Solarstrom lohnt sich nicht mehr, glauben viele Hausbesitzer. Die Anschaffung sei zu teuer, der Umbau zu aufwändig. Im Interview erklärt Jochen Schäfenacker, Energieberater der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warum das so nicht stimmt und beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Photovoltaik.
Die staatliche Förderung im Bereich Solarenergie wurde ja in den vergangenen Jahren drastisch gekürzt. Lohnt sich Photovoltaik (PV) für Otto-Normal-Eigenheimbesitzer heute noch?
Jochen Schäfenacker: Ganz bestimmt! Denn die Preise für die Anschaffung der Module sind in den letzten Jahren deutlich gesunken, so dass sich Photovoltaik nach wie vor lohnt – vor allem durch die verstärkte Nutzung des Solar-Eigenstroms.
Ist es generell besser, den Strom selbst zu nutzen als ihn ins Netz einzuspeisen?
Ja genau! Da die Einspeisevergütung sich auf niedrigem Niveau eingependelt hat, ist es tatsächlich sinnvoller, den Strom selbst zu nutzen. Momentan bringt die Einspeisung einer Kilowattstunde bei Neuanlagen etwas mehr als 12 Cent, garantiert für 20 Jahre. Eine Kilowattstunde Strom aus dem Netz kostet mindestens 25 Cent. Der Direktverbrauch spart also deutlich mehr ein, als der Verkauf einbringt.
Wie kann ich mehr von dem Strom nutzen, den ich selbst erzeuge?
Mit einer PV-Anlage auf dem Dach kann ich im Durchschnitt 15 bis 30 Prozent des erzeugten Stroms selber nutzen. Abends und nachts, wenn ich beispielsweise für Licht, Fernseher oder Waschmaschine viel Strom brauche, scheint aber keine Sonne. Mit einer Batterie kann ich aber den tagsüber produzierten Strom speichern und so den Anteil an selbstgenutzten Strom auf 30 und 60 Prozent hochschrauben. Die Anschaffung von Speichern wird übrigens staatlich gefördert.
Wie groß sollte denn eine PV-Anlage für ein Einfamilienhaus sein und wie teuer ist das?
Je größer desto besser! Für je 1.000 Kilowattstunden Strom, die ein Haushalt pro Jahr verbraucht, sollte mindestens ein Kilowatt Nennleistung (1 kWp, ausgesprochen: Kilowatt Peak) eingeplant werden. Das kostet inklusive Installation jeweils etwa 1.200 bis 1.600 Euro netto. Mehr als 10 kWp sollten Privatleute nicht einplanen. Jenseits dieser Grenze gelten andere Vorgaben, die den Betrieb komplizierter und weniger wirtschaftlich machen.
Kann eine PV-Anlage auf jedem Dach installiert werden?
Auch, wenn sich hier einige Mythen halten: Flachdächer sind ebenso geeignet wie Dächer mit Neigung. Und auch auf Ost- und Westdächern können Anlagen wirtschaftlich sein. An Fläche benötigt eine Photovoltaikanlage rund acht Quadratmeter pro Kilowatt Nennleistung. Wichtig ist, dass eine eventuell nötige Dachsanierung vorab erledigt wird.
PV-Anlagen werden meisten von Eigenheimbesitzern genutzt. Mieter gehen in der Regel leer aus. Eine Alternative bieten Kleinstanlagen, die man zum Beispiel auf Balkonen aufstellen kann. Als Plug-and-Play-Anlagen speisen sie grünen Strom direkt über die nächste Steckdose ins Hausnetz ein und lassen Stromzähler entsprechend langsamer laufen. Sind solche „Guerilla“-Anlagen technisch ausgereift?
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von ausgereiften Kleinstanlagen. Im letzten Jahr wurden die technischen Randbedingungen durch die Norm VDE 0100-551 geklärt. Allerdings wird in diesem Jahr noch eine Produktnorm veröffentlicht, die den Stecker festlegt, über den man dann in eine Steckdose einspeisen darf. Dies sollte man aus meiner Sicht abwarten.
Der Eignungs-Check Solar der Energieberatung der Verbraucherzentrale beantwortet alle Fragen rund um das Thema Photovoltaik. Bei einem vor-Ort Termin kommt ein Energieberater zu Ihnen nach Hause und prüft anhand von Dachflächen, -Typen und –Neigung, ob eine Solaranlage auf Ihr Haus passt. Dabei beantwortet der Experte Fragen zu Umsetzung, Kosten und Wirtschaftlichkeit. Ebenfalls im Eignungs-Check Solar enthalten sind Informationen zu den aktuellen Fördermöglichkeiten über den Bund und landesweite Fördertöpfe. Im Anschluss gibt es einen Kurzbericht, der einen Überblick liefert, wie „solartauglich“ die Immobilie ist und über die weiteren Schritte informiert. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bietet diesen Check dank Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium für 40 Euro an. Interessierte können ab sofort einen Beratungstermin unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 – 809 802 400 vereinbaren.
Quelle: Verbraucherzentrale Baden Württemberg