden vorläufig festgenommen werden. In der Wohnung des 17-Jährigen wurde eine kleine Menge Rauschgift, etwas Dealergeld und dealertypische Utensilien gefunden. Außerdem fanden die Beamten eine abgeerntete Zucht von so genannten „Magic Mushrooms“. Der junge Mann gab an, diese berauschenden Pilze für den Eigenkonsum gezüchtet zu haben. Gegen einen 16-jährigen Freund des Jugendlichen wird ebenfalls wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetzes ermittelt.

Durch Ermittlungen wurde festgestellt, dass der 17-Jährige das Rauschgift offensichtlich von einem 57-jährigen, ebenfalls in Bad Wimpfen wohnhaften Italiener bekam.

Insgesamt wurden bei durchgeführten Wohnungsdurchsuchungen und Personenkontrollen 13,8 Gramm Marihuana, 0,6 Gramm Marihuanagemisch, 1,28 Amphetamine, 1 XTC-Tablette und 10,1 Gramm Magic Mushrooms sichergestellt. Bei den Personen, die verdächtigt werden, mit Rauschgift gehandelt oder dieses zum Zwecke des Konsums erworben zu haben und gegen die Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden, handelt es sich insgesamt um drei Kinder und 17 Jugendliche sowie sechs Heranwachsende. Bis auf einen Polen und zwei Kroaten handelt es sich um deutsche Staatsangehörige, zum Teil mit Migrationshintergrund. Die Ermittlungen gegen den 57 Jahre alten Italiener dauern noch an.

Erschreckend für die Ermittler ist die Tatsache, dass bei vielen der jungen Leute zumindest zu Beginn der Ermittlungen und bei den ersten Kontaktaufnahmen nahezu kein Unrechtsbewusstsein vorhanden war und ihnen nicht bewusst war, welche Gesundheitsschädigungen durch den Rauschgiftkonsum drohen. Erst nach Gesprächen wurde den Kindern und Jugendlichen klar, was sie ihrem Körper und Geist antun. Auch einige Eltern wollten nicht einsehen, dass ihre Kinder Straftaten begingen sowie ihre Gesundheit gefährdeten. Einige kritisierten sogar verständnislos die Arbeit der Ermittler.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen unter den Telefonnummern 07131/64-36117 (Pressestelle Staatsanwaltschaft) und 07131/104-1111 (Pressestelle Polizeidirektion) gerne zur Verfügung.

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