Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,
jetzt ist es also passiert, die Briten sagen „Goodbye“. Ich bin ernüchtert, aber nicht sonderlich nervös. Europa ist in keinem guten Zustand. Den Menschen ist der Sinn Europas verloren gegangen. Das spüre ich auch bei uns. Die Erzählung von Frieden und Wohlstand trägt nicht. Märkte interessieren sowieso nicht. Die Welt wird immer unübersichtlicher, deshalb orientieren sich die Menschen an kleineren Räumen. Glocalization heißt das neudeutsch, Globalisierung und Lokalisierung zusammen gezogen. Also muss sich Europa be-Sinn-en. Wozu Europa? Darauf braucht es Antworten, die Herzen und Köpfe erreichen. Etwas visionäre Kraft würde dabei helfen. Aber gleichzeitig glaube ich, dass die Antworten von innen und von unten wachsen müssen. Die Menschen müssen sich die Frage selbst beantworten. Wir brauchen so etwas wie ein Jahrzehnt des Dialogs, in dem sich die Europäerinnen und Europäer 100 Jahre nach dem Heidelberger Programm der SPD verständigen, ob sie die Vereinigten Staaten von Europa wollen – und wie diese aussehen müssten, damit sie sie wollen.
Ich will sie übrigens. Mir geht es um das gute Zusammenleben, über den Gartenzaun und auch zwischen den Nationen. Die Menschen mit der schlechtesten Laune sind immer die, die einen Nachbarschaftsstreit haben. Was in unseren sozialen Beziehungen gilt, das gilt auch für Staaten. Welche Weltregion hätte mehr zum guten Zusammenleben beizutragen als Europa, wo wir uns auf engstem Raum und nach heftigsten Konflikten zusammengerauft haben. Das ist für mich ein Modell und daran halte ich fest.
Ja, der Brexit ist eine Zäsur. Aber Zäsuren sind oftmals auch für etwas gut. Wir müssen den Dingen auf den Grund gehen. Vielleicht sind wir da noch nicht, vielleicht muss noch mehr passieren, aber irgendwann werden wir uns am Grund abstoßen. Und Europa wird wieder auftauchen wie ein Schwimmer im See.
Auch sonst war diese Woche eine Menge los: Fracking-Verbot, ein tragfähiger Kompromiss zur Erbschaftssteuer, ich habe im Bundestag gesprochen (https://www.youtube.com/watch?v=E83czCW5Ifs) und spreche heute Nachmittag gleich nochmal. Wer mir auf Twitter (https://twitter.com/larscastellucci), Facebook (https://www.facebook.com/larscastellucci/) oder Instagram (https://www.instagram.com/larscastellucci/) folgt, ist übrigens immer nah dran.
Herzliche Grüße von Lars Castellucci
Termine:
- Montag, 27. Juni, 19:30 Uhr: „Der große Wurf? – Integration und Bildungschancen in Deutschland 2016“, Hörsaal 13, Neue Universität Heidelberg.
- Mittwoch, 29. Juni/Donnerstag, 30. Juni: Deutsch-Britisches Dialogforum der FES, London.
- Sonntag, 3. Juli, 11 Uhr: Sommer Akademie „Flüchtlingsarbeit in den Kommunen“, Herrenberg.