(zg) Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) geht für das Jahr 2020 von einem Umsatzrückgang von 4 Prozent auf knapp 101 Milliarden Euro aus – zuletzt gab es nach der Finanzkrise Ende 2009 ein Minus zu verzeichnen. Positiv: Die Beschäftigung bleibt voraussichtlich trotzdem stabil, etwa 797.000 Menschen werden Ende des Jahres im Handwerk arbeiten. Der Verband fordert, die staatlichen Corona-Hilfen so unbürokratisch zugestalten, dass auch kleine Betriebe sie in Anspruch nehmen können.
„In diesem Jahr ging es für unsere Betriebe ständig Auf und Ab – von einer extrem guten Auslastung zum Jahreswechsel bis zu den teils dramatischen Umsatzeinbrüchen im Frühjahr. Im Vergleich zu anderen Branchen ist das Handwerk insgesamt bisher gut durch die Krise gekommen. Der Umsatzrückgang fällt zwar deutlich, aber nicht extrem aus. Allerdings gibt es auch Gewerke, die stark unter den Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie leiden, bis hin zu einem hundertprozentigen Umsatzausfall – beispielsweise im Messebau oder Catering. Die angekündigte November-Hilfen müssen daher schnell ausgezahlt werden; beim bürokratischen Aufwand für eine Beantragung muss noch nachgebessert werden“, sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Darüber hinaus fordert das Handwerk, die befristete Senkung der Mehrwertsteuer bis mindestens zum 30. Juni 2021 zu verlängern. Auch wenn nur teilweise Aufträge direkt auf diese Maßnahme zurückzuführen sind – ein Auslaufen der Senkung zum Jahresende wäre in der aktuellen Situation das völlig falsche Signal, so Reichhold weiter. „Zurzeit stehen die Betriebe unter großem Druck, Aufträge in jedem Fall noch in diesem Jahr abschließen zu müssen, damit die Kunden von der Steuersenkung profitieren. Dazu kommt das Risiko, wegen der Erkrankung von Mitarbeitern oder Quarantäneanordnungen kurzfristig nicht weiterarbeiten und damit Aufträge nicht rechtzeitig fertigstellen zu können.“
Denn die Auftragslage bleibt weiter angespannt. Diese lag zwar im dritten Quartal über dem Vorjahresquartal. Allerdings ging dieser Aufholprozess alleine auf das Gesundheitshandwerk und das Ausbaugewerbe zurück. Zahlreiche Betriebe aus dem gewerblichen Bedarf, dem Dienstleistungs- und dem Gesundheitsgewerbe waren nur bis zu 60 Prozent ausgelastet, während vor allem Betriebe aus dem Bauhandwerk voll ausgelastet waren.
Der Blick ins Jahr 2021 gestaltet sich schwierig. Im besten Fall geht der BWHT davon aus, dass der Umsatzrückgang vollständig aufgeholt werden kann. Dafür müssen allerdings die Bedingungen stimmen: Unbürokratische Hilfen für alle, auch nur teilweise oder mittelbar betroffenen Betriebe und Solo-Selbstständigen, arbeitsfähige Verwaltungen, kein Investitionsstopp der Kommunen und keine geschlossenen Grenzen. Reichhold: „Am wichtigsten ist, dass sich alle an die nötigen Abstands- und Hygieneregeln halten und so ihren Beitrag dazu leisten, dass die Pandemie eingedämmt wird. Denn das ist die beste Voraussetzung dafür, dass sich die Wirtschaft wieder erholen und Arbeitsplätze gesichert werden können.“
Quelle: Marion Buchheit