(zg) Die Konjunktur im Handwerk nahm nach den starken Einbrüchen im Frühjahr im dritten Quartal weiter an Fahrt auf. Allerdings werden die guten Stimmungswerte des Vorjahresquartals noch nicht erreicht, die Einschnitte durch die Corona-Pandemie sind nach wie vor deutlich zu spüren. Im dritten Quartal 2020 bewerteten knapp 60 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“. Somit liegt der Anteil deutlich unter dem des sehr guten Vorjahresquartals (73%), aber über dem des zweiten Quartals 2020, als mit 43 Prozent nur eine Minderheit der Betriebsinhaber die Lage als „gut“ bewertete.
„Die aktuellen Konjunkturzahlen aus dem Handwerk sehen wir positiv. Damit der Aufholprozess jedoch nicht ins Stottern gerät, ist es wichtig, dass die Unterstützungsmaßnahmen seitens der Politik fortgeführt werden. Gestundete Forderungen von Steuern und Abgaben sollten mit Augenmaß eingefordert werden. Bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung muss jetzt Vollgas gegeben werden, damit nicht bei einer erneuten Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen wieder wochenlang die Arbeit in wichtigen Behörden stillsteht“, sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Die Auftragseingänge im Handwerk drehten nach zwei negativen Quartalen ins Positive. Knapp jeder dritte Betrieb konnte im Vergleich zum Vorquartal einen höheren Auftragseingang verzeichnen. Vor einem Jahr – sozusagen noch im Normalzustand und auf deutlich höherem Niveau – konnten dies nur 23 Prozent behaupten. Aber noch sind nicht alle Betriebe auf dem Weg nach oben: Rund jeder Vierte hatte im gleichen Zeitraum weniger Aufträge.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Umsatzentwicklungen. Jeder dritte Betrieb verzeichnete ein Umsatzplus, genauso viele wie im Vorjahresquartal. Aber: Jeder vierte Betrieb hatte auch einen geringeren Umsatz. Bei der Auslastung gibt es ebenfalls leichte Fortschritte. War im Frühjahr noch gut jeder dritte Betrieb nur bis zu 60 Prozent ausgelastet, so war es im Sommer nur noch knapp jeder vierte. Dennoch ist es noch ein weiter Weg bis zu den Werten des dritten Quartal 2019, als nicht einmal jeder zehnte (9%) so gering ausgelastet war.
Auch wenn die Zahlen vorsichtig positiv sind – nach wie vor seien viele Betriebe unsicher, wie sich die wirtschaftliche Lage weiterentwickle, so Reichhold. „Das sehen wir daran, dass die Betriebe sehr zurückhaltend bei Neuanschaffungen und Investitionen sind. Die weitere Entwicklung wird auch davon abhängen, ob es Richtung Winter erneut stärkere Einschnitte und Beschränkungen geben wird.“
Die in den letzten Monaten stark gebeutelten konsumnahen Handwerke konnte im dritten Quartal kräftig aufholen: So meldete mehr als jeder zweite Betrieb im Gesundheitsgewerbe ein Auftrags- und Umsatzplus.
Im Nahrungsmittelhandwerk stieg der Umsatz bei knapp 40 Prozent der Betriebe, bei den personenbezogenen Dienstleistern konnte gut ein Drittel der Betriebe ein Umsatzplus erreichen. Das Kfz-Gewerbe und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf taten sich dagegen deutlich schwerer. Sowohl Umsatz- wie auch Auftragslage wurden weiterhin überwiegend rückläufig beurteilt, wenn auch besser als im Vorquartal. Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie kamen hier auch strukturelle Veränderungen der industriellen Zulieferer und die Investitionszurückhaltung zum Tragen.
Insgesamt geht das Handwerk vorsichtig optimistisch ins vierte Quartal. Jeder vierte Befragte (26%) erwartet eine weitere Verbesserung – allerdings ausgehend von den starken Einbrüchen im Frühjahr des Jahres. Die Gesamtprognose geht deshalb auch von einem deutlichen Umsatzrückgang für das Jahr 2020 aus.
Quelle: Marion Buchheit