MdB Dr. Stephan Harbarth und DRK-Vizepräsident Jürgen Wiesbeck werben für den Rhein-Neckar-Kreis als „Helfer-App-Modellregion“ / „Helfer vor Ort“ leisten „herausragende Arbeit für Gesellschaft“ / Antwortschreiben von Innenminister Thomas Strobl
(zg) Bei einem Notfall zählt jede Sekunde. Den Betroffenen und ihren Angehörigen kommen die meist wenigen Minuten bis zum Eintreffen des gerufenen Rettungsdienstes oftmals wie eine Ewigkeit vor.
Das wissen auch die Verantwortlichen des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Rhein-Neckar, die mit vielen Initiativen die Rettungskette für die Bürger immer weiter ausbauen und verbessern.
Eine wichtige Rolle hierbei spielen die sogenannten „Helfer vor Ort“ (HvO): Gut ausgebildete Mitglieder der DRK-Ortsvereine werden an ihren jeweiligen Wohnorten von der Integrierten Leitstelle Rhein-Neckar bei Bedarf über einen Notfall in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt informiert, eilen an den Notfallort und versorgen den Patienten bestmöglich, bis der Rettungsdienst eintrifft.
„Im Jahr 2016 hatten wir in unserem Bereich rund 4.000 Alarmierungen, bei denen Helfer vor Ort eingesetzt wurden. 270 unserer Mitglieder haben sich für diesen freiwilligen Dienst gemeldet. Bei einem Notfall entspannt es sofort die Gesamtsituation, wenn sehr schnell jemand da ist, der weiß, was zu tun ist“, berichtete Jürgen Wiesbeck, stellvertretender Präsident des DRK-Kreisverbandes Rhein-Neckar/Heidelberg e. V. und DRK-Landesdirektor der Bereitschaften in Baden-Württemberg, am vergangenen Donnerstag dem Bundestagsabgeordneten Dr. Stephan Harbarth (Wahlkreis Rhein-Neckar). Wiesbeck: „Wir erhalten permanent positives Feedback, das freut uns. Wir sind da, wenn die Menschen Hilfe brauchen. Das ist das Grundelement des Roten Kreuzes.“
Harbarth, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ist von dem HvO-System des DRK begeistert: „Hier wird eine herausragende Arbeit geleistet. Das sind Menschen, die sich aktiv für ihre Mitmenschen einsetzen und Verantwortung übernehmen.“
Mitte Januar hatte sich der Parlamentarier in einem Schreiben an Thomas Strobl, den Innenminister des Landes Baden-Württemberg, gewandt, die Leistungen der DRK-Mitglieder hervorgehoben und um einen Sachstandsbericht hinsichtlich der Helfer-vor-Ort-Systeme gebeten.
Das Antwortschreiben von Strobl liegt mittlerweile vor, der Innenminister führte auszugsweise wie folgt aus:
„Die Helfer vor Ort sind überaus wichtige Ergänzungen des Rettungsdienstes, da sie das sogenannte `therapiefreie Intervall´ um die oft entscheidenden Minuten verkürzen können. Dass dies vor Ort ehrenamtlich geleistet wird, verdient allerhöchsten Respekt und zeigt wieder einmal: Wir sind Ehrenamtsland Nr. 1. Mit dem Gesetz zur Änderung des Rettungsdienstgesetzes (RDG) vom 17. Dezember 2015 hat Baden-Württemberg die Helfer vor Ort-Systeme in das RDG aufgenommen. Derzeit erarbeitet das Innenministerium eine entsprechende Rechtsverordnung zur inhaltlichen Ausgestaltung im formalen Rechtsetzungsverfahren. Sie soll die Organisation, Ausstattung und Ausbildung sowie die Aufgaben und Einsatzkriterien der Helfer vor Ort näher regeln, um diesen und den Leitstellendisponenten Handlungssicherheit zu geben. Hiermit erfüllen wir den verständlichen Wunsch nach rechtssicherer Ausgestaltung der Helfer vor Ort-Systeme.“
Weiter ging es Harbarth um das Thema „Helfer-App“. Parallel zu den Rettungsdiensten soll erfahrenen und registrierten Ersthelfern durch ein in die Leitstelle integriertes vollautomatisches System speziell bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand eine entsprechende Benachrichtigung auf das Smartphone geschickt werden. Wer sich nach den GPS-Daten in der Nähe eines Notfallpatienten befindet, kann den Einsatz bestätigen, zum Notfallort eilen und lebensrettende Sofortmaßnahmen ergreifen. Dieser Einsatz wäre nicht auf eine Stadt oder Gemeinde beschränkt, sondern könnte auch kreis- oder landesweit koordiniert werden.
Laut Strobl arbeitet das Innenministerium derzeit an der Thematik der App-Alarmierung. Der Innenminister schrieb Harbarth: „In diesem Zusammenhang sind im vergangenen Jahr drei Landkreise, die die Durchführung eines Pilotprojekts auf örtlicher Ebene planen, auf das Innenministerium zugekommen. Im Rahmen eines vom Innenministerium organisierten Informationsgesprächs zu Fragen der App-basierten Alarmierung von Ersthelfern, wurde es von den örtlichen Initiatoren als realistisch angesehen, die Pilotprojekte aus Spendenmitteln zu finanzieren. Die spendenfinanzierten Pilotprojekte sollen wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Die Erkenntnisse hieraus sind wichtig für die Fragen einer weiteren Implementierung und Finanzierung. Sofern sich das DRK für den Rhein-Neckar-Kreis ebenfalls mit einem Pilotprojekt beteiligen möchte, wird dies vom Innenministerium ausdrücklich begrüßt. Aus meiner Sicht werden hier in vorbildlicher Weise Digitalisierung und öffentliche Sicherheit verknüpft.“
Laut Wiesbeck wurde bereits vor Jahren in Norwegen eine solche „Helfer-App“ mit riesigem Erfolg eingeführt: „Die Mortalitätsrate ist enorm gesunken.“
Harbarth und Wiesbeck sind davon überzeugt, dass sich die Rhein-Neckar-Region für ein solches Pilotprojekt anbiete. Weitere Mitstreiter sind herzlich willkommen. (Text/Foto: Matthias Busse)