Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,
diese Woche war Haushaltswoche. Ich war mit dem Parlamentarischen Beirat für Nachhaltigkeit in Brüssel, aber ich will über etwas anderes schreiben.
Ich hänge Euch die Rede von Frank Stauss an, die er bei unserer Fraktionsklausur gehalten hat. Frank stammt aus Wiesloch und war der erste leibhaftige Sozi, den ich getroffen habe, bei Egon an der Tanke, wo er einen Studentenjob hatte. Schlappe 28 Jahre ist das ungefähr her. Frank ist ein Mutmacher und verteilt, wenn nötig, auch mal einen rhetorischen Arschtritt (der Begriff ist natürlich unpassend, aber hier treffend).
Interessant ist zum Beispiel sein Einstieg. Er verweist darauf, dass im nächsten Jahr erstmals junge Menschen zur Wahl gehen werden, die als Kanzlerin bewusst nur Angela Merkel erlebt haben. Arme Tröpfe, es geht ihnen so wie mir damals mit Birne.
Nehmen wir mal an, ein paar von ihnen wären auf unserer letzten Kreis-Mitgliederversammlung gewesen, um sich über die SPD zu informieren. Sie hätten eine SPD erlebt, die im Jahr 2016 über die Errungenschaften oder Probleme eines Kanzlers diskutiert, den sie gar nicht kennen: Gerhard Schröder und seine Agenda. Und weniger über das, was heute drückt. Und überhaupt nicht darüber, was wir heute tun müssen, um morgen gut leben zu können. Ein mutiger junger Genosse aus Eberbach hat das am Mikrofon angesprochen und damit einigen Unmut im Publikum ausgelöst.
Ja, die Lebensperspektive eines jungen Menschen ist eine andere als die eines Menschen mit mehr Lebenserfahrung. Genau wie die einer Betriebsrätin eine andere ist als die eines solo-selbstständigen Handwerkers. Der Punkt ist: Wir sind nur dann stark, wenn es uns gelingt, Sammlungsort vieler unterschiedlicher Perspektiven zu sein, die sich auf gemeinsame Ziele einigen. Volkspartei nennt man das.
In eine linke Volkspartei bin ich einmal eingetreten. Dass wir das heute noch sein können, hat Erwin Sellering am Wochenende bewiesen. Das Land wird sowieso immer bunter und vielfältiger. Das ist anstrengend, aber oft auch schön und ohnehin nicht zurückzudrehen. Es lässt uns alle ein Stück weit mehr so leben wie wir eben sind. Was wir für das Land aufschreiben, müssen wir nach innen leben. Zum Teil leben lernen, wie die Mitgliederversammlung bewiesen hat.
Meine herzliche Bitte: Viele wünschen sich in den SPD-Ortsvereinen neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter – dann müssen wir auch offen für sie sein. Zum Beispiel:
- erstmal zuhören, den anderen verstehen wollen;
- bei unseren Veranstaltungen mal nicht zu denen stellen, die man kennt, sondern aktiv die ansprechen, die man (noch) nicht kennt;
- unterschiedliche Sichtweisen aushalten und das, was man klären muss, miteinander klären und dann auch vertreten.
Herzliche Grüße von Lars Castellucci
Termine:
- Samstag, 17. September, 15 Uhr: Eröffnung der Leimener Weinkerwe, Rathausplatz, Leimen