Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,
gestern auf dem Nachhauseweg kam mir ein frustriert wirkender Herr mit Handy am Ohr entgegen. „Jetzt wird nur noch Politik für Minderheiten gemacht“ hörte ich beim Vorübergehen – Thema also die Ehe für alle.
Das habe ich auch in unserer Partei schon öfter gehört: „Aus der Summe von Minderheiten wird noch keine Mehrheit für die SPD“. Ich habe mir angewöhnt – früher eher nachdem, heute nach Möglichkeit bevor ich mich aufrege – zu hinterfragen, was die Leute eigentlich dazu bringt, so etwas zu sagen.
Drei Möglichkeiten: Erstens tatsächlich Sorge um das Wohl der SPD. Zweitens: Das Gefühl, selbst oder mit den Dingen, die einem selbst wichtig sind, nicht ausreichend wahrgenommen zu werden. Drittens: Ablehnung in der Sache, die hinter der vorgeschobenen Sorge versteckt wird.
Sorgen um das Wohl der SPD kann man sich immer mal machen. Aber eigentlich nicht, wenn sie sich gerade erfolgreich für die Durchsetzung ihrer Werte einsetzt: Freiheit vor allem, Gleichberechtigung und damit eben auch Nicht-Diskriminierung.
Gefühlen, selbst nicht richtig wahrgenommen zu werden, bringe ich dagegen viel Verständnis entgegen.
„Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.“
sang schon Mackie Messer.
Was mich allerdings betrübt, wirklich traurig macht: „Anstatt, dass“ (um mit Brecht weiter zu machen) sich die im Dunkeln verbünden und versuchen, gemeinsam, solidarisch Richtung Licht vorzustoßen, fallen sie noch gerne übereinander her. Immer wieder treffe ich Gruppen von relativ Schwachen, die sich die relativ noch Schwächeren suchen, die an ihrem Schicksal Schuld sein sollen. Nach unten treten, um damit selbst ein Stückchen höher zu kommen. Wo lernt man eigentlich solche Verhaltensweisen?
Diese Woche war ich als Vertreter der SPD im Beratenden Ausschuss für die Belange der deutschen Sinti und Roma beim Bundesminister des Inneren. Das ist ein wichtiges Gremien, weil diese deutsche Minderheit Schweres erlitten hat und bis heute Anfeindungen ausgesetzt ist. Gleichzeitig wirft es bei mir Fragen auf: Die deutschen Sinti und Roma wollen mit nicht-deutschen Sinti und Roma nichts zu tun haben. Und wie ich am Dienstag gelernt habe: Die deutschen Sinti mit den deutschen Roma eigentlich auch nicht. Bei allem Respekt vor Identitätsfragen: Wenn man sich untereinander nicht verträgt, wie will man das von anderen erwarten?
Bleiben die, die in der Sache anderer Meinung sind. Dagegen habe ich nichts. Ich werfe der CDU auch nie vor, dass sie gegen Schwule, gegen Gleichstellung von Frauen oder gegen weniger Rüstungsexporte ist. Sie ist halt die CDU, man muss sie ja nicht wählen. Was ich erwarte, ist, dass man seine Meinung auch sagt. Wer das im politischen Geschäft verweigert, ja, der verübt einen Anschlag auf die Demokratie.
Heute ist ein guter Tag für Gleichwürdigkeit in unserem Land. Und doch beschäftigt mich, wie es dazu kam. Die Kanzlerin hat sich tatsächlich in der Woche getäuscht. Sie wollte mal wieder ihre taktisch motivierte Soße aus „mal sehen“, „könnte ich mir vorstellen“, „sollte man prüfen“ über ein Thema ausschütten, und zwar wenn der Bundestag schon in der Sommerpause ist. Dann wäre das Thema abgesoffen, so wie viele Themen in vielen Wahlkämpfen zuvor. Vor solchem Verhalten fehlt mir die Achtung. Es mag in der Vergangenheit erfolgreich gewesen sein, aber auf Kosten der Demokratie.
Nochmal zu den Minderheiten: Wer sich für Minderheiten einsetzt, macht unser Land für alle freier und lebenswerter. Sich in Minderheiten hineinversetzen zu können, macht insgesamt sensibel für Menschen und ihre Anliegen. Ich schiele nicht auf Wählerstimmen oder gar Umfragen, wenn ich mich einsetze, ich setze mich aus Überzeugung ein. Und ich will wieder einen Kanzler, der es genauso hält. Einen mit Haltung: Martin Schulz.
In diesem Sinne herzliche Grüße am Ende der letzten Sitzungswoche meiner ersten Wahlperiode. Ich freue mich auf unsere Begegnungen im Wahlkreis.
Herzliche Grüße
Ihr/Euer
Lars Castellucci
Termine:
- Dienstag, 4. Juli, 19 Uhr: „Zukunft 2030 – Wie werden wir leben?“, Café Lounge Airport, Museumsplatz, Sinsheim.
- Donnerstag, 6. Juli, 13:30 Uhr: Besuch Pflegeheim „Lebensrad“, Schafwiesenweg 9, Eberbach.
- Donnerstag, 6. Juli, 17:30 Uhr: Empfang der Bürgerstiftung, Rathaus, Marktstr. 13, Wiesloch.
- Donnerstag, 6. Juli, 19 Uhr: „Zukunft der Inneren Sicherheit“ mit Christian Pfeiffer, Schmidts Alter Schlachthof, Ringstr. 6, Wiesloch.
- Freitag, 7. Juli, 19:30 Uhr: Jahreshauptversammlung der SPD Dielheim , Gewölbekeller, Rauenbergerstr. 4, Dielheim.
- Dienstag, 11. Juli, 19:30 Uhr: Kreisparteitag der SPD Rhein-Neckar mit Alexander Schweitzer, Bürgerhaus, Hauptstr. 24, Wiesenbach.
- Mittwoch, 12. Juli, 18:30 Uhr: „Reichtum – Armut – und ich?“ mit Dagmar Schmidt, Bürgerhaus, Schulstr. 6, Mühlhausen.