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Kreidler – Die Kultmopeds 1951 bis 1982

16. Februar 2014 | Auto & Technik Museum, Leitartikel, Photo Gallery

Sonderausstellung im Auto & Technik Museum Sinsheim ab 1. März 2014

(zg) Im Rahmen einer Sonderausstellung zeigt das Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM vom 1. März bis 1. Dezember 2014 mehr als 40 Mofas, Mopeds und Kleinkrafträder der Marke Kreidler. Neben der Präsentation der kompletten Typengeschichte werden sich auch einige kuriose Umbauten und bekannte Rennmaschinen der sogenannten „Schwabenpfeile“ befinden.

Im Rahmen der Sonderausstellung lädt das Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM zudem am Samstag, 19. Juli 2014 zu einem großen Kreidlertreffen auf das Freigelände des Museums ein. Alle Teilnehmer, die an diesem Tag mit einem Kreidler-Zweirad nach Sinsheim kommen, erhalten eine Eintrittsermäßigung für das Museum und ein Überraschungsgeschenk.

Über eine Million Mofas, Mopeds, Mokicks und Kleinkrafträder produzierte die im Jahr 1904 als „Kreidlers Metall- und Drahtwerke“ von Anton Kreidler in Kornwestheim bei Stuttgart gegründete Firma von 1951 bis 1982 an verschiedenen Standorten. Dabei setzte sie nachhaltige Trends, war mit technischen Innovationen den Mitbewerbern oft einen Schritt voraus, und errang viele Rennerfolge. So gewannen z.B. die Fahrer Jan de Vries, Henk van Kessel, Ángel Nieto, Eugenio Lazzarini und Stefan Dörflinger zwischen 1971 und 1982 sieben von zwölf Weltmeistertiteln in der damals außerordentlich populären 50-ccm-Klasse mit einer Kreidler Rennmaschine.

Kreidler war aber auch Ausdruck jugendlichen Lebensgefühls. Die Flucht aus der bürgerlichen Enge des elterlichen Wohnzimmers der 1950er und 1960er Jahre gelang vielen Jugendlichen mit ihren Zweirädern, allen voran der Kreidler Florett aus Kornwestheim. Passend zur Fahrzeugausstellung geben daher zahlreiche, liebevoll dekorierte Vitrinen Einblick in die Jugendkultur der damaligen Zeit, in der die Entfaltung der persönlichen Freiheit immer wichtiger wurde.

Der große Erfolg der Hersteller von Kleinmotorrädern wie Kreidler war insbesondere eine Folge der deutschen Führerscheinvorschriften. Dort gab es nämlich die eigenständige Klasse der Kleinkrafträder, deren Hubraum zwar auf 50 ccm limitiert war, die aber in Bezug auf Motorleistung und Höchstgeschwindigkeit keiner Begrenzung unterlagen. Gefahren werden durften diese Kleinkrafträder ab 16 Jahren mit dem damaligen Führerschein Klasse 4, für den nur eine theoretische Prüfung, z.B. beim TÜV, abgelegt werden musste. Teure Fahrstunden entfielen. Man konnte also, sofern man das nötige Geld für einen entsprechenden fahrbaren Untersatz hatte, nach einer kurzen theoretischen Prüfung mit einem vollwertigen Motorrad, das immerhin bereits ab Werk eine Spitzengeschwindigkeit von knapp 90 km/h erreichte, die Straßen unsicher machen. Dass es dabei aufgrund der fehlenden Erfahrung und der hohen Risikobereitschaft der jugendlichen Fahrer zu schlimmen Unfällen kam, verwundert nicht. Um gesetzlichen Regelungen zur Leistungsbeschränkung zuvor zu kommen, limitierten die Hersteller von Kleinkrafträdern daher die Motorleistung freiwillig zunächst auf 5,3 und später auf 6,25 PS. Findige, manche mögen auch sagen unvernünftige, jugendliche Bastler gaben sich damit aber nicht zufrieden und frisierten ihre Zweiräder auf eine Motorleistung von 8 PS und mehr.

Das Ende des Kleinkraftrad-Booms kam abrupt in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Aufgrund der hohen Unfallzahlen stiegen die Prämien für die Haftpflichtversicherung binnen weniger Jahre um nahezu 300%. Gleichzeitig änderte sich das Konsumverhalten der jugendlichen Zielgruppe. Mofas, Mopeds und Kleinkrafträder verschafften ihren Besitzern auf einmal nicht mehr das Prestige, insbesondere beim anderen Geschlecht, das in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren die motorisierten kleinen Zweiräder so begehrenswert gemacht hatte. Jetzt fuhr man mit dem Bus oder mit dem Fahrrad und wartete, bis man mit 18 ein Auto fahren durfte. Die schicken Disco-Klamotten passten auch nicht so recht zu einem Fahrzeug, bei dem man Wind und Wetter ausgesetzt war. Binnen weniger Jahre gingen die drei renommiertesten Kleinkraftrad-Hersteller Zündapp, Hercules und Kreidler in Konkurs. In den Boomjahren hatten sie sich praktisch ausschließlich auf das Segment der 50-ccm-Zweiräder konzentriert, das auf einmal zu einem Nischenmarkt geworden war. Heute sind diese Fahrzeuge gesuchte Sammlerstücke, die von ihren Fans gehegt und gepflegt werden. Rund vierzig der schönsten Exemplare von Kreidler können ab dem 1. März 2014 im Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM bewundert werden.

Weitere Infos: Tel. 07261 / 9299-0 oder www.technik-museum.de/kreidler

Quelle: Auto-Technik-Museum

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