„Was die Wirtschaft seit Langem beklagt, nämlich die mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabsolventen, lässt sich beim besten Willen von der Politik nicht länger schönreden“, kommentierte Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle die heute (25.06.) im Landtag diskutierten Ergebnisse der IQB-Studie. Spätestens jetzt müssten alle Alarmglocken schrillen, er sehe den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg gefährdet.
Mit dem Gezänk über Fragen der Schulstruktur müsse es endlich ein Ende haben, verlangte Möhrle. Welchen Platz Baden-Württemberg im bundesweiten Ranking einnehme, sei zweitrangig. Dass ein Viertel der Schüler in der neunten Klasse im Fach Mathematik nicht einmal die Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss erreicht hat, sei schon schlimm genug. Das wirkliche Armutszeugnis sei aber die Tatsache, dass sich dieser Anteil in den letzten zehn Jahren seit der PISA-Studie 2003 nicht verändert habe. „Mit Schulabsolventen, die auf dem Niveau der vierten Klasse stehen geblieben sind, kann das Handwerk nichts anfangen“, unterstrich Möhrle. Seit Jahren müsse mit Nachhilfe und teuren Maßnahmen der Berufsvorbereitung nachgebessert werden, damit diese Jugendlichen der Wirtschaft als zukünftige Fachkräfte zur Verfügung stünden.
Möhrle: „Dieses Ergebnis bisheriger Bildungspolitik im Land muss allen Parteien gemeinsam zu denken geben.“ Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) erneuere daher seine Forderung nach einem Schulfrieden. Alles andere gehe zulasten junger Menschen und der Wirtschaft. Der internationale Wettbewerb und die wachsende Vielfalt in unserer Gesellschaft stellten unser Bildungssystem vor neue Herausforderungen. Möhrle: „Wir müssen die Bildungsqualität steigern. Dazu braucht es an allen Schularten neue individuellere Lernformen und vor allem eine ausreichende Anzahl gut ausgebildeter Lehrkräfte.“ Er erwarte, dass die Parteien im Landtag davor nicht länger die Augen verschließen.
Quelle: Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.